Elsewhere Teil 2 Österreich 2003 – 120min.

Filmkritik

Überall ist anderswo

Filmkritik: Senta van de Weetering

Nikolaus Geyrhalter und sein Team haben das Jahr 2000 reisend verbracht. Jeden Monat waren sie "Elsewhere". Aus zwölf mal zwanzig Minuten entsteht so ein vierstündiger Film, der Nachrichten von allen Enden der Welt überbringt. Die Reise beginnt in der Sahara und endet auf Mikronesien. Dazwischen liegen Orte wie Grönland, Australien, Indonesien, Indien. Jeweils eine Person oder eine Gemeinschaft steht im Zentrum.

Es kommt sehr Unterschiedliches zusammen in diesen vier Stunden. Eine Familie in der russischen Tundra steht da neben einer Gemeinschaft im indonsischen Dschungel, das Leben auf 4000 Metern Höhe im indischen Ladakh neben dem in der Sahara. Geyrhalter stellt die verschiedenen Kulturen unvermittelt neben einander, den Rentierzüchter im Norden Finnlands neben die beiden Frauen des Gemeindevorstehers in Namibia, den Fischer in Sardinien neben die 87-jährige Haushaltsvorständin in China.

Geyrhalter ist angetreten mit dem Ziel, "die Bandbreite dieser Welt zu dokumentieren." Dabei weiss er, dass auch in einem Film von vier Stunden Länge keine Vollständigkeit erreicht werden kann. Er entscheidet sich dafür, an jedem Ort eine Person oder eine kleine Gemeinschaft zu portraitieren, die er in ihrem Alltag filmt und zu Wort kommen lässt. Die gezeigten Menschen leben in einem Rhythmus, der von der Natur diktiert wird, auch wenn der Einfluss der westlichen Zivilisation durchaus spürbar wird: Der samische Rentierzüchter fährt einen elektrischen Schlitten, der sibirischen Familie wird das Leben in ihrer Heimat durch Umweltverschmutzung verunmöglicht. Als "bewegte Postkarten" wurden seine Filmschnitzel aus aller Welt bezeichnet. In der Tat kommen immer wieder Landschaften von exotischer Postkartenschönheit vor die ruhig geführte Kamera. Auch dies gehört mit zum Reiz des gesamten Werkes.

Diese vier Stunden sind lang, ohne jedoch langweilig zu werden. Am Ende hat man viel gesehen und in das Leben vieler Menschen einen winzigen Einblick erhalten. Und beginnt sich zu fragen, was sie alle verbindet, warum sie sich in einem einzigen Film wieder finden. Die Antwort wird schwierig. Ein Leben abseits der "modernen" Welt, verbunden mit der Natur und geprägt von Traditionen. – Genügt das? Ja, wenn es zur Einsicht führt, dass dieses Leben "anderswo" nicht wie zu Beginn dieses Textes behauptet, eines an den Enden der Welt ist, sondern in einem anderen Zentrum.

Teil 2 von Elsewhere dokumentiert den zweiten Teil des Jahres und reist mit uns von Juli bis August durch die indische Bergregion Ladakh, Sibirien, das chinesische Yunnan, Sardinien, Kanada und das Woleai Atoll in Mikronesien.

17.09.2003

4

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