Crush Deutschland, Grossbritannien, USA 2001 – 108min.

Filmkritik

Liebespannen

Filmkritik: Senta van de Weetering

Zu Beginn von "Crush" klagen sich drei Frauen ritualisiert ihr Liebesunglück; die traurigste Geschichte wird mit einer Schachtel Karamelbonbons belohnt. Am Schluss erzählen dieselben drei von – zaghaftem – Liebesglück. Wen wunderts: das Unglück ist unterhaltender. Dazwischen finden Drama und Leidenschaft, Freundschaft und Streit, Höhen und Tiefen statt. Dies alles könnte sehr packend werden. Es gibt jedoch einen Störfaktor, und der heisst Andie MacDowell.

Die Leiterin einer kleinstädtischen Schule (MacDowell) verliebt sich in einen fünfzehn Jahre jüngeren ehemaligen Schüler. Ihre beiden Freundinnen, eine Ärztin und eine Kriminalkommissarin, laufen Amok, weil sie befürchten, das Jüngelchen werde die reife Frau sofort wieder verlassen und tiefe Verletzungen hinterlassen. Der junge Mann besteht jedoch die Prüfung, der sie ihn unterziehen.

Déjà-Vu

Aus dieser Handlungsvorgabe lässt sich vieles oder gar nichts machen. "Crush" liegt irgendwo dazwischen. Highlights entstehen immer dort, wenn die drei vierzigjährigen Karrierefrauen aufeinander treffen. Die Liebesgeschichte hingegen hangelt sich von Klischee zu Klischee, viele der Szenen hat man so ähnlich (oft besser) schon gesehen. Das fängt beim Einstieg an: Ein Elendswettbewerb mit einer Süssigkeit als Preis gehört zu den zentralen und brillantesten Szenen von "Notting Hill". Dieser "Deja-Vu"-Effekt ist noch nicht weiter störend, weil auch in "Crush" das gemeinsame Gejammer witzig daherkommt und zwei der Freundinnen mit Imelda Staunton und Anna Chancellor hervorragend besetzt sind. Wenn später allerdings ein wackelnder Wagen mit beschlagenen Scheiben Leidenschaft bezeugen muss, so erinnert man sich doch etwas wehmütig an "Titanic": Was immer man von dem Film hielt, so waren dort doch wenigstens zwischen Winslet und Di Caprio einige Funken gesprungen. Zwischen Andie MacDowell und Kenny Doughty wartet man vergebens darauf, dass wenigstens ein Fünkchen aufglüht.

Überzeugende Freundinnen

Die weitere Handlung wird vor allem von MacDowell getragen, die dafür wenig mehr als entweder ein vages Lächeln oder eine senkrechte Falte auf der Stirn bereithält – das ist deutlich zu wenig, um als Karrierefrau mit überbordendem - oder trostlosem Liebesleben zu überzeugen. So muss man sich denn an ihre beiden Freundinnen halten: Imelda Staunton stellt glaubhaft und witzig die warmherzige Polizistin dar, die immer bemüht ist, beide Seiten zu sehen, und Anna Chancellor spielt sich als Ärztin mit bissigen Sprüchen über die Enttäuschungen hinweg, die ihr drei Ehemänner und ebenso viele spektakuläre Scheidungen beigebracht haben.

10.11.2020

3

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Kommentare

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yersinia17

vor 21 Jahren

Der Filmtitel tönt schon an um was es hier geht: schwärmen und erdrücken...
Kein glatter feel-good Movie. Er weckt widersprüchliche Emotionen. Letztlich fand ich aber gerade das reizvoll. Zugegeben die Story kommt etwas flach daher. Das Spiel der drei Damen hingegen fand ich toll - vor allem Anna Chancellor als Molly zeigt eine ausgezeichnete, erschreckend überzeugende schauspielerische Leistung!Mehr anzeigen


iriszaho

vor 21 Jahren

Freude! Guter Trailer, gute Werbung - toll! Doch was kam dann...
Am Anfang - tja - lustig, amüsant, nichts Tiefes aber auch nicht erwartet: Unterhaltung.
Aber dann plötzlich - grausamer Tod, völlig sinnlos, fällt ab in ein Drama das keinen Sinn macht und überhaupt nicht in diesen Film passt für: dass am Schluss wieder alles Friede, Freude, Eierkuchen und s'ist wie am Anfang. Entäuscht!Mehr anzeigen


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