Vertical Limit Deutschland, USA 2000 – 136min.

Filmkritik

Absturzgefahr

Thomas Hunziker
Filmkritik: Thomas Hunziker

Chris O'Donnell versucht sich als Bergsteiger auf einer Rettungsmission. Dass das Hochgebirge als Kulisse nicht eben geeignet ist, um seine schauspielerischen Fähigkeiten unter Beweis zu stellen, war vorauszusehen.

Einen Berg zu bezwingen ist eine Einstellungssache. Elliot Vaughn (Bill Paxton, "Titanic") bringt daher die besten Voraussetzungen mit, um den zweithöchsten Berg der Erde zu besteigen. Vaughn ist selbstsicher, starrköpfig und zudem auch noch Milliardär. Sein Ziel ist es, auf dem Gipfel des K2 dem Jungfernflug seiner Fluglinie zuzuwinken. Die Zeit für den Aufstieg ist knapp. Das pure Gegenteil von Vaughn ist Peter Garrett (Chris O'Donnell, "The Bachelor"). Seit einem Kletterunfall, bei dem sein Vater ums Leben gekommen ist, hat er keine Besteigungen mehr gewagt. Vom Unternehmen des Milliardärs ist er denn auch wenig überzeugt, nicht zuletzt, weil seine Schwester Annie (Robin Tunney, "End of Days") Vaughn begleiten wird. Es kommt, wie es kommen muss: Das Wetter schlägt um, und beim Abstieg kommen durch eine Lawine fast alle Mitglieder der Seilschaft ums Leben. Nur Vaughn, Annie und der Bergführer sind in einer Gletscherspalte dem Tod entronnen, sitzen nun aber fest. Peter macht sich selbstverständlich sofort auf den Weg, seine Schwester zu retten. Begleitet wird er von fünf weiteren Todesmutigen. Die Zeit drängt, und der Berg hat kein Erbarmen.

"Vertical Limit" zeichnet sich durch Felsen aus Plastik, Schnee und Eis aus Styropor, sowie klar erkennbare Blue-Screen-Aufnahmen aus. Jeglicher Sinn für Realismus kann daher gleich an der Kinokasse abgegeben werden. Da spielt es keine Rolle mehr, dass das Drehbuch absolut lächerlich ist und sich die schauspielerischen Leistungen näher am Abgrund bewegen als die Kletterer. Zudem ist die Handlung so vorhersehbar, dass nie wirklich Nervenkitzel aufkommt. Wer wirklich packende Aufnahmen von einer Bergbesteigung sehen möchte, der ist mit dem IMAX-Film "Everest" (1998) bestimmt besser bedient.

Für Bergsteiger ist "Vertical Limit" eine Beleidigung, für jene, welche ein spannungsgeladenes Bergsteigerdrama erwarten eine Zumutung. Martin Campbells Film ist stattdessen ein Action-Thriller in gebirgiger Höhe, wobei den Schauspielern kaum anzusehen ist, dass sie gerade auf knapp 8000 Metern über dem Meeresspiegel um ihr Leben kämpfen müssen. Besonders Izabella Scorupco (Bondgirl aus "GoldenEye", bei dem ebenfalls Campbell Regie führte) sieht mit ihren geröteten Wangen auch in dünner Luft bezaubernd aus. Natürlich wird auch Mädchenschwarm Chris O'Donnell mit seiner farblich hervorragend abgestimmten Bergsteigerjacke stets perfekt ins Bild gerückt, die einzelne Träne auf seiner Wange als rührende Zugabe.

Die Aufzählung von negativen Aspekten könnte noch lange weiter gehen, doch die Anspruchslosigkeit der Produktion trägt irgendwie auch dazu bei, dass der Film als Popcorn-Vergnügen nicht zu verachten ist. Wer darüber hinwegsehen kann, dass die Spezialeffekte billig sind, und dass die Figurenzeichnung flacher ist als das Schweizer Mittelland, der wird vielleicht gefallen finden an diesem Film. Wer sich über die aneinander gereihten Klischees amüsieren kann und nicht ein realistisches Bergsteigerdrama erwartet, wird zwei unterhaltsame Stunden verbringen. Schliesslich ist Kinovergnügen auch nur eine Sache der Einstellung.

19.02.2021

2

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Kommentare

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movie world filip

vor 12 Jahren

transparante aber coole action


proxomat

vor 13 Jahren

Der Film ist mit Abstand das Schlechteste, was ich bisher aus diesem Genre gesehen habe. Besonders die Szenen in der Gletscherspalte wirken wie umlackierte Pappkulissen von Raumschiff Enterprise aus den Sechzigern. Egal mit welcher Brille man den Film sieht, er bleibt stets eine Zumutung!


proxomat

vor 13 Jahren

Der Film ist mit Abstand das Schlechteste, was ich bisher aus diesem Genre gesehen habe. Besonders die Szenen in der Gletscherspalte wirken wie umlackierte Pappkulissen von Raumschiff Enterprise aus den Sechzigern. Egal mit welcher Brille man den Film sieht, er bleibt stets eine Zumutung!


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