Mord nach Plan USA 2002 – 120min.

Filmkritik

Mord als philosophisches Experiment

Bruno Amstutz
Filmkritik: Bruno Amstutz

Den perfekten Mord zu begehen, ist schwieriger, als man denkt. Zwei Teenager versuchen sich an der Aufgabe und haben fortan Polizistin Sandra Bullock im Nacken. Diese wiederum flieht vor der eigenen Vergangenheit. Die Konstellation lässt viel Raum für psychologische Winkelzüge, allerdings auf Kosten kriminalistischer Spannung.

Wer einen Mord begehen kann, ohne dafür Konsequenzen tragen zu müssen, ist wahrhaft frei. Eine Theorie, die sich die gelangweilten Highschool-Kids Richard (Ryan Gosling) und Justin (Michael Pitt) in alkoholgeschwängerten Nächten in einem verfallenen Hotel zusammenspinnen. Dummerweise tut die Gesellschaft alles, um solche Freiheitsträume zu unterbinden, was den Mord zur intellektuellen Herausforderung macht. Richard und Justin lesen sich Fachwissen über Spurensicherung, Gerichtsmedizin und Polizeiprozeduren an, konstruieren sich Alibis und geloben, zur Tat zu schreiten.

Verpackt in eine Plastikblache wird bald darauf tatsächlich eine weibliche Leiche im Wald gefunden. Ein Finger ist abgehackt worden, sie trägt Würgemale, aber auch Platzwunden am Kopf, und nach dem Tod wurde noch auf sie eingestochen. Ritualmord? Serienkiller? Psychopath? Als Detective Cassie Mayweather (Sandra Bullock) zur Spurensicherung eintrifft, sieht alles nach einem verwirrenden Fall aus.

Mayweather, von den Berufskollegen hinter ihrem Rücken nur "Die Hyäne" genannt, trägt ihren Spitznamen nicht umsonst. Ihrem neuen Arbeitspartner Sam (Ben Chaplin) macht sie mit betont lehrmeisterlicher Haltung klar, wer der Chef im Team ist. Hinter der rüpelhaften Fassade steckt jedoch mehr als Arroganz. Cassie nagt an einem Trauma aus ihrer Vergangenheit, das sie in einsamen Momenten im Alkohol zu ertränken versucht.

"Murder By Numbers" interessiert sich mehr für die Psychen und Motive der Beteiligten als für die Gewalttat an sich. Ein "Whodunit" ist der Film deshalb definitiv nicht - dem Publikum ist von Beginn weg klar, wer für den Mord verantwortlich ist. Ständig mehr zu wissen als die Ermittler, zerstört aber den Spass des Mitratens. Statt "wer war's?" dürfen sich die Zuschauer nur noch "wie haben sie's getan?" und "kommen sie damit davon?" fragen. Immerhin kann das Publikum noch Vermutungen über die Hintergründe der seltsamen Verhaltensweisen von Cassie Mayweather anstellen, die ihren neuen Arbeitskollegen mit Verführung gängelt und dann erniedrigt, seine Freundschaft sucht und ihn gleichzeitig vor den Kopf stösst. In diesem Wechselspiel kann Sandra Bullock schauspielerische Wandlungsfähigkeit beweisen. Am wenigsten weiss sie allerdings zu überzeugen, wenn sie die knallharte, Kaugummi kauende Polizistin markieren muss.

Dass "Murder By Numbers" die genretypischen Konventionen aufzubrechen versucht, ist dem Film anzurechnen. Leider bleibt dabei aber die kriminalistische Spannung zeitweise auf der Strecke. Dass die Ausgangslage der Geschichte aber nicht nur das Konstrukt eines auf Originalität bedachten Drehbuchautors ist, beweist der historische Bezug. Die Grundidee zum Film basiert auf dem Mordfall Leopold & Loeb von 1924. Damals begingen zwei intelligente junge Männer einen Mord nach ausgeklügeltem Plan - einfach nur um das perfekte Verbrechen auszuführen.

25.01.2021

3

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Kommentare

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ofrick

vor 21 Jahren

spannend


joscuffil

vor 21 Jahren

Ich fand die Idee richtig interessant


tomliotar

vor 21 Jahren

Zu durchschaubar! Sandra Bullok war schon um einiges besser!


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