Gothika USA 2003 – 95min.

Filmkritik

Adieu, Kassovitz!

Filmkritik: Simon Kern

Nach "Les rivières pourpres" gibt Mathieu Kassovitz mit einem weiteren mysteriösen Thriller sein US-Debüt. Dabei setzt der Franzose erneut auf Atmosphäre und eine illustre Besetzung, scheitert aber empfindlich. "Gothika" mit Halle Berry wirkt dank Unglaubwürdigkeiten und kruden Wendungen reichlich albern.

Es ist ja an sich keine schlechte Sache, wenn es dem Kinogänger bei einem Mystery-Thriller die Nackenhaare aufstellt und er ungläubig die Augen aufreisst. Dass dabei der Schuss dennoch nach hinten losgehen kann, beweist der 37-jährige französische Regisseur Mathieu Kassovitz mit seinem US-Debüt "Gothika". Das Grauen packt die Filmfreundin hier nämlich allein ob all der Unglaubwürdigkeit, der albernen Wendungen und der hanebüchenen Dialoge, mit denen Kassovitz seine Geschichte aufzulösen versucht.

Zu klären gibt es in "Gothika" einiges, denn was sich hier zuträgt, ist gewiss gespenstisch. Als nämlich die Psychiaterin Miranda Grey (Halle Berry) auf dem Nachhauseweg in gräuslichem Wetter zu einer Umfahrung mehr oder weniger durchs Dickicht gezwungen wird, erscheint unvermittelt ein spärlich bekleidetes Mädchen vor ihrem Auto und geht ebenso unvermittelt in Flammen auf. Als Grey wieder zu sich kommt, ist sie als Patientin in der eigenen Anstalt eingesperrt. Es kommt gar noch dicker: Greys Ehemann ist tot, sie selbst dringende Verdächtige des überaus grausamen Mordes. Was in Gottes Namen hat sich zugetragen?

Die letzte Regiearbeit des nach seinem Durchbruch mit "La haine" als Nachwuchshoffnung gehandelten Kassovitz war "Les rivières pourpres". Dabei handelte es sich ebenfalls um einen mysteriösen Thriller, um einen, der mit Atmosphäre, Schauplätzen, charismatischen Darstellern und kraftvollen Bildern in seinen Bann zog, letztlich aber auch mit einer kraftvoll an den Haaren herbeigezogenen Auflösung enttäuschte. Ähnliches gibt es nun über den Nachfolger "Gothika" zu vermelden, nur dass die Qualitäten im Vergleich zum Vorgänger nur noch in Ansätzen wiederzuerkennen sind, während der Glaubwürdigkeit noch weit mehr Unheil widerfährt. Nicht zuletzt leidet "Gothika" auch unter der einen oder anderen Länge - die Kassovitz tatsächlich mit billigen Schockeffekten wie etwa aufgescheuchtem Getier zu überbrücken versucht. Ts, ts, ts.

Wer kann, mag seinen Verstand ausschalten und sich von dem übernatürlichen Treiben "begeistern" lassen. Wer jedoch Hoffnung in die Karriere dieses einst viel versprechenden Nachwuchsregisseurs gesetzt hat, mag vor Entgeisterung über das gespenstische Geschwurbel nicht mal mehr lachen.

19.02.2021

2

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Kommentare

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8martin

vor 3 Jahren

Der Titel ist als Label verpflichtend. Die schlichten Horrorfilme basieren nicht auf Elementen der Logik und sie halten auch, was sie versprechen. Meist werden Symbole aus mythischer Vergangenheit bemüht, wie z.B. die anima sola, verstärkt durch weibliche Urängste, Monster und Vergewaltigung. Wenn sich dann das Drehbuch noch mit einer Logik vom Format eines Schweizer Käses etabliert, kann der Plot seelenruhig über etwaige rationale Untiefen leicht hinwegsegeln und ins Reich der Taschenpsychologie abdriften.
Die Psychiaterin Dr. Miranda Grey (Hale Berry) sieht Zombies, verunglückt und wird in die eigene Klinik eingewiesen. Weder Freund (z.B. Robert Downey Jr.) noch Feind glauben ihre hanebüchenen Visionen. Sie recherchiert, flieht, findet wie auch immer einen Sado-Maso Keller mit Filmset und um das Grauen noch zu vergrößern entdeckt Miranda ihren bis dato knuffigen Ehemann Doug (Charles S. Dutton), der mordet und kleine Mädchen vergewaltigt. Ein zweiter Täter kommt ins Spiel als ein Tattoo (anima sola) auf Sheriff Ryans Brust entdeckt wird (Leonard Cohan hatte diese Bild auf der Rückseite seiner ersten LP).
Zwei Dinge dürfen nicht fehlen: vor ihrem Aussetzer hatte Miranda Cloe (Penelope Cruz) behandelt. Jetzt trennen sie sich als Freundinnen. (?!) Kurz darauf sieht Dr. Grey einen Bub als Zombie auf der Straße. Ein LKW überfährt ihn. Regie und Drehbuch wollen damit die Unendlichkeit der Geschichte andeuten. Immer wieder gern genommen.
Gehirn aufs Regal, Empfänger nur auf optische Reize limitieren. Und die wirken lassen, wirken lassen…
Hale Berry katatonische Verkrampfungen sind nicht schlecht. Der übrige Rest ist erkalteter Kaffee.Mehr anzeigen


movie world filip

vor 12 Jahren

transparante thriller mit okay leistung von berry


khurerbuab

vor 17 Jahren


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