Training Day Australien, USA 2001 – 122min.

Filmkritik

Ghetto-Boys

Filmkritik: Daliah Kohn

Vor gut 10 Jahren beherrschten der Fall Rodney King und die anschliessenden Rassenunruhen in Los Angeles die US-amerikanischen Medien. Wieviel Gewalt darf die Polizei selber anwenden, lautete die umstrittene Frage, welche damals die Gemüter erhitzte. Kann Verbrechen effizient bekämpft werden, ohne dass verbrecherische Methoden angewendet werden?

Für den jungen, ehrgeizigen Polizisten Jack Hoyt (Ethan Hawke) scheint klar: Nur Notwehr kann Polizeigewalt rechtfertigen. Im Laufe des ersten Arbeitstages im Drogendezernat des LAPD wird er eines Besseren belehrt. Sein neuer Vorgesetzter, Detective Sergeant Alonzo Harris (Denzel Washington) will dem Grünschnabel am ersten Tag eintrichtern, dass es in der verdeckten Fahndung des Drogendezernats keine festgeschriebenen Regeln gibt – wenn er damit nicht klar kommt, soll er doch wieder Parkbussen verteilen. Die unorthodoxen Methoden von Alonzo, dessen Erscheinung mehr einem Dealer als einem Cop gleicht, beeindrucken Jack. Nur die Drogen im Handschuhfach machen ihn stutzig. Überhaupt scheint Alonzo seine eigenen Gesetze zu befolgen: Er verschafft sich mit gefälschten Durchsuchungsbefehlen Zutritt in verdächtige Wohnungen und steckt konfisziertes Drogengeld in die eigene Tasche. Sein Motto lautet: Wer hoch hinaus und die grossen Fische schnappen will, muss dafür die kleineren Köder füttern. Zu diesem Zweck hat er sich ein feinmaschiges Beziehungsnetz in den Ghettos geknüpft. Im Laufe des Tages erkennt Jack, dass Alonzo weit mehr im Schilde führt, als nur seine Informanten zu hofieren. Sein ausgeklügelter Plan reicht bis in die obersten Etagen des Polizeikorps und er wird dafür über Leichen gehen. Um sich aus dem Sumpf zu ziehen, ist er für Jack zu spät: er ist zum unfreiwilligen Komplizen eines teuflischen Komplotts geworden.

"Training Day" kommt zuerst als glaubwürdige Milieustudie daher und schafft es, den Zuschauern die Spannung zu vermitteln, in der sich der weisse Cop – in den Ghettos so unauffällig wie ein blauer Hund – befindet. Regisseur Fuqua lag viel daran, dem Krimi einen authentischen Touch zu verleihen. Gedreht wurde an Originalschauplätzen mit ortskundigen Statisten und in einigen Nebenrollen sind Grössen aus dem Musikbusiness wie Macy Gray, Dr. Dre oder Snoop Dogg zu entdecken. Die Krönung von "Training Day" ist aber die darstellerische Leistung von Denzel Washington, der bis jetzt meist in politisch korrekten Rollen als der moralisch überlegene schwarze "Good Guy" zu sehen war. Er scheint seinen Imagewechsel sichtlich zu geniessen und es ist eine wahre Freude zuzuschauen, wie er seinen naiven Kollegen in die Pfanne haut und mit bestem Homeboy-Gehabe durchs Ghetto zieht. Kein Wunder sieht Ethan Hawkes Figur daneben eher blass aus. Washington steigert sich dermassen in die Rolle des Fieslings rein, dass er bisweilen die Grenze zur Parodie überschreitet. Dies ist zwar amüsant, steht aber konträr zum sonst eher ernsthaften Anspruch des Films. Der temporeichen Inszenierung ist Fuquas filmische Schulung durch Werbung und Musikvideos anzusehen. Sie tendiert manchmal zu einer Glorifizierung des beschriebenen Milieus, zu dessen Klischees auch der obligate Hip-Hop-Soundtrack gehört. Die Verdichtung der sich überstürzenden Ereignisse auf einen Tag, eben Jacks "Training Day", erzeugt zwar viel Drive, führt aber dazu, dass sich der Film gegen Ende im blossem Abwickeln von Actionszenen genügt und mit einem unnötig brutalen Schluss einen schalen Nachgeschmack hinterlässt.

25.01.2021

3

Dein Film-Rating

Kommentare

Sie müssen sich zuerst einloggen um Kommentare zu verfassen.

Login & Registrierung

oscon

vor 8 Jahren

Erschreckende Milieu-Studie 'rund um den Einführungstag eines Neo-Detective bei einem undurchsichtigen Team des LA Drogendezernat.
Die Situationen sind temporeich und spannend inszeniert. Das massgebende Darsteller-Duo: Ethan Hawke und Denzel Washington agiert stark.


Gelöschter Nutzer

vor 11 Jahren

Viele jagen Filme wie die Ghostbusters. 2001 / 2002 war Training Day der Blockbuster schlechthin. Drehbuch von Profi David Ayer mit seinen knallharten L. A. Police Officer Storys


movie world filip

vor 12 Jahren

wieder ein cop+neuling film, besser wie the recruit, erwachseneres script und story... eine super leistung von beide darsteller, denzel washington ist unvergesslich, damals auch mit the hurricane war er auf sein darstellerischen höhepunkt


Mehr Filmkritiken

Challengers - Rivalen

Civil War

Back to Black

Kung Fu Panda 4