Der Grinch Deutschland, USA 2000 – 100min.

Filmkritik

Weihnachten mit Grünstich

Bruno Amstutz
Filmkritik: Bruno Amstutz

Jim Carrey muss seine Grimassen ausnahmsweise hinter einer Maske schneiden. Als grummliges Fabelwesen begibt er sich in «The Grinch» auf einen Kreuzzug gegen die Weihnachtsfreude. Trotz des pelzigen Kostüms erhält Carrey aber ausreichend Gelegenheit, Faxen zu machen.

Im Innern einer Schneeflocke laufen die Weihnachtsvorbereitungen auf Hochtouren. Das leicht idiotische Völklein der Whos stürzt sich in den Geschenkerausch, hängt seine Socken für den Weihnachtsmann auf und verbraucht kilometerweise Geschenkpapier. Der Einzige, den dieses Treiben anwidert, ist der Grinch. Ausgestossen von den Whos lebt er einsam und permanent schlecht gelaunt in einer Höhle auf dem Berg. Grün, pelzig und hässlich verbringt er seine Zeit damit, zu schimpfen, zu lästern und schlechte Laune zur Schau zu tragen. Die weihnachtliche Vorfreude in der kitschigen Stadt der stupsnasigen Whos erregt in ihm den Brechreiz. Für die Whos dagegen ist der Grinch ein Wesen, von dem man nicht spricht und das es eigentlich gar nicht geben sollte.

Einzig die kleine Cindy Lou Who will mehr über den Aussenseiter erfahren und lädt ihn sogar zur städtischen Weihnachtszeremonie ein. Als diese jedoch in einem Desaster endet, heckt der Grinch einen Plan aus. Er will Weihnachten stehlen, indem er sämtliche Geschenke, Weihnachtsbäume, Lichterketten und Socken in einer Nacht-und-Nebel-Aktion zusammenrafft und auf seinen Berg transportiert.

Das amerikanische Kinderbuch «How the Grinch Stole Christmas» von Dr. Seuss ist ein Klassiker. Die simplen Reime, verziert mit Zeichnungen, sollen vor allem Kinder zum Lesen animieren. Für die abendfüllende Verfilmung des Bändchens sahen sich Regisseur Ron Howard und Produzent Brian Grazer genötigt, den Stoff zu strecken und aufzublasen. Die Leerstellen in der Vorlage füllt Hauptdarsteller Jim Carrey mit Gliederverrenkungen, Sprachakrobatik und exzessiver Mimik.

Eine leichte Aufgabe stellte sich ihm allerdings nicht: Eingehüllt in grün gefärbte Rinderhaare, das Gesicht verdeckt durch Kontaktlinsen und eine Maske, musste er den nörgelnden Miesepeter überzeugend interpretieren. Dies gelingt ihm zweifellos, vielleicht auch dank seiner einschlägigen Erfahrungen mit der Arbeit in grünen Gummimasken in «The Mask». Die ständigen Clownerien sind allerdings wohl einmal mehr nur für Carrey-Fans auf die Dauer erträglich.

Zu bemängeln ist ausserdem das Grinch-Gebiss, das Carreys Aussprache über weite Strecken zu schwer verständlichem Nuscheln degradiert.Die Ausstattung von Whoville hingegen verdient Lob. Der Weihnachtskitsch wird so weit getrieben, dass sich das Publikum nach neunzig Minuten einer Zuckervergiftung nähert. Die surreale Welt erinnert an Tim Burtons Filme wie «Edward Scissorhands», der die Fabel vom Aussenseiter auf dem Berg bereits auf märchenhafte Weise abgehandelt hat, oder «A Nightmare Before Christmas», wo nicht Weihnachten gestohlen, dafür aber der Nikolaus entführt wird.

Im Gegensatz zu Burtons Poesie bietet Ron Howards Weihnachtsmärchen in erster Linie Klamauk in Hülle und Fülle und versucht beiläufig, eine Aussage über den wahren Wert des Christenfestes mitzuliefern.

16.12.2022

3

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Kommentare

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dulik

vor 5 Jahren

Ein Film, der dank Jim Carrey Kultstatus erreicht hat. Die Darstellung des "Grinch", der Weihnachten stehlen will ist für einen Kinderfilm allerdings etwas gar gruselig umgesetzt worden. Die Geschichte und deren Botschaft ist hingegen relativ einfach, aber für die besinnliche Zeit auf jeden Fall passend. Es sind jedoch vor allem die oftmals sehr verrückten Albernheiten des grünen Miesepeters, welche den Weihnachtsfilm auf die Lauflänge von 100 Minuten bringen und diese wirken je länger der Streifen dauert zunehmend ermüdend.
6/10Mehr anzeigen


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