Ich bin Dina Dänemark, Frankreich, Deutschland, Norwegen, Schweden 2002 – 125min.

Filmkritik

Eine Frau wie ein Schneesturm

Filmkritik: Eduard Ulrich

Mitgefühl und Härte, Liebe und Hass, Verstand und Gefühl tragen in Dinas Innerem einen zerstörerischen Kampf aus: Ole Bornedal zeichnet die von Gegensätzen geprägte Lebensgeschichte einer ungewöhnlichen Frau im hohen Norden des 19. Jahrhunderts, basierend auf einem skandinavischen Bestseller-Roman.

Eine stimmige Idee, die Schrift des Vorspanns im Gewitter aufblitzen zu lassen, denn das kleine Mädchen Dina wird in der ersten Szene vom Unwetter geängstigt, aber auch fasziniert. Das überrascht nicht, 1860 war ein Gewitter eine Gefahr und mit mythischen Vorstellungen verbunden. Folgerichtig kündet diese Szene von schrecklichen Ereignissen, und Dina entwickelt einen Hang zu seltsamen Wahrnehmungen.

Zunächst sieht es gar nicht danach aus: Dina ist ein behütetes Einzelkind, und die wohlhabenden Eltern sind glücklich verheiratet. Als Dina jedoch ihre Mutter verliert, wird alles anders. Weil sie das tödliche Unglück mit verursacht hat, straft ihr Vater sie mit Verachtung. Deshalb wird sie von einem feinsinnigen Hauslehrer erzogen, der ihr auch das Cellospielen beibringt.

Ihre Außenseiterinnenposition schärft Dinas Beobachtungsgabe sowie ihr Gerechtigkeitsgefühl, und ihre mangelhafte Sozialisation lässt sie manches Tabu brechen. Sie entwickelt einen starken Charakter und ihre eigene Moral, die sich an ihren Einsichten und nicht an den herrschenden Konventionen orientiert. Dieses explosive Gemisch steckt in einem traumhaft attraktiven Körper (Maria Bonnevie), der auch einem 20 Jahre älteren Witwer (Gérard Depardieu) auffällt, einem Freund ihres Vaters.

Allerdings haben die beiden Männer ihre Rechnung ohne die Wirtin gemacht. Zwar gibt Dina nach und wir sehen eine originelle Hochzeitsnacht, die am Tag vollzogen wird (immerhin bewältigt der hüftreifengeschmückte Depardieu das Aufeinandertreffen mit dem nackten Supermodell würdevoll). Die Ehe aber entwickelt sich unter dem intensiven nächtlichen Cellospiel Dinas zu einer Tortur für den gutmütigen Gatten. Doch dies ist nur eine Etappe auf dem Lebensweg dieser intelligenten, selbstbewussten, aber auch egoistischen und rücksichtslosen Frau, die nicht nur in ihrer Umgebung Tod und Glück stiftet, sondern auch mit ihren eigenen Gefühlen wenig Freude erlebt.

Ole Bornedal sind durchwegs schlüssige Bilder gelungen. Gute Schauspieler (in Nebenrollen Christopher Eccleston und Pernilla August), sorgfältige Ausstattung und eine dem melodramatischen Thema angemessene Inszenierung überzeugen. Bornedal bleibt den Konventionen des Erzählkinos treu, vergnügt aber mit witzigen Details. Dass eine Geschichte dadurch nicht glaubwürdiger wird, dass man extrem unwahrscheinliche Ereignisse positiver und negativer Art aufeinander folgen lässt, müsste man der Autorin des Romans vorhalten.

01.06.2021

4

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Kommentare

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ta1ia

vor 20 Jahren

Inmitten einer bezaubernden Landschaft spielt diese dramatische Geschichte von Tod, Liebe, Sehnsucht, Leidenschaft und dem verzweifelten Versuch, nicht einsam zu sein. Dina, gespielt von Maria Bonnevie, ist eine beeindruckende Persönlichkeit, mit beinahe übernatürlichen Fähigkeiten, die ein eisiges Feuer in ihren blassen Augen trägt.

Ein faszinierendes Werk, das nicht zuletzt auch durch die norwegische Szenerie und das Zusammenspiel zumeist uns unbekannter SchauspielerInnen fesselt. Man bedenke: Ein Film, bei welchem selbst Gérard Depardieu bereit ist, eine Nebenrolle zu spielen, muss einfach ein Meisterwerk sein.Mehr anzeigen


nadöner

vor 20 Jahren

sehr gute schauspielerische Leistungen, eindrückliche Bilder


bmenzel

vor 20 Jahren

Gestern gesehen - total fasziniert. Wirklich ein guter Film und sehenswert.


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