Ich geh nach Hause Frankreich, Portugal 2001 – 90min.

Filmkritik

Schicksal, Alter und andere Störfaktoren

Filmkritik: Eduard Ulrich

Der bei uns wenig bekannte portugiesische Altmeister, der über 90 Jahre alte Manoel de Oliveira beobachtet sein Alter Ego, einen alternden, berühmten Schauspieler, dem ein Schicksalsschlag einen wesentlichen Teil seines Lebenssinns geraubt hat. Was ist noch wichtig, wenn man derart getroffen wurde? Kann es noch schlimmer kommen?

Ein alternder, berühmter Schauspieler (Michel Piccoli) muss einen neuen Sinn in seinem Leben finden. Er hat all die großen Rollen seines Fachs verkörpert. So sehen wir ihn in Ausschnitten von Ionescus "Le Roi se meurt" und Shakespeares "The Tempest", wo er alte, irre Könige spielt. Catherine Deneuve ist dabei kurz seine Bühnenpartnerin. Wohl wegen der Kürze wird sie nicht in der Besetzungsliste, sondern mit dem Hinweis der freundlichen Mitwirkung separat aufgeführt. Ebenso John Malkovich, der etwas länger in einer Nebenrolle einen US-amerikanischen Regisseur spielt, der Joyce' "Ulysses" verfilmt und krankheitsbedingt kurzfristig einen Ersatz benötigt.

Die Zeit für das Lernen der Rolle ist zu kurz und die Aufnahmen enden unerfreulich. Sie bilden den Schlusspunkt einer Kette von unglücklichen Ereignissen, der das Fass zum überlaufen bringt und unseren Protagonisten zur Um- und Einkehr bewegt.

Können die gezeigten Theateraufführungen bereits als Hinweis auf die drohende End-Life-Crisis gelesen werden, so wirkt der ruhige, aber teilweise aus origineller Perspektive gefilmte Alltag vielleicht etwas beliebig. Das Leben spielt sich in künstlich wirkenden Innenräumen ab. Man atmet auf, wenn man die reale Welt durchs Haus-, Bistro- oder Autofenster zu sehen bekommt. Einige klassische Konstellationen wie die ihn anhimmelnde Nachwuchskollegin oder ein unpassendes Rollenangebot werden teilweise den Erwartungen gemäss, teilweise untypisch aufgelöst, was die Aufmerksamkeit wach halten kann. Während man sich noch fragt, ob dem Schauspieler die Erfahrungen seiner Rollen etwas nützen, um seinen Weg zu finden, ist der Film auch schon zu Ende.

Einsamkeit, Irritation und Überforderung gegen Ende des Lebens - ein Thema für Erwachsene ab 70 Jahren in einer adäquaten, vielleicht etwas langatmigen, sicher aber repetitiven Umsetzung!

01.02.2021

3

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Kommentare

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shakespear

vor 22 Jahren

keine worte!


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