Filmkritik
Keine Furcht vor der Stille
"Wir haben hier keine Furcht vor der Stille", sagt eine Oberin aus dem Off. Deshalb sei der Klostereintritt der gehörlosen Antonia (Emmanuelle Laborit) allen ganz natürlich erschienen. Kurz darauf erfährt man jedoch, dass in der Zwischenzeit etwas die Stille und den Frieden der jungen Schwester und damit des ganzen Klosters gestört hat. Christoph Schaub lässt die Oberin das dramatische Geschehen, das Antonia auf ihren eigenen Weg führt, liebevoll und eifersüchtig rekonstruieren.
Wenn eine Nonne mit dem Klosterleben Schwierigkeiten bekommt, so erwartet man, dass dabei die Liebe im Spiel ist. Und in der Tat, der gehörlosen Schwester läuft ein gehörloser Taschendieb (Lars Otterstedt) über den Weg. Der erste Blick, den Antonia auf den sympathischen Litauer wirft, verrät, dass die beiden sich wiedersehen werden. Wie die Begegnungen dann aber verlaufen, das wird von Christoph Schaub neu und frisch erzählt. Dabei ist nicht die Geschichte das Besondere, sondern der Stellenwert, den die Gebärdensprache einnimmt.
Eine neue Welt
Antonia ist ins Kloster eingetreten, weil die Oberin ihre einzige Bezugsperson ausserhalb der Familie war. Sie kennt kein anderes Leben, als das des Ordens. Zwar stösst sie mit ihrer impulsiven Art an Grenzen, da aber im Kloster alle etwas in sie verliebt sind, kommt sie damit immer wieder durch. Die Bekanntschaft mit dem ebenfalls gehörlosen Mikas öffnet für sie eine neue Welt. Die Begegnung führt Antonia auf (unnötig) dramatische Weise zur Entscheidung, ihren eigenen Wünschen zu folgen.
Herausforderung Gebärdensprache
Da es sich um eine Liebesgeschichte zwischen zwei Gehörlosen handelt - wahrscheinlich eine Première in der Filmgeschichte - sind die Gebärden für beide das natürliche Mittel zur Verständigung. Das verlangt filmisch einen anderen Umgang mit der Kommunikation. Die Herausforderung kommt Christoph Schaub zu Gute und hebt den Film von anderen Liebesgeschichten ab. Die Gebärdensprache habe ihn fasziniert, sagt Schaub, als eine visuelle Sprache im Raum. Diese Faszination bleibt den ganzen Film hindurch spürbar und verleiht ihm seine Frische. Dass aus der Perspektive der - hörenden - Oberin erzählt wird, ist dabei ein raffinierter Trick; sonst könnte es leicht befremdlich werden, dass die Welt als Welt der Hörenden dargestellt wird, obschon zwei Gehörlose als Identifikationsfiguren präsentiert werden.
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Kommentare
Gelöschter Nutzer
Verfasst vor 21 Jahren
endlich US-Deaf Schauspielerin in der Schweiz gefilm....
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