Alfie Grossbritannien, USA 2004 – 106min.

Filmkritik

Elegante Leere

Simon Spiegel
Filmkritik: Simon Spiegel

Dass man sich als Englishman in New York nicht wie ein Alien vorkommen muss, wie Sting einst sang, beweist Jude Law in «Alfie».

Der lebensfreudige Single Alfie hat sich den Big Apple zu seinem Jagdrevier erkoren und hangelt sich munter von einer Affäre zur nächsten. «Bloss keine Verpflichtungen eingehen» lautet sein Motto - sobald ihm eines seiner schönen Opfer zu nahe kommt, macht er sich schon wieder auf die Socken.

Dass sich solch unmoralisches und gewissenloses Verhalten nicht auszahlt - nicht auszahlen darf -, versteht sich von selbst. Alfie verletzt alle Menschen, die ihm nahestehen, auch jene Frauen, die ihn tatsächlich lieben. Und so ist es nur eine Frage der Zeit, bis der Grossstadt-Casanova schmerzlich am eigenen Leibe erfahren muss, was der Zuschauer schon von Anfang weiss: Nichts wird in Hollywood härter bestraft als ein Verstoss gegen Family Values.

Der Plot von «Alfie» ist also mehr als durchsichtig, und den Zuschauer beschleicht bald einmal die Frage, was dieser Film eigentlich soll, denn die fehlende Spannung wird weder durch Humor noch durch grosse Emotionen ausgeglichen. Alfies Liebesleben plätschert so dahin, ohne dass einen die Ereignisse sonderlich interessieren würden, und wenn der Beau am Ende einsam und von allen Freunden verlassen dasteht, ist man weder gross erschüttert noch erfreut, sondern vor allem gelangweilt.

Wahrscheinlich hat auch Regisseur Charles Shyer gemerkt, dass seinem Film etwas fehlt, und sich deshalb dazu entschlossen, «Alfie» wenigstens visuell aufzumotzen. Dies ist ihm auf jeden Fall gelungen: Ein Reigen betörend schöner Menschen, allen voran natürlich Law, wird auf der Leinwand vorgeführt, präsentiert in erlesen ausgeleuchteten Bildern. Wenn man schon keine Geschichte hat, dann erzählt man diese wenigsten spektakulär: Coole Musik, Splitscreensequenzen und schnell hintereinander geschnittene Schwarzweissphotos fehlen ebensowenig wie das plötzliche Einfrieren des Geschehens zu Standbildern, und Law durchbricht die filmische Illusion immer wieder, indem er sich mitten in einer Szene direkt ans Publikum wendet.

Das ist alles gekonnt gemacht, ändert aber leider nichts an der Tatsache, dass «Alfie» ein blutleerer und ziemlich langweiliger Streifen ist.

10.11.2020

2

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Kommentare

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dulik

vor 5 Jahren

"Alfie" erzählt die Geschichte des gleichnamigen Playboys aus New York, gespielt von Jude Law, dessen Leben scheinbar perfekt läuft. Schon bald wird aber klar, dass der Schein manchmal trügen kann und welchen Stellenwert das eigene Seelenwohl hat, ohne welches alles andere auch nichts wert hat. Das Hauptmerkmal des Films ist die aussergewöhnliche Erzählweise, bei deren der Hauptdarsteller immer wieder direkt in die Kamera zum Publikum spricht. Obwohl der Film wie eine Komödie daherkommen mag, hinterlässt er am Ende eher einen bitteren Nachgeschmack.
7/10Mehr anzeigen


Janissli

vor 7 Jahren

Eine etwas unkonventionelle Mischung zwischen gespieltem Film und direkter Ansprache der Zuschauer. Irgendwie ist das Ende der Geschichte fast etwas traurig, regt aber zum Nachdenken an.


siheja

vor 17 Jahren

als ich den Trailer sah, dachte ich, wow, der wird bestimmt gut sein. doch weit gefehlt, der ist ja total langweilig. nichts gegen Jude Law, ein wirklich guter Schauspieler (Enemy at the gates/cold mountain), doch hier hat ers verbockt. von Sienne Miller fang ich schon gar nicht an zu reden.. die soll nochmals zur Schauspielschule.Mehr anzeigen


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