CH.FILM

Mein Name ist Bach Deutschland, Schweiz 2003 – 90min.

Filmkritik

Männer, Macht, Musik

Filmkritik: Irene Genhart

Übertriebener Historientreue souverän spottend schildert Dominique de Rivaz in ihrem Spielfilmdebüt die Begegnung Friedrichs des Grossen mit Johann Sebastian Bach. "Mein Name ist Bach" gewann den Schweizer Filmpreis 2004 als bester Spielfilm.

1747. Der zweite Schlesische Krieg ist vorbei, der Siebenjährige Krieg steht vor der Tür. In Potsdam hat man soeben das neue Schloss Sanssouci fertig gebaut, und in der Musik steht das Pianoforte am Anfang seines Triumphzuges. Johann Sebastian Bach (Vadim Glowna), 62 Jahre alt und von beginnender Blindheit gezeichnet, reist in Begleitung seines Sohnes Friedemann (Anatole Taubman) zur Taufe seines ersten Enkels von Leipzig nach Potsdam. Adam soll das Kind heissen, es ist der Erstgeborene von Emanuel Bach, dem zweiten Sohn Johann Sebastians, der am Königshof als Cembalist und Musikintendanten engagiert ist.

Wie ein Lauffeuer verbreitet sich die Nachricht von der Ankunft des Musikers. Noch am selben Tag beordert Friedrich II. von Preussen (Jürgen Vogel) ihn an seinen Hof. Bach soll eine sechsstimmige Fuge auf eine Melodie improvisieren, die Friedrich selber erfunden hat. Der Komponist indes, erschöpft von der Reise und müde, im Auftrag der Mächtigen zu stehen, weigert sich, in die Tasten zu greifen.

Am 7. Mai 1747 sind sich der damals 33-jährige Friedrich II. von Preussen und der 62-jährige Johann Sebastian Bach tatsächlich begegnet. Das ist zwar historisch verbürgt, doch bis heute figuriert dieses Aufeinandertreffen zweier grosser Ikonen der Welt- und Kulturgeschichte bloss als Randnotiz der Geschichte.

Ausgehend von der Tatsache, dass Bach dem König kurz nach seiner Rückkehr nach Berlin zusammen mit einem freundschaftlichen Brief die Komposition "Das Musikalische Opfer" zukommen liess, haben Regisseurin Dominique de Rivaz und Drehbuchautor Jean-Luc Bourgeois die Begegnung zwischen König und Komponist weitergesponnen und intensiviert.

Derweil der König seinen Umzug nach Sanssouci vorbereitet und die Familie Bach der Taufe entgegen fiebert, schreibt Bach bei Kerzenlicht, Wein und mit tränenden Augen an der geforderten Fuge. Bachs Auseinandersetzungen mit den ebenfalls komponierenden Söhnen, die in seinem Schatten stehen, und Friedrichs Streitereien mit seiner Prinzessin Amalia, die sich kaum um die Etikette kümmert, aber dafür Friedemann verführt, bilden den illustren Hintergrund der Kostümkomödie.

"Mein Name ist Bach" gibt künstlerischer Freiheit den Vorzug gegenüber Historientreue - da taucht schon mal mit anachronistischem Augenzwinkern ein Gemälde von Warhol auf, und die Barockmusik schlägt bisweilen munter moderne Töne an. Die Konstellation gipfelt in einem Gespräch, in dem sich König und Komponist als Sohn und Vater begegnen.

Mit Vadim Glowna als wunderbar fahrigem Bach und Jürgen Vogel als Friedrich, der sich zwischen eigenen Bohème-Ansprüchen, dem Zorn auf seinen Vater, der Sehnsucht nach seinem toten Geliebten und einem irrwitzigen Machtdenken innerlich aufreibt, ist "Mein Name ist Bach" ein sehenswertes und unterhaltsames Kinovergnügen.

28.10.2021

4

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