Zauberfelsen 2002

Filmkritik

Zauberfelsen

Filmkritik: Eduard Ulrich

Ist es Zufall, dass sich kurz nach "Unterwegs in die nächste Dimension" ein weiterer Dokumentarfilm archaischen Geheimnissen widmet? Der erfahrene Dok-Filmer Peter Amman besucht die magischen Orte der Buschleute und öffnet unsere Augen für die Bedeutung und Schönheit ihrer Felszeichnungen, die an die berühmten Höhlenzeichnungen in Südfrankreich erinnen.

Die Buschleute gehören zu den Ureinwohnern des südlichen Afrikas und wurden von den Weißen aus ihren felsigen Gebieten vertrieben. Seit den Burenkriegen fertigen sie keine Zeichnungen mehr an. Trotzdem gibt es noch bilderkundige Nachfahren. So befinden sich in Peter Amman's Truppe nicht nur fünf weisse Gelehrte aus Südafrika, den USA und Deutschland, sondern auch zwei Afrikaner, die mit den Riten der Buschleute vertraut sind. Schon Namen wie Brand- oder Drachenberg klingen verheissungsvoll. In Ruhe können wir die wunderbaren, farbigen Darstellungen an den Felswänden bestaunen, und wir erfahren Hintergründe der Entstehung und ihre Bedeutung. Bewegend ist der Ausschnitt aus einem Film des österreichischen Forschers Pager, der sich die Dokumentation der Zeichnungen zur Aufgabe gemacht hatte, wobei er seinen Lebensstil in den letzten Jahren bis zu seinem Tod 1985 weitgehend an denjenigen der damaligen Buschleute anglich.

Die grossartigen Landschaften des südlichen Afrikas erinnern uns in ihrer bizarren Urtümlichkeit an die dramatische Vergangenheit der Erde und stimmen uns auf die Suche nach den Zeugnissen der menschlichen Vergangenheit und Vergänglichkeit ein. Der Helikopterflug über eindrucksvolle Schluchten lässt die Kluft zwischen moderner Technik und Erdaltertum unmittelbar ins Auge springen. Über die filmisch vermittelte Teilnahme an traditionellen Riten der Heilung und Naturbeschwörung erfahren wir die Distanz zwischen modernem Weltbild und afrikanischer Kultur. Beispielhaft werden wir Zeuge eines amüsanten Kommunikationsproblems zwischen einem weissen Südafrikaner und einem weisen Buschmann. Ein erfolgreicher Brückenschlag gelingt der US-amerikanischen Anthropologin, die eine der einheimischen Sprachen fließend spricht. Wir kommen auch in den Genuss eines sprachklanglichen Unikums, eines speziellen Knacklauts. Neben den bezaubernden Bildern für die Augen werden unsere Ohren auf eine nicht minder spannende Reise geschickt. Stimmige Musik trägt uns nach Afrika und begleitet uns auf dieser Entdeckungsreise.Weißsse TeilnehmerInnen schildern auf berührende Weise ihre persönlichen oder familiären Schicksale, die sie mit den Buschleuten verbindet und lassen uns Anteil nehmen an ihrer tragischen Vergangenheit. Vielleicht ist dieser schöne Film ein Stein auf dem Weg zu einer neuen Geschichtsschreibung?

24.09.2002

4

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