My Big Fat Greek Wedding Kanada, USA 2002 – 96min.

Filmkritik

Die Sippschaft als Mitgift

Bruno Amstutz
Filmkritik: Bruno Amstutz

Sie dachten immer, die Italiener seien das Volk mit dem ausgeprägtesten Familiensinn, dem grössten Hunger auf Festgelage, den lautesten Stimmorganen und dem sichersten Sinn für chaotische Familienzusammenkünfte? Weit gefehlt. In Wahrheit sind es die Griechen.

Solches will uns zumindest die Schauspielerin und Drehbuchautorin Nia Vardalos weismachen. Sie muss es wissen: Als Tochter eingewanderter Griechen wuchs sie im kanadischen Winnipeg inmitten einer mediterranen Grossfamilie auf. Trotzdem wagte sie es, einen Nicht-Griechen zu heiraten. Dieser Hintergrund lieferte Vardalos genug Anekdoten, um ein Bühnenstück mit dem Titel "My Big Fat Greek Wedding" zu schreiben, das sie in Los Angeles als Einfrau-Show aufführte. Als Tom Hanks eine Vorstellung besuchte, fühlte er sich heimisch. Hanks hat selbst eine griechische Frau und mit ihr eine ganze Familie geheiratet. Als Resultat der Begegnung schrieb Nia Vardalos ein Drehbuch zu "My Big Fat Greek Wedding" und sicherte sich die Hauptrolle, Tom Hanks produzierte die Kinoversion.

Herausgekommen ist eine moderne Aschenputtelgeschichte, verpackt als warmherzige Komödie. Vardalos arbeitet als Toula Portokalos im Restaurant "Dancing Zorbas", einem der zahlreichen Familienunternehmen, das sich ihre Sippe in Chicago aufgebaut hat. Toula ist dreissig, unscheinbar und, zum Leidwesen ihres Vaters (Michael Constantine), unverheiratet. Dabei hat das Familienoberhaupt klare Pläne für seine Tochter: Sie soll nach Griechenland gehen, sich einen griechischen Mann angeln und viele griechische Kinder auf die Welt stellen. Immerhin ist das Heimatland seiner Meinung nach immer noch die Wiege der Weltkultur, und jedes Wort aus dem globalen Sprachschatz lässt sich auf eine griechische Wurzel zurückführen. Dementsprechend teilt sich die Menschheit in zwei Gruppen: Die Griechen und die Nicht-Griechen, welche aber danach dürsten, von den Griechen belehrt zu werden.

Umso grösser ist sein Schock, als Toula statt in die alte Welt an die Uni geht, um Computerkurse zu nehmen, den Job wechselt, zunehmend aufblüht und als Resultat der neuen Freiheit einen "Xeno" anschleppt - einen Nicht-Griechen. Dieser heisst Ian (John Corbett), ist Lehrer und muss rasch feststellen, dass er mit Toula zusammen gleich eine ganze Sippschaft als Mitgift geliefert bekommt.

Nia Vardalos hat sich ihre Wurzeln zunutze gemacht und einen Teil ihrer Verwandtschaft aus Winnipeg einfliegen lassen, damit diese als Statisten mitwirken, und auch ein grosser Teil der Schauspielertruppe ist griechischstämmig. Für Authentizität ist also gesorgt, und die Mitwirkenden wissen, wovon Vardalos spricht, wenn sie die Eigenheiten ihrer Ethnie humor- und liebevoll überzeichnet. Denn bösartig wird die Drehbuchautorin nie - durch ihre Sticheleien gegen Patriarchat, Lärmpegel und Hektik ihrer Volksgenossen schimmert immer auch die Sympathie für Lebensfreude, Familiensinn und gutes Essen als bestes Mittel der Völkerverständigung. Das Resultat ist ein Feelgood-Movie, das Witz mit Romantik und Menschlichkeit paart und eine willkommene Abwechslung zu den romantischen Komödien reiner Hollywoodprägung liefert.

