Gladiator Grossbritannien, USA 2000 – 155min.

Filmkritik

Brot und Spiele

Bruno Amstutz
Filmkritik: Bruno Amstutz

Ridley Scott wagt den Versuch, das Genre des Sandalenfilms aus der Versenkung zu holen, und wer wagt, gewinnt: Gladiator ist ein monumentales Epos, gewürzt mit optischem Bombast, ehrenvollen Helden und prunkvollen Gewändern. Doch auch die Brutalität kommt nicht zu kurz: Noch nie waren Römerschlachten so gewalttätig und Gladiatorenkämpfe so blutig.

Im Jahr 180 n. Chr. erstreckt sich das römische Reich von den Wüsten Nordafrikas bis tief nach Germanien. Nur eine letzte germanische Bastion leistet den Eroberern noch Widerstand. Leider sind die pelzbehangenen Barbaren nicht im Besitz eines Zaubertranks, sie müssen sich mit profaneren Mitteln wehren: mit Äxten, Schwertern und Pfeilbogen. Auch die Römer sehen nicht aus, wie wir sie aus den Asterix-Büchern kennen, mit blankpolierten Panzern und aufgereiht auf der grünen Wiese wie frisch aus dem Ei gepellt. Ridley Scotts römische Legionen sind ein abgekämpfter Haufen schlammverkrusteter Soldaten, denen die Angst vor den Barbarenhorden ins Gesicht geschrieben steht.

Scott fährt sofort mit grobem Geschütz auf und liefert in der ersten Viertelstunde die wohl bombastischste Römerschlacht der Filmgeschichte. Über Tausend Statisten inszenieren ein gnadenloses Blutbad, kämpfen um ihr Leben, stechen und hacken sich reihenweise zu Tode. Die Kamera begibt sich mitten ins Getümmel und demonstriert, dass Krieg auch bei den Römern ein dreckiges Geschäft war.

Unter der Führung von General Maximus (Russel Crowe) erringen die Legionäre den Sieg, der Krieg ist beendet. Doch die militärischen Geschehnisse lenken nur ab von den politischen Problemen des römischen Reiches: Der Imperator Marcus Aurelius (Richard Harris) weiss, dass er nicht mehr lange zu leben hat und sieht im Rückblick seine Regierungszeit an Feldzüge und Eroberungen verschwendet. Sein letzter Wunsch ist es, dass Maximus seine Nachfolge übernimmt und Rom wieder in eine Republik verwandelt. Der General ist wenig begeistert. Nach Jahren in der Armee will er endlich zu Frau und Sohn auf seinen Landsitz zurückkehren.

Durch die Nachfolgeregelung des Herrschers übergangen fühlt sich hingegen dessen Sohn Commodus (Joaquin Phoenix). Dieser hat zwar zur Glorie Roms nicht viel beigetragen, will aber trotzdem auf dem Thron platznehmen. Nach dem nicht ganz natürlichen Tod von Marcus Aurelius lässt Commodus seinen Rivalen kurzerhand verhaften und zum Richtplatz führen. Der General vermag sich zwar zu befreien, kann aber nicht verhindern, dass die Schergen des Thronfolgers seine Familie ermorden und sein Gut niederbrennen. Verwundet und erschöpft bricht Maximus vor den Ruinen seines Heims zusammen.

Bald darauf findet er sich eingesperrt im Käfig als unfreiwilliger Teilnehmer einer Kamelkarawane durch die nordafrikanische Wüste wieder. Der General ist zum Sklaven degradiert und wird als Ware verkauft. Als Eigentum des Gladiatorentrainers Proximo (Oliver Reed) besteht Maximus' Tagesgeschäft von nun an aus metzeln oder gemetzelt werden. Sein einziger Antrieb ist der Durst nach Rache an Commodus. Als dieser in Rom 150 Tage lang Spiele veranstalten will, sieht Maximus seine Chance gekommen.

Gladiator setzt nicht nur auf schonungslose Kampfszenen, sondern auch auf glaubhafte Charaktere. Die Hauptdarsteller können seinen Anforderungen gerecht werden. Joaquin Phoenix bewährt sich als unreifer, verwöhnter Commodus. Er ist nicht einfach ein niederträchtiger Bösewicht, sondern möchte eigentlich von allen geliebt werden. Trotz all seiner Bemühungen nimmt jedoch niemand Commodus ernst, was ihn zum Missbrauch seiner Macht treibt.

Russel Crowe schliesslich, der für seine letze Rolle in The Insider mit einer Oscarnomination belohnt wurde, brilliert als Maximus. Vom General, der an die Ehrenprinzipien der römischen Armee glaubt, wandelt er sich zum kaltblütigen Schlächter in der Arena. Er ist ein Mann, der nichts zu verlieren hat und nur noch von dumpfen Rachegefühlen vorwärtsgetrieben wird, aber trotzdem in seinem Innern verletzlich bleibt. Crowe agiert weder wie ein verwundetes Reh noch wie der gnadenlos coole Rächer, sondern lässt immer auch seine Kämpfe gegen die eigenen Dämonen durchscheinen.

Ridley Scott bietet den besten Logenplatz im Colosseum seit Ben Hur, und er blickt nicht weg, wenn Morgensterne auf Schädel krachen und Köpfe in den Sand der Arena rollen. Der Regisseur überträgt den Gewaltvoyeurismus vom Colosseum direkt in den Kinosaal. Dies taugt bestimmt nicht für schwache Nerven, schadet aber dem Gesamturteil nicht: Daumen hