Der Weg nach El Dorado USA 2000 – 89min.

Filmkritik

Zwei Schlitzohren im Goldrausch

Bruno Amstutz
Filmkritik: Bruno Amstutz

Die Trickfilmgiganten Dreamworks und Disney wechseln sich mit kalkulierbarer Regelmässigkeit in der Veröffentlichung abendfüllender Produktionen ab. Nach Disney’s "Tarzan" ist jetzt Dreamworks an der Reihe und präsentiert in «The Road to El Dorado» zwei Antihelden im Goldrausch.

Die Legende von El Dorado reicht zurück bis ins Mittelalter. Spanische Conquistadoren und englische Abenteurer haben versucht, die sagenhaften Goldschätze der südamerikanischen Chibcha-Indianer zu finden. Keiner war erfolgreich. Mehr Glück in dieser Beziehung haben Dreamworks’ Protagonisten Tulio und Miguel.

Die beiden spanischen Taugenichtse schlagen sich als kleine Gauner durchs Leben. Mit gezinkten Würfeln und losem Mundwerk finanzieren sie ihren Lebensunterhalt und provozieren den Unmut der Behörden. Für einmal jedoch ist ihnen das Glück hold: Sie gewinnen beim falschen Spiel eine Karte, auf der die Lage des mythischen El Dorado eingezeichnet ist. Auf der Flucht vor den Degenklingen des Gesetzes landen Tulio und Miguel auf dem Schiff des Conquistadors Cortez, der mit den blinden Passagieren in Richtung Südamerika ablegt.

An Bord zeigt sich deutlich das Hauptproblem der beiden Freunde: Ihr geistiger Horizont reicht nicht über die Wände der engen Zelle hinaus, in die sie Cortez nach ihrer Entdeckung geworfen hat. Mehr Grips legt das Kriegspferd Altivo an den Tag, das den geschwätzigen Dummköpfen zur Flucht verhilft. Mit seiner Hilfe erreichen die Helden tatsächlich El Dorado, eine Stadt voller unermesslicher Schätze. Ihr Plan ist einmal mehr simpel: Soviel Gold wie möglich einpacken, zurück nach Spanien fahren und dort ein Leben in Saus und Braus führen.

Doch in El Dorado ist nicht alles Gold, was glänzt: Der zwielichtige Hohepriester Tzekel-Khan, ein Anhänger von Menschenopfern und magischen Beschwörungen, erklärt die Spanier zu Göttern und versucht mit ihrer Hilfe den Häuptling zu stürzen. Zur Verwirrung trägt schliesslich das Indianermädchen Chel bei, die das Freundespaar aus eigennützigen Gründen um den Finger wickelt. In einem Ränkespiel aus Machtgelüsten muss sich die Freundschaft der beiden Entdecker bewähren.

"The Road to El Dorado" lebt zu einem grossen Teil von den witzigen Dialogen zwischen Tulio und Miguel, denen Kevin Kline und Kenneth Branagh ihre Stimmen liehen. Die Regisseure Bibo Bergeron und Don Paul versuchten, aus dem Schema der Heldenfigur auszubrechen, indem sie zwei Nichtsnutze zu Hauptdarstellern machten. Die aus der Trickfilmwelt bekannten "Sidekicks" an der Seite des Helden werden selbst zu Protagonisten und tragen durch ihre naiven und tollpatschigen Charaktere viel zum komödiantischen Anstrich des Films bei. Einige Prisen schwarzen Humors würzen die Geschichte zudem angenehm. Wie das Amen zur Kirche gehören schliesslich die Songs zu den Trickfilmen von Dreamworks und Disney. Die akustischen Handlungsunterbrecher steuert einmal mehr Elton John bei, der ausserdem noch als Erzähler agiert.



"The Road to El Dorado" liefert eine amüsante Abenteuergeschichte, die kurzweilig, routiniert und ohne unnötiges Pathos abgerollt wird. Auf der technischen Seite wurde der Einsatz digitaler Technik verstärkt, ohne jedoch den Ausdruck des handgezeichneten Trickfilms zu stören. Während 20th Century Fox mit "Titan A.E." gezeichnete Animation mit dreidimensionalen Computereffekten verband, wird Disney’s nächstes Grossprojekt "Dinosaur" komplett digital generiert. Man kann gespannt sein, wie Dreamworks darauf reagieren wird.

01.06.2021

4

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