Lilo & Stitch USA 2002 – 85min.

Filmkritik

Angriff des Klons

Thomas Hunziker
Filmkritik: Thomas Hunziker

Ein genmanipuliertes Forschungsprojekt von einem fernen Planeten landet auf Hawaii und bringt einiges durcheinander. Die Disney-Studios mischen in ihrer farbenprächtigen Komödie familienfreundliche Werte mit sanftem Slapstick.

Das Mädchen Lilo hat es nicht leicht in ihrem Leben. Ihre Eltern sind bei einem Unglück ums Leben gekommen, und nun lebt sie mit ihrer neunzehnjährigen Schwester Nani zusammen, die gleichzeitig ihre Erzieherin sein soll. Doch Lilo ist nur schwer erziehbar, ihre jähzornigen Ausbrüche machen sie bei ihren Altersgenossinnen wenig beliebt und ein Sozialarbeiter bezweifelt, dass Nani ihrer Aufgabe gewachsen ist. Aus diesen Gründen möchte Nani, dass sich Lilo in einem Tierheim einen Hund als Spielgefährten aussucht.

Auch Experiment 626 hat wenige Freunde. Das genmanipulierte Wesen vom Planeten Turo, dessen einziger Instinkt darauf ausgerichtet ist, alles in seiner Griffnähe zu zerstören, soll auf Befehl der galaktischen Föderation vernichtet werden. Doch das Wesen entflieht aus seiner Gefangenschaft und landet schliesslich auf Hawaii, wo auch Lilo zu Hause ist. Um vor seinen Verfolgern geschützt zu sein, tarnt sich das Wesen als Hund, der zwar nicht gerade sehr hübsch aussieht, aber dennoch die Sympathien von Lilo gewinnen kann. Sie sucht sich das Wesen als Haustier aus und tauft es auf den Namen Stitch. Nani erhofft sich, dass sie dem strengen Sozialarbeiter durch die Anschaffung eines Hundes eine Familienidylle vortäuschen kann. Doch die wahre Identität von Stitch sorgt schon bald für allerlei Verwirrung auf der kleinen Pazifikinsel.

Die Familie steht im Mittelpunkt der neuen Produktion aus den Disney-Studios, und wer nach "Lilo & Stitch" die Bedeutung des hawaiischen Familienbegriffs "'ohana" nicht auswendig aufsagen kann, muss geschlafen haben: "Familie bedeutet, dass niemand zurückgelassen wird… und niemand vergessen wird." Dieses Motto wird durch den Film hindurch mit beinahe penetranter Regelmässigkeit wiederholt, wodurch auch klar wird, an wen sich diese Geschichte richtet. Die beiden chaotischen Schwestern dienen als Identifikationsfiguren für alle Mädchen. Daneben sollen die Spässe des ausserirdischen Experiments die Knaben bei Laune halten. Neben der Eindringlichkeit, mit der die Grundwerte einer Familie vermittelt werden, gibt es allerdings nicht viel an der Familienkomödie auszusetzen. Hauptreize sind die frischen Figuren und die aus der Mode gekommene Technik der Wasserfarben-Hintergründe, die für einen ungewohnten Farbenreichtum sorgt. Für die erwachsenen Begleiter der jugendlichen Kinogänger gibt es Seitenhiebe auf "Baywatch" sowie andere Phänomene der Populärkultur, und eine clevere Erklärung, weshalb die Erde von den Ausserirdischen noch nicht zerstört worden ist.

Das Konzept, das die Disney-Studios mit ihren Zeichentrickfilmen in jüngster Zeit verfolgen, ist nur schwer nachvollziehbar. Nachdem sie mit der Märchentrilogie "The Little Mermaid", "Beauty and the Beast" (sogar für einen Oscar in der Kategorie "Bester Film" nominiert) und "Aladdin" Anfang der neunziger Jahre das Genre wiederbelebten und mit der "Hamlet"-Adaptation "The Lion King" ihren grössten Erfolg feiern konnten, vergriffen sie sich danach mit sinkender Wirkung an verschiedenartigen Mythologien (u.a. "Pocahontas", "Hercules", "Mulan"). In den letzten Jahren haben sie ihre Produktion nun diversifiziert und sich dadurch selbst die Vermarktung erschwert, was natürlich noch nichts über die Qualität der Produktionen aussagt. War die tierische Komödie "The Emperor's New Groove" noch für alle Alterskategorien unterhaltsam, langweilte der naive Abenteuerstreifen "Atlantis" wohl sogar das eigene Zielpublikum. "Lilo & Stitch" ist nun ganz auf das jüngere Publikum ausgerichtet, woraus geschlossen werden kann, dass die Erwachsenenunterhaltung nun endgültig den digital produzierten Animationsfilmen, wie "Monsters, Inc." und "Shrek", überlassen wurde. Dies ist in der Hinsicht schade, als das dadurch - wie an "Lilo & Stitch" ersichtlich ist - ein unermessliches gestalterisches Potential nicht ausgeschöpft wird.

25.05.2021

3

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Kommentare

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nebukadnezzar

vor 21 Jahren

Absolut genial und extrem Kultverdächtig. Muss jeder gesehen haben. Der beste elvis abgesehen vom Original!!!


maurer

vor 21 Jahren

Herrliche DVD mit Spielereien, Trailers, Inside-Infos, Berichten über Locations und natürlich Stitch's Weg durch die diversen Disneyfilme. Oder wusstet ihr, dass der kleine Blaue schon in "Schneewittchen" seinen ersten Auftritt hatte?

Zum Film gibt's nicht gross was zu sagen. Genial, frech, lustig, schnell. So muss ein Film sein.

Das absolute Punktemaximum muss hier verteilt werden!Mehr anzeigen


swizzgirl

vor 21 Jahren

ä film au für erwachseni


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