Der Ring des Buddha Deutschland 2000 – 91min.

Filmkritik

Ein Schweizer Forscher in Nepal

Tobias Asch
Filmkritik: Tobias Asch

Das von der Direktion für Entwicklung und Zusammenarbeit (DEZA) in Auftrag gegebene Porträt des Schweizer Nepal-Forschers und Entwicklungs-Experten Toni Hagen kommt als eigentümliche Fusion von Dokumentar- und Spielfilm daher.

1950 brach der ETH-Geologe Toni Hagen mit einer Schweizer Forschergruppe nach Nepal auf, um im Auftrag des Maharadschas nach Bodenschätzen zu suchen. Für Hagen wurde das kleine Königreich am Himalaya bald zur zweiten Heimat. Er wurde offizieller Regierungsgeologe, durchquerte als erster Europäer das weitgehend unerforschte Land und legte während der folgenden acht Jahre 14'000 Kilometer zu Fuss zurück. Doch Hagen war nicht nur Forscher und Abenteurer, sondern auch Philanthrop. Als nach der Annexion Tibets durch China Tausende von Flüchtlingen nach Nepal strömten, nahm er sich ihrer an, organisierte Lebensmittel und Unterkünfte und trug massgeblich dazu bei, dass der Westen auf das Tibet-Problem aufmerksam wurde und Hilfe leistete. Die Flüchtlingshilfe prägte in der Folge Hagens ganzes Leben, das er im Auftrag von UNO und IKRK in zahlreichen Krisengebieten der Welt verbrachte.

Ein Leben wie ein Drehbuch, denkt man da, und eine Persönlichkeit, die es verdient, einer breiteren Öffentlichkeit bekannt gemacht zu werden. Dies hat sich der deutsche Regisseur Jochen Breitenstein nun mit der Unterstützung der DEZA zur Aufgabe gemacht. Als Rahmenhandlung für "Der Ring des Buddha" dient die Rückkehr des 83jährigen Toni Hagen (gespielt von ihm selbst) nach Nepal. Er soll ein Versprechen einlösen und den alten buddhistischen Mönch Chogye Trinchen Rimpoche auf seiner letzten Reise begleiten. Ausserdem will er ihm den goldenen Ring des Buddha zurückgeben, den er vor 40 Jahren als Anerkennung für seinen Einsatz bei der Rettung tibetischer Flüchtlinge erhalten hat. Doch als Hagen in Nepal ankommt, ist der Rimpoche bereits aufgebrochen. Zusammen mit der jungen Nepalesin Sarasvati (Sonia Mehta) macht sich Hagen auf die Suche nach ihm und trifft dabei auf altbekannte Orte und Menschen, die in ihm Erinnerungen wach werden lassen. In Rückblenden werden Episoden aus dem Leben des jungen Hagen (gespielt von Martin Maria Abram) aufgerollt.

Das Ergebnis ist eine eigentümliche Fusion von Dokumentar- und Spielfilm, die zwischen verschiedenen Zeitebenen pendelt und auch Hagens Filmmaterial aus den fünfziger Jahren einbezieht. Im Unterschied zu anderen Beispielen - Heinrich Harrers Buch "Seven Years in Tibet" wurde von Hollywood als reiner Spielfilm adaptiert, der sich auf einen kurzen Abschnitt von Harrers Leben beschränkt - wollte man mit "Der Ring des Buddha" auch dem Toni Hagen der Gegenwart eine wichtige Rolle zuweisen. Vermutlich wäre allerdings eine lineare Nacherzählung seines Lebens oder ein reiner Dokumentarfilm dieser Persönlichkeit besser gerecht geworden als dieses Potpourri von Genres und Zeitebenen. Als störend wirkt sich die Ambition des Filmes aus, mehr zu sein als ein blosses Porträt. Der Zuschauer merkt bald, dass ihm eine Botschaft vermittelt werden soll - eine Botschaft, die allerdings bis zum Schluss obskur bleibt. Man wünscht sich, dass einige der klischierten und unnatürlich wirkenden Dialoge zugunsten einer Fokussierung auf die kulturelle Vielfalt und politische Instabilität Nepals fallengelassen worden wären - Toni Hagens Anliegen wären damit wohl besser beim Zuschauer angekommen.

08.01.2024

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