12.01.2021

4

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Kommentare

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radamonti

vor 20 Jahren

Muss man einfach gesehen haben!!!


tuvock

vor 21 Jahren

Hochzeit auf Griechisch


TOULA PORTOKALOS lebt mit Ihrem Vater, Mutter, Schwester und Bruder, 27 Cousinen, 10 Cousins, unzähligen Tanten und Onkeln in Amerika. Sie ist über 30, lebt bei Ihren Eltern, ist Jungfrau, potthässlich, arbeitet im Dancing Zorbas, dem Lokal Ihres Vaters als Abwaschhilfe, Trägerin von Essen, Bedienerin, Fragen Beantworterin. Ihre Mutter MARIA kümmert sich gar nicht mehr um Ihre Tochter, weil sie so anders ist. Kein Sex, kein Mann, kein Kinderwunsch. Ihr Vater GUS ist ein richtiger Griechiot, ein Griechischer Patriot. Für den ist alles griechisch und eine gute Frau muß kochen und Kinder kriegen. Irgendwann eines Tages kommt ein hübscher Mann in den Laden der Ihr auf Hieb an gefällt. Ein richtiger Schnuckelputz, Lehrer, IAN MILLER, und Junggeselle, langes brünettes Haar, und Kinderliebend, wie sich alles später rausstellt. Ab diesem Zeitpunkt will sie keine Mauerblume mehr sein, oder eigentlich noch mehr, denn sie war ja so was wie ein Mauergartenbeet. Sie geht zum Friseur, lässt sich herrichten, gibt sich Kontaktlinsen statt Aschenbecher in die Augen, zieht sich weiblich amerikanisch an, und hofft auf Ihren Traumprinzen. Dazwischen muß sie mit Ihrer Mutter darum kämpfen das sie einen Computerkurs machen darf, im Lokal dann als Reiseleiterin anfängt, und IAN trifft, was eh von selbst geschieht. Nach lustigen Zwischenfällen kommen sich die beiden näher. Nur ein Problem ist da. IAN ist kein Grieche, Vegetarier, und Lehrer.
Cousine NIKKI kommt hinter das Geheimnis und jetzt gibt’s nur noch die Flucht nach vorne, den Typen der Familie vorstellen. Aber da gibt es noch mehr Probleme. Der Vater mag keine Nichtgriechen, er hasst sie, er mag auch keine Vegetarier. Er isst gerne Lamm und er mag auch keine vor Liebe umarmende Ouzotrinker.
Einfach irgendwie süß diese Griechen. In dem Film spielen lauter Laiendarsteller mit, Leute die man eigentlich nicht kennt, aber sie machen die Sache gut. Vor allem zu Beginn des Filmes der Ähnlichkeiten nimmt an „ Ein Grieche erobert Chicago „ multipliziert mit „ 2 Millionen $ Trinkgeld „ und dazu hat er noch einige Anleihen von „ Micky Blue Eyes „. Dazu ein bisschen „ Meerjungfrauen küssen besser „ und fertig ist einer der erfolgreichsten und lukrativsten Komödien aller Zeiten. Der Film kam mir irgendwie wie eine Videopremiere vor, so unscheinbar, so unwichtig, so einfach, einfach. Dann fing der Film an, und da war ich mir sicher, ich habe mir den richtigen Film ausgesucht. Er ist an keiner Stelle übertrieben, oder irgendwie gemein, er belehrt nicht und er ist nicht irgendwie ordinär belustigend. Der Film zeigt die Griechische Mentalität mit einer gesunden Portion Humor dargestellt und recht guten Darstellern. Gestört hat mich die etwas ruhige Inszenierung, es ist Anfangs und am Ende einiges passiert, der Rest war einfach nur Liebelei wie es halt in vielen Filmen ist, das was aber nicht stört, weil es einfach irre süß ist.Mehr anzeigen


nathanielle

vor 21 Jahren

Wieder einmal ein Film, wo man einfach ins Kino sitzen kann und ohne zu überlegen lachen kann. So richtig zum abschalten halt. Klar ist die Geschichte an sich nichts Neues und es wird auch keine grosse Spannung erzeugt, aber die schauspielerische Leistung, die Liebe zu den Details und der gelöste Witz machen diesen Film sehenswert für Leute, die im Beruf oder sonst irgendwo schon genug Dinge haben, zum genauer darüber nachzugrübeln.Mehr anzeigen


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