The Beach Grossbritannien, USA 2000 – 119min.

Filmkritik

Wasserleiche wird Beach Boy

Filmkritik: Martin Glauser

Seit er mit der Titanic in der kalten Flut verschwunden ist, war es ziemlich still um Leonardo DiCaprio. Jetzt taucht er am Strand einer thailändischen Insel wieder auf und zieht das Hemd aus. Regisseur Danny Boyle, dem wir wegen Trainspotting schon A Life Less Ordinary verziehen haben, gönnte sich mit dem Superstar ein paar Wochen Erlebnisurlaub in Hinterindien.

Zuerst trifft Leonardo Di Caprio in Thailand auf den psychotischen Robert Carlyle, der ihm von einer verbotenen Insel mit einem perfekten Strand erzählt, um sich anschliessend die Pulsadern aufzuschneiden. Leo macht sich mit einem jungen französischen Paar (Virginie Ledoyen, Guillaume Canet) auf die Suche. Was die drei finden, ist eine Hippie-Kolonie, die sich an diesem schönen Fleck abseits der touristischen Trampelpfade ihr kleines Privatparadies eingerichtet hat. Es folgen unbeschwerte Tage mit Fischen, Volleyball und Sex, wofür die schöne Französin hurtig den Freund wechselt.

Allerdings, die Idylle trügt. Denn es gibt erstens Haie, die einem Schweden an die Waden gehen, und zweitens ein paar schwerbewaffnete Hanfbauern. Als vier weitere Rucksacktouristen auftauchen, hat es mit ihrer Geduld ein Ende, und bald auch mit dem inneren Frieden im Soziotop der Hippies.

Was ist nur los mit Danny Boyle? Nach dem wilden Heroin-Trip Trainspotting fühlte sich ja schon A Life Less Ordinary an wie eine schmerzhafte Entziehungskur. Aber "The Beach" scheint nun endgültig einem alten Kifferhirn entsprungen. Die Bestselleradaption ist so fadendünn, dass man sich fast ein paar ehrliche Klischees herbeiwünscht. War die erste Hälfte noch halb verheissungsvoll, so verleidet einem ein plötzlicher Amateur-Existenzialismus schliesslich sogar die schöne Landschaft. Willkürlich und anmassend streut Boyle ein paar Teelöffel Apocalypse Now und Herr der Fliegen in die dünne Suppe. Leonardos brüske Wandlung zum animalischen Einzelgänger mit Killerinstinkt ist aber so schlecht motiviert wie vieles sonst: Warum flippen die Leute derart aus bei der Ankunft der vier Tramper, wo sie doch unsere drei Freunde eben noch so herzlich aufgenommen haben? Woher beziehen die Selbstversorger den Strom für die abendliche Disco? Warum reden die Schweden mit helvetischen Akzent?

Es ist Danny Boyle nicht einmal gelungen, seinen Star so zu präsentieren, wie ich und viele andere junge Mädchen auf der Welt es hätten erwarten dürfen. Dass Leonardo DiCaprio süss ist und schauspielern kann, haben wir in andern Filmen gesehen, und ich rede nicht von "Gilbert Grape". Hier geht er zwar meist ohne Hemd, aber sein Gesicht ist oft so unvorteilhaft ausgeleuchtet, dass er sich bald nach einer neuen Fangemeinde umschauen muss. Sogar in den Dialogen wirkt er manchmal wie ein Dilettant, aber wie sollte er auch anders bei diesen Vorgaben? Die Romanze zwischen Leo und Virginie ist gar keine. Dass sie einen Freund hat, verhindert zunächt die Befriedigung des Begehrens. Aber statt in dieser Dreieckskonstellation einen Konflikt anzusiedeln, ist sie weder vor noch nach Virginies abruptem Freundwechsel (Kussszene am Strand) auch nur eine Szene wert. Das Konfliktuöse wird statt dessen an den langen Haaren der blöden Eingeborenen herbeigezogen. Aber auch die Action, so schwach begründet sie sein mag, wird noch torpediert durch deplatziert wirkende Surrealismus-Inserts, ohne die Toilettentaucher Boyle wohl sein Leben lang nie mehr auskommen kann.

Das beste an "The Beach" ist tatsächlich der Strand, überhaupt die entzückende Landschaft. Für Danny Boyle aber war es wohl das riesige Feld von Canabisstauden, das er im Film von insgesamt sieben jugendlichen Kiffern bejubeln lässt.

19.02.2021

2

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Kommentare

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dulik

vor 5 Jahren

Zwar schafft es "The Beach" nicht so richtig die von Lenoardo DiCaprio gespielte Hauptfigur einzuführen, dennoch kann man sich gut mit diesem Charakter identifizieren und dessen Beweggründe nachvollziehen. Der Film beschäftigt sich mit interessanten Themen wie der Suche nach dem Glück oder dem menschentypischen Verhalten in aussergewöhnlichen Situationen und ist dahr definitiv empfehlenswert.
7.5/10Mehr anzeigen


Corinne47

vor 12 Jahren

zwar nicht so gut wie das Buch, aber dennoch sehr unterhaltsam!


movie world filip

vor 12 Jahren

dicaprio recht gut, stilvoll... über das paradis oder wie es nicht besteht... (die natur war während dem drehen nicht respektiert, das war negatives in die zeitungen bei diesen film) mit spannende momenten, und manchmal ein starke dicaprio, aber durchaus fehlt der film an power und ein erwchsenes element. Es seht sich an wie ein jugend buch.Mehr anzeigen


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