Baby Boy USA 2001 – 130min.

Filmkritik

Schicksalsschläge in South Central

Filmkritik: Philippe Blumenthal

Mit seinem neusten Streich, Baby Boy, kehrt Regisseur John Singelton dorthin zurück wo er vor 10 Jahren anfing: Mit 23 realisierte er damals "Boyz N the Hood", ein beängstigend wirklichkeitsnahes Porträt des Ganglebens in South Central Los Angeles. Auch in "Baby Boy" nimmt er das Gesellschaftsleben der afroamerikanischen Bewohner unter die Lupe und zeichnet einen emotionalen Film über das schwierige Erwachsenwerden in einem problematischen Umfeld.

Jody (Tyrese D. Gibson), 20, ohne Job, Vater zweier Kinder von zwei verschiedenen Frauen, lebt noch immer wohlbehütet bei seiner Mutter Juanita (Adrienne-Joi Johnson), 36 und frisch verliebt. In Melvin (Ving Rhames), Mamas neuem Freund, sieht Jody einen Konkurrenten und befürchtet, dass es ihm gleich ergehen könnte wie seinem Bruder, der von Melvins Vorgänger aus dem Haus geekelt wurde und in den Strassen South Centrals schliesslich sein Leben lassen musste. Juanita ihrerseits verlangt von ihrem Sohn, endlich sein Leben in die eigenen Hände zu nehmen. Sie fordert ihn auf, sich einen Job zu suchen und sich um seine Kinder zu kümmern. Auch Yvette, Jodys 'aktuelle' Freundin, hat langsam genug von dessen Eskapaden, sie fühlt sich betrogen und ausgenutzt. Als obendrein noch Yvettes ehemaliger Geliebter Rodney (Snoop Doggy Dogg) auftaucht, gerät Jody endgültig in Bedrängnis und findet sich plötzlich nicht mehr zurecht in seiner Kind/Mann-Rolle.

Weit weniger schonungslos als "Boyz N the Hood", bewegt sich "Baby Boy" eher in gesellschaftskritischen, emotionalen Bahnen. Der Film zeigt das Leben in L.A. aus Sicht der einfachen Leute in einer mitunter zerstörerischen Umgebung. John Singelton, der auch für das Drehbuch verantwortlich zeichnet und bei dem die Dreharbeiten mitunter schmerzliche Jugenderinnerungen geweckt haben, muss sich vorwerfen lassen, dass er wenig neue Ideen eingebracht und die Schicksalsschläge der Protagonisten oft etwas verschleppt hat. So kommt es einem bisweilen fast so vor, als habe man die gleiche Szene 20 Minuten früher schon einmal miterlebt. Ein Glück, dass Singelton auf starke Darsteller zurückgreifen konnte, allen voran die kraftvolle A.J. Johnson und der erstaunliche Tyrese Gibson in einer Rolle, die eigentlich dem ermordeten Tupac Shakur zugedacht war - mit ein Grund, wieso dieses Projekt so lange auf Eis gelegt wurde. Untermalt wird "Baby Boy" von einem dem Ambiente angepassten Soundtrack, einem Mix aus Hip-Hop und R&B, sowie der groovigen Originalmusik David Arnolds.

Trotz einiger Längen, einem zögerlichen Kratzen an der Oberfläche und einem etwas überkandidelten Finale, in dem sich alle Probleme dieser Welt wie Morgennebel aufzulösen scheinen, gelingt Singleton nach seinem mittelprächtigen Abstecher ins Actionfach ("Shaft") ein relativ ansprechender und glücklicherweise nicht übermässig belehrender Film.







19.02.2021

3

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Kommentare

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2die4

vor 22 Jahren

Ich hab den Film in den Staaten gesehen, da lief er pausenlos im Pay TV. Kenne also nur die amerikanische Fassung.Ich hab ihn bestimmt 5x gesehen so begeistert war ich!! Der Film ist sehr realitätsnah(wahrscheinlich für Europäer allerdings nicht nachzuvollziehen), was den Europ.Zuschauer verwirrt(so früh Kinder etc.) ist für den Fellaz im Ghetto Alltag. Mit diesem Blickwinkel ist es ein Liebesfilm und zeigt die "normalen" Zustände. ich würde den Film nur an "Insider" empfehlen da die Ausdrücke vielleicht erschrecken! Ansonsten für Ghetto- Interessierte!Mehr anzeigen


ehrae

vor 22 Jahren

big snoop dogg...


masterj

vor 22 Jahren

Story ist nicht gut, dafür der Regisseur und die Schauspiele


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