Die Legende von Bagger Vance USA 2000 – 118min.

Filmkritik

Das Leben ist eine Golfpartie

Tobias Asch
Filmkritik: Tobias Asch

Nach seinen filmischen Abhandlungen über die Fliegenfischerei und die Pferdedressur befasst sich Regisseur Robert Redford mit einem weiteren Outdoor-Zeitvertreib. Mit "The Legend of Bagger Vance" erhebt er das Golfspiel zu einem Sinnbild für das Leben und bietet alles, was man von einer hollywoodschen Golfpartie erwarten darf: ein respektables Staraufgebot, schöne Landschaften, einen Golfsack voller Lebensweisheiten, einen Sandbunker voller Nostalgie und ein - sagen wir es mal so - nicht ganz unvorhersehbares Ende.

Rannulph Junuh (Matt Damon) ist ein hoffnungsvolles Golf-Nachwuchstalent und auch sonst der Goldjunge von Savannah. Als er kurz vor der Hochzeit mit der schönen und reichen Adele Invergordon (Charlize Theron) steht, kommt der erste Weltkrieg dazwischen. Junuh, der auf den Schlachtfeldern sprichwörtlich seinen Schwung verloren hat, zieht sich von den Golfplätzen und auch sonst vom Leben zurück und verkriecht sich mit einem Kriegstrauma für zehn Jahre in der Einsamkeit.

Adele versucht inzwischen, den teuren Golfplatz ihres Vaters durch die Wirtschaftskrise zu retten. Um die notwendige Promotion zu gewinnen, fordert sie die berühmtesten Golfer ihrer Zeit zu einem gigantischen Wettkampf heraus: den Gentleman Bobby Jones (Joel Gretsch) und den Playboy Walter Hagen (Bruce McGill). Da der Lokalpatriotismus auch noch einen einheimischen Teilnehmer fordert, zerrt man den heruntergekommenen Rannulph Junuh aus seinem Versteck hervor. Der will zwar anfangs nicht, doch als eines Nachts der geheimnisvolle Bagger Vance (Will Smith) aus dem Nichts auftaucht und sich als Caddie anbietet, rafft sich Junuh dazu auf, die Golfschläger und das Leben wieder in die Hand zu nehmen.

Was folgt, ist eine Einführung in das, was man als das Tao des Golf bezeichnen könnte. Der Caddie figuriert als weiser, ewig lächelnder Zen-Meister, der Junuh den Weg zu seinem authentischen Golfschwung und zum Sinn des Lebens weist. "Deine Hände sind weiser, als Dein Kopf jemals sein wird", sagt der Mentor beispielsweise. Oder: "Golf kann man niemals gewinnen. Man kann es nur spielen." So wie das Leben, eben.

Die Geschichte verliert sich allerdings gelegentlich zu sehr in ihrer eigenen Mystik und in den aussergewöhnlichen Kamerafahrten, während die Figuren nicht über Stereotypen herauskommen. Dem properen Matt Damon (Good Will Hunting) mag man die Abgerissenheit trotz Dreitagebart, Whiskeyflasche und Pokerkarten nicht wirklich abnehmen, und Charlize Theron muss sich damit begnügen, etwas Weiblichkeit in die Geschichte zu bringen. Will Smith hingegen wirkt mangels lauter Sprüche und Action wie ein von allen geliebter und weiser Onkel Tom, der sich auf den Golfplatz verirrt hat. Unvermittelt stellt sich die Frage, ob denn ein Schwarzer um 1931 auf den Golfplätzen der Südstaaten wirklich zum Golfguru geworden wäre.

Dies ist aber alles gar nicht so wichtig, denn schliesslich steht das Wort Legende bereits im Filmtitel. Hauptsache, die Geschichte gefällt. Wer gerne gelegentlich ein Golfturnier mitverfolgt oder gar selber ab und zu ein Eisen 6 zur Hand nimmt, wird diese Partie ohnehin mögen. Auch Nostalgiker kommen auf ihre Rechnung und dürfen Tränen der Rührung vergiessen. Ästheten werden die in gleissendes Licht getauchten Landschaften schätzen. Und Skeptiker seien beruhigt, denn dass in diesem Drama am Ende alles gut kommt, ist ohnehin so klar wie die Morgenluft auf einem Golfplatz.

17.02.2021

2

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Kommentare

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Gelöschter Nutzer

vor 11 Jahren

In Redfords Märchen geht es um die Beschaffenheit oder Unebenheit eines Boden auf dem jemand wandelt


Gelöschter Nutzer

vor 14 Jahren

Der Film ist nur was für Golfer. Auch das Ganze Drum und Dran mit der Selbstfindung wirkt irgendwie aufgesetzt. Bleibt halt die Legende. Nur was für Gläubige. Und dass Matt Damon am Ende der Sieger ist, war ja wohl von Anfang an klar, von allen um den Hauptgewinn beneidet. Charlize Theron versucht das Beste aus der oberflächlichen Rolle zu machen und glänzt eigentlich nur durch die Vielfalt ihrer Hüte und den Augenaufschlag. Instinktiv ist man versucht, nach dem schnellen Vorlauf zu suchen. Einzig der Rahmen, den der gute alte Jack Lemmon liefert bleibt ansehnlich. Redfords schwächster Streifen.Mehr anzeigen


Gelöschter Nutzer

vor 17 Jahren


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