Non ti muovere Italien, Spanien, Grossbritannien 2004 – 125min.

Filmkritik

Schiffbruch der Gefühle

Rolf Breiner
Filmkritik: Rolf Breiner

Ein Arzt pendelt zwischen Geliebter und Familie. Erst der Unfall seiner Tochter bringt ihn zur Besinnung. Das gekünstelte Melodrama zeigt Penélope Cruz als Prostituierte, die sich schwer tut.

In der Realität wie im Kino sind Eingriffe "von oben" oft lebensverändernd und prägend. Meistens wird von Schicksalsschlägen gesprochen, wenn ein unerhörtes Ereignis jemanden oder eine Gemeinschaft aus der Bahn wirft oder zur Besinnung bringt. Letzteres ist der Fall, als die 15-jährige Tochter des Chirurgen Timoteo (Sergio Castellitto) verunfallt.

Während sie operiert wird, schweifen seine Gedanken zurück. Eine glückliche Ehe, Erfolg im Beruf und dann die Begegnung in einer trostlosen Wohngegend. Es ist heiss, sein Auto streikt, und Antonio begegnet in einer Kneipe einer jungen Frau, Italia (Penélope Cruz). Er stellt ihr nach, macht sie an - und vergewaltigt sie. Aus diesem Sexakt wächst Begehrlichkeit, Besessenheit, Leidenschaft. Timoteo kann von der Quatierhure nicht mehr lassen. Sie wird seine Geliebte, wird schwanger - und lässt abtreiben, weil sie keine Zukunft mit dem Mann und seinem Doppelleben sieht.

Mit "Non ti muovere" seziere Regisseur und Hauptdarsteller Sergio Castellitto die männliche Seele, heisst es. Ein Mann stellt sich seinen Gefühlen. "Non ti muovere", basierend auf dem gleichnamigen Roman von Castellitos Ehefrau Margaret Mazzantini, ist wirkungsvoll und schonungslos inszeniert. Ein Film über Doppelspiel und Leidenschaft, Wahrheit und Wahrhaftigkeit. Äusserlich nimmt Timoteo Abschied von seiner Geliebten, aber innerlich trägt er sie im Herzen.

Castellitto beschreibt eine Gratwanderung (ohne freilich abzustürzen), das Eingeständnis eines Mannes, das Scheitern einer Leidenschaft und den Verlust unwiederbringlicher Momente. Dabei trägt er bisweilen dick auf, meistens in den Vorstadt-Szenen. Dann suhlt sich Castellitto im schäbigen Milieu und präsentiert Penélope Cruz als Strassenopfer und Liebessirene.

Diesem anspruchsvollen Part ist die Cruz nur teilweise gewachsen. Sie liebt und leidet und liebt - eine Märtyrerin der Gefühle. Währenddessen verkörpert Castellitto den Mann, der zwischen Familienverantwortung, Lust und Leidenschaft hin- und hergerissen ist, der höchste Glücksmomente erfährt und schmerzhafte Abstürze. Beide wurden mit dem italienischen Filmpreis Premio David di Donatello ausgezeichnet. Die schonungslose Tragödie ist schmerzhaft schön, aber nicht vor Kitsch gefeit.

10.11.2020

3.5

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Kommentare

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ursin87

vor 19 Jahren

dieser fil ist für jeden ein absolutes muss! spannung, erotik, drama. es gibt einfach alles in diesem film zu sehen!


bruna69

vor 19 Jahren

eindrücklicher dramatischer film


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