CH.FILM

Promised Land Italien, Schweiz, USA 2004 – 99min.

Filmkritik

Einsam im Land der Träume

Andrea Lüthi
Filmkritik: Andrea Lüthi

Das Roadmovie "Promised Land" dreht sich um Sehnsüchte, Wurzellosigkeit und die Bedeutung der Vergangenheit. Es ist der erste professionelle Spielfilm des Tessiner Regisseurs Michael Beltrami.

Ethan Wildwood gilt als Freak. Einst Kinderstar, hält er sich noch immer für eine Berühmtheit und mag sich nicht damit abfinden, dass er längst vergessen gegangen ist. In seine Scheinwelt, in die er sich abgekapselt hat, dringt doch hin und wieder die Realität vor: Seine Erfolglosigkeit und das Desinteresse der Leute gehen nicht spurlos an ihm vorüber. Eines Tages verbrennt er seine Fotos und seinen Wohnwagen. Ein Verzweiflungsakt, oder doch nur wieder ein Versuch, Aufmerksamkeit auf sich zu lenken, wie die Presse glaubt? Sein vielleicht einziger Freund, ein TV-Produzent, bietet ihm daraufhin einen Job an: Für eine Sendung soll er mit einer Digitalkamera durch die Gegend fahren und seine Begegnungen mit alltäglichen Menschen aufnehmen.

Bei einer einsamen Tankstelle kreuzt Vicky seinen Weg, und Ethan ist fasziniert von der bestimmt auftretenden aber traurigen Frau. Das Leben der bekannten Sängerin hat sich durch ein tragisches Erlebnis verändert; Berühmtsein bedeutet ihr nichts mehr. Während Ethan ihr nachspürt, lernt er die halbwüchsige Norma kennen. Auch sie ist auf der Suche nach Vicky; ihr Schicksal scheint mit dem ihren verknüpft.

Ethans Videoaufzeichnungen vermengen sich mit Kindheitserinnerungen und Filmausschnitten aus seiner Starzeit. Doch die dazwischen montierten Bilder gehören nicht nur zu seinem Leben: Das kleine Mädchen mit dem blauen Ball entstammt Vickys Lebensgeschichte. Und dieses Bild vereinigt die Gegenwart mit der Vergangenheit: Als die drei mitten in der Wildnis unterwegs sind, springt plötzlich ein blauer Ball wie aus dem Nichts über den Weg: Scheinwelt und Vergangenheit, Wahrheit, Filmwelt und Wunschträume lassen sich nicht mehr voneinander trennen.

So verschieden die drei Figuren sind, so verbinden sie doch einige Gemeinsamkeiten: Allesamt sind sie wurzellose, umherirrende und ruhelose Menschen mit einer besonderen Beziehung zur Vergangenheit: Während Wildwood seine Kindheit verherrlicht und sich in diese flüchtet, verdrängt die junge Norma ihr bisheriges Leben und träumt von einem Neuanfang. Vicky wiederum ist geprägt von dem Schockerlebnis, das einige Jahre zurückliegt und das sie zu bewältigen hat. So hilft die Begegnung den dreien, in ihrem Leben wieder Fuss zu fassen. Besonders Ethan gelingt es allmählich, zu sich selber und zur Realität zurückzufinden in der Weite Amerikas: dem Land der Sehnsucht und der Illusionen, in das es jene verschlägt, die vom Film träumen. Viele müssen die bittere Erfahrung machen, dass ein heute gefeierter Star morgen ein Niemand ist - anderen gelingt es, wie Ethans Freund, dem TV-Produzenten, der aber dennoch nicht ganz glücklich ist und sich nach seiner Heimat Italien sehnt.

Eine tatsächliche Begegnung Beltramis mit einem Möchtegern-Schauspieler, der sich eine Karriere als Star erhoffte, legte den Grundstein für das Roadmovie. Offen zeigt der Regisseur seine Zugneigung zu diesen Aussteigern, die vom grossen Glück in Hollywood phantasieren - sein Film ist eine liebevolle Hommage an den amerikanischen Traum.

19.02.2021

4

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