Men of Honor USA 2000 – 123min.

Filmkritik

Tauchen mit der US-Army

Filmkritik: Kaspar Döbeli

Der in armen Verhältnissen aufgewachsene Carl Brashear (Cuba Gooding Jr.) will nichts anderes als in der U.S. Navy Karriere machen. Sein Handicap ist seine Hautfarbe. Obwohl der Militärdienst für Schwarze besteht, werden sie in den Kasernen keineswegs von allen akzeptiert. Vor allem Billy Sunday (Robert de Niro) als traditionsverpflichter Navy Officer steht Carls Traum im Wege. "Men of Honor" basiert auf wahren Begebenheiten. Das macht den Film leider auch nicht besser.

Carl Brashear (Cuba Gooding Jr., Oscar für "Jerry Maguire"), Sohn eines armen, schwarzen Landwirtes, will während des Zweiten Weltkriegs in die Navy. Von Kindesbeinen an liebt er es, im benachbarten See nach Autowracks zu tauchen. Sein Vater will auf keinen Fall, dass das Leben des Sohnemanns den gleichen Lauf nimmt wie sein eigenes. Er schickt Carl in den Militärdienst mit den Worten "gib niemals auf und komm nie wieder nach Hause zurück". Carls erster Karriereabschnitt endet, wie der aller Schwarzen, in der Küche auf einem Navy-Boot. Indem er eine Regel bricht und an einem für ihn nicht erlaubten Tag schwimmen geht und dazu noch den besten Schwimmer um Längen schlägt, bekommt er seine Chance, Navy-Taucher zu werden. Mit Hilfe eines Kommandanten und nach 100 geschriebenen Briefen kann er die entsprechende Ausbildung beginnen. Vom ersten Tag an schlägt ihm ein eisiger Wind entgegen. Nur ein Sprachbehinderter hält ihm die Stange. Der wegen eines Unfalles verbitterte Ausbildner Billy Sunday (Robert de Niro) macht ihm aufgrund eines Befehls von oben das Leben zur Hölle. Carl hält die Strapazen, die mit sozialer Ausgrenzung verbunden sind, jedoch durch und erlangt die Lizenz. Der Aufstieg beginnt. In einer heiklen Mission erleidet Carl eine schwere Beinfraktur, welche ihm das weitere Tauchen verbietet. Mit Hilfe von Billy Sunday, welcher mit der neuen Navy-Führung ein Hühnchen zu rupfen hat, kämpft sich Carl durch die Pentagon-Administration mit dem Ziel, erster behinderter und schwarzer Master Chief zu werden.

"Men of Honor" will ein Zeichen gegen die geschichtliche Unterdrückung der Schwarzen setzen. Leider zementiert Regisseur George Tillman Jr. vor allem viele ärgerliche Klischees. Zum Beispiel, dass nur Ehre einen wahren Mann ausmacht - und vielleicht noch, dass er 5 Minuten die Luft anhalten und 130 kg stemmen kann. Oder dass Traditionen immer besser sind als moderne Management-Ideen. Oder, und vor allem, dass die Frauen sich zwar auch schon mal für ihre Ziele einsetzen; aber zu richtigen Männern kommen sie immer wieder zurück, egal, ob diese sie immer wie Luft behandelt haben. Und so wird aus diesem Stück gegen die Rassendiskriminierung eine verbohrte Geschichte aus dem (scheinbaren) Kleinmief des U.S. Militärs.

Ein paar Mal während des Filmes sagt Billy Sunday: "Hell, I don’t know why anybody would want to be a Navy Diver." Warum sollte jemand einen Film über die Navy Taucher SEHEN wollen? Filme über das U.S. Militär beleuchten immer neue Einheiten. Aber garantiert ist allen gemeinsam, dass gerade ihre Truppe die härteste, mutigste und nötigste ist. Und nur derjenige kommt durch, der sich dem Machotum des weissen und männlichen Drills anpasst. Sei es als Frau ("G.I. Jane") oder eben als Schwarzer in den Vierzigerjahren. Ohne jede Ironie kämpft sich Carl Brashear mit seinem unglaublichem - mit Dummheit versetzten - Starrsinn durch diese Welt.

