Im Zeichen der Libelle Deutschland, USA 2002 – 104min.

Filmkritik

Hirntote leben länger

Benedikt Eppenberger
Filmkritik: Benedikt Eppenberger

Kevin Costner spielt in "Dragonfly" Doktor Joe, einen Arzt, der den Tod seiner geliebten Frau genauso wenig verwinden kann, wie den Umstand, dass ihr Geist durch einen Papagei, kranke Kinder und einen verwesenden Heavy-Metal-Freak mit ihm in Kontakt zu treten versucht.

"Was nach unserem Tod mit uns geschieht, ist eine der grossen Fragen, die sich die Menschheit stellt." Wer sich da solche Fragen stellt, ist Tom Shadyac, seines Zeichens Hollywood-Regisseur und Schöpfer von so menschheitsrelevanten Meisterwerken wie "Ace Ventura – Pet Detective", "The Nutty Professor" oder "Patch Adams". In "Dragonfly" nun schickt er Kevin Costner auf einen Seelenfindungstrip, der diesen vom Emergency Room des Chicago Memorial Hospitals in die verbotene Welt der Yanomani-Indianer im Dschungel des Amazonas führt.

Nun, wie konnte es dazu kommen? Kevin Costner ist Notfallarzt Joe Darrow, verheiratet mit der blonden, weissen Göttin Emily (Susanna Thompson). Auch sie ist Ärztin, und gerade dabei (hochschwanger!), im Amazonasgebiet das Volk der Yanomani-Indianer (geheimnisvoll!) vor dem Aussterben zu bewahren (impfen!). Ein Unfall beendet dieses Idyll jäh. Wir sehen Kevin im Regen. Ein venezolanischer Offizier (korrupt?!) erklärt Emily für tot, abgestürzt im Schulbus (einheimischer Fahrer!), ertrunken in den Fluten eines reissenden Dschungelstroms. Die Leiche aber fehlt. Kevin kann es zwar fassen (Rationalist!), ist trotzdem todtraurig. Wieder daheim, operiert er wie wild (Tupfer! schnell Schwester! Tupfer!). Will vergessen, kann aber nicht (Karma!).

Da mehren sich die Zeichen, dass mit dem Tod nicht alles zu Ende ist (Kleiderschrank räumt sich wie von selber auf!). Todkranke Kinder der Onkologie-Abteilung – Emily (aufopferungsvoll) arbeitete dort – weisen Kevin darauf hin, dass seine Frau mit ihm in Kontakt zu treten versucht. Botschaften tauchen auf. Vor allem ein geheimnisvolles Kreuz, das die Kinder immer wieder auf Papier schmieren, macht Kevin stutzig. Gegenstände verselbstständigen sich. Diagnose: Parapsychologische Phänomene (Tupfer, Schwester! Schnell!). Eine Nonne (Linda Hunt) mit Spezialgebiet "todesnahe Erfahrungen" verstärkt den Eindruck, dass Emily irgendwie doch noch nicht ganz tot ist. Während Kevin immer stärker am rationalen Weltbild zu zweifeln beginnt, zweifeln seine Kollegen immer stärker an Kevins Verstand und schicken ihn deshalb in die Ferien.

Da hat er dann viel Zeit zum Lesen. So erkennt Kevin plötzlich, dass Geister sich über international standardisierte Landkarten-Symbole verständigen – das geheimnisvolle Kreuz steht auf seiner Riverrafting-Karte für "Wasserfall" - und schlagartig wird ihm bewusst, dass er nach Venezuela (geheimnisvoll!) muss, um dem Geheimnis vor Ort auf den Grund zu gehen (tauchen!). Zuhause passt Kathy Bates als verständnisvolle Nachbarin auf Kevins unglücklichen Papagei auf, so dass der beurlaubte Notarzt im Dschungel freie Hand hat. Im Amazonas wird dann alles - wie gewöhnlich, wenn Indianer ins Spiel kommen - sehr mysteriös.

Genau einmal überrascht Regisseur Tom Shadyac den Zuschauer, in seinem ansonst herrlich dämlichen und radikal Vernunft freien Esoterik-Spektakel "Dragonfly" mit einem Anflug von skeptischer Rationalität. Da nämlich will ein kleiner guter Junge den traurigen Kevin davon überzeugen, dass seine verstorbene Frau durch ihn (Bube) mit ihm (Kevin) in Kontakt zu treten wünscht. Der Vater des Kindes betritt das Spitalzimmer. «Will der Kleine Sie auch vom Weiterleben nach dem Tod überzeugen? Spricht er vom "Lichttunnel" und davon, dass er beim Sterben an der Decke klebt und von oben alles beobachtet?» Doc Kevin: "Er behauptet, er habe Kontakt mit meiner verstorbenen Frau und die wolle mir was sagen". Vater: "Was sagt sie denn, Kleiner? Er solle den Müll rausbringen? Hahaha."

26.04.2021

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Kommentare

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movie world filip

vor 12 Jahren

hoffentlich kommt wieder etwas besseres mit costner


Gelöschter Nutzer

vor 18 Jahren

Cooler Film.


Gelöschter Nutzer

vor 21 Jahren

Im laufe des Filmes erschrickt man mehrmalsn


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