Crash Deutschland, USA 2004 – 113min.

Filmkritik

Stadt der Bengel

Björn Schäffner
Filmkritik: Björn Schäffner

In Los Angeles fahren sich tagtäglich Menschen an den Karren. Sei es nun mit oder ohne Auto. "Crash" zeigt eine Millionenmetropole, in welcher der viel zitierte Schmelztiegel mehr Mythos als Realität ist.

Schon am Anfang kracht es. Zwei Frauen, die eine hispanischer, die andere asiatischer Herkunft, streiten sich auf offener Strasse. Es fallen rassistische Worte. Die Stimmung ist explosiv. Los Angeles, zur Weihnachtszeit.

Konflikte sind bekanntlich das A und O aller dramatischen Handlungen. Und auf "Crash", das Regiedebüt von Paul Haggis, scheint dies gleich in besonderem Masse zuzutreffen: permanent geraten sich die Angelinos, die Bewohner von Los Angeles, in diesem Film in die Haare. Vorab im Verkehr, der wie eine Hauptschlagader durch die Grossstadt pumpt. Oder im Waffenladen, wo ein persischer Immigrant (Shaun Toub) als Osama abgeputzt wird. Im Spital, wo ein Polizist (Matt Dillon) keine HMO-Behandlung für seinen an Prostatata leidenden Vater durchboxen kann.

Wut und Intoleranz scheint das Dasein dieser Menschen zu prägen. Mit Unbill allein wäre aber noch kein guter Film gemacht. Das weiss auch Haggis, der das Drehbuch des diesjährigen Oscargewinners "Million Dollar Baby" schrieb. Der gebürtige Kanadier vermeidet jegliche Schwarzweiss-Zeichnung und verwebt die Schicksalsfäden seiner Figuren in seinem Regiedebüt so intelligent, dass man über die gleichzeitige Leichtigkeit und Komplexität des Drehbuchs nur staunen kann. Und man muss schon ziemlich aufpassen, um alles mitzukriegen: Was da auf verschiedensten Ebenen zwischen all den Weissen, Schwarzen, Latinos, Koreanern, Ladenbesitzern, Gangstern, Homeboys, Polizisten, Staatsanwälten, TV-Produzenten, Reichen, Armen, Müttern, Vätern und ihren Kindern alles abläuft, ist mehr als nur abendfüllend.

"Crash" zeigt Bilder von einer rohen Intensität, wie man ihnen im amerikanischen Kino nur selten begegnet. Bilder, wie sie etwa das mexikanische Juwel "Amores Perros" auf die Leinwand brachte. Zum Prädikat "Meisterwerk" reicht es "Crash" aber nicht ganz. Dafür ist Haggis' Film eine Spur zu leutselig geraten: in einigen Szenen schrammt "Crash" haarscharf am Kitsch vorbei. Einen exzellenten Gesamteindruck hinterlässt der Film aber trotzdem: der Kraft seiner Dialoge, einem hervorragenden Schauspielerensemble und dem kongenialen Drehbuch sei Dank.

17.02.2021

5

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Kommentare

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dulik

vor 6 Jahren

Mehrere zusammenhängende Kurzgeschichten, die eindrücklich zeigen, wohin Vorurteile und Rassismus führen können. "L.A. Crash" ist spannend, abwechslungsreich und regt einem definitiv zum Nachdenken an. Der Zusammenhang der verschiedenen Geschichten ist sehr durchdacht und bis ins kleinste Detail geplant. Ein grandioser Film, der noch lange nachwirkt.
9/10Mehr anzeigen


stephelbine

vor 11 Jahren

Gefiel mir wirklich gut


Gelöschter Nutzer

vor 17 Jahren

hatte davor nichts von dem film gehört. haben uns einfach mal reingesetzt und es war echt ein super film, in jeder hinsicht. hab danach den film jedem empfohlen und nicht schlecht gestaunt, als ich sah, dass er film des jahres wurde. unbedingt anschauen!!


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