Es soll nicht verschwiegen werden, dass Robert de Niro eine Parforce-Leistung liefert. Seine Darstellung des leichten Wahnsinns lässt einem immer wieder erschauern. Und der Film hat, insbesondere während Carls Ausbildung, spannende Momente, in denen man als Zuschauer mit den Filmhelden die Luft anhält.

19.02.2021

2

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Kommentare

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8martin

vor 2 Jahren

Übertriebene S/W Malerei in punkto Rassismus in den 50er Jahren in Amerika. Es ging Regisseur George Tillman Jr. wohl vor allem darum, dem ersten farbigen Taucher bei der Navy ein Denkmal zu setzen. Den stellt hier Cuba Gooding Jr. (Carl) da. Er muss sich gegen einen rassistischen, strafversetzten Vorgesetzten Master Chief Sunday behaupten. Robert De Niro kann es sich leisten dieses Riesen A’lo darzustellen. Er beschimpft und schikaniert Carl. Um ihn raus zu moppen stellt er ihm sogar bei Unterwasserarbeiten Fallen, die zum Tod des Tauchers führen könnten und bekommt dafür sogar einen Orden. Carl schweigt und bildet sich weiter. Hierbei hilft ihm Jo (Aunjanue Ellis), eine Ärztin, die er später heiratet. Bei einem Unfall verliert Carl einen Unterschenkel, was ihn aber nicht daran hindert weiter zu tauchen, was medizinisch eigentlich nicht möglich ist. Eine Prothese macht’s möglich. Jetzt klappt’s auch mit der Beförderung. Bei einer Gerichtsverhandlung beweist Cheftaucher Carl, dass er einsatzfähig ist. Sein gescheiterter Vorgesetzter Sunday ergibt sich dem Alkohol und wechselt die Seiten. Er wird fast zu Carls Freund. Allein die darstellerischen Fähigkeiten von Mrs. Sunday (Charlize Theron) retten den Streifen vor der Mülltonne. Sie hinterlässt mit ihrer kurzen aber eindrucksvollen Rolle einen tiefen Eindruck auf Zuschauer und auf Ehemann Sunday. Der sagt dem Alkohol Adé und unterstützt plötzlich auch noch Carl.
Vorhersehbar ertrinkt die Story in Klischees. Der titelgebende Ehrbegriff kommt löchrig wie ein Schweizer Käse daher.
Regisseur George Tillman Jr. will uns glauben machen, dass Ehre von Ehrgeiz, Frust und Minderwertigkeitsgefühlen kommt und austauschbar ist wie ein Hemd. Körperliche Beeinträchtigungen werden lourdesmäßig glattgebügelt. Da kann der Aspirant auch verurteilt, degradiert und mit Gehaltskürzungen belegt werden. Es ist ja doch eine wahre Geschichte.Mehr anzeigen


dschmid2

vor 22 Jahren

Ein absolut sehenswerter Film! Er kommt ohne Schiessereien, unnötige Gewaltsverherrlichung und ohne die sonst fast obligaten Bettszenen aus, und ist dennoch spannend und bewegend. Die Hauptdarsteller überzeugen, die Dialoge sind handfest und kommen zum Teil sogar ohne Worte, aber mit umso mehr Gefühlen daher.
Grundsätzlich ist mir in diesem Forum sowieso aufgefallen, dass Filme mit mittelmässiger oder sogar schlechter Kritik zum Teil umso sehenswerter sind. Mich dünkt manchmal, dass bei wirklich gelungenen Filmen dann die Argumente gesucht sind und überhaupt grundsätzlich ein negativer Tenor vorherrscht. Darum muss ich mich von solchen Filmen immer persönlich von der Qualität überzeugen und wurde grundsätzlich selten enttäuscht...Mehr anzeigen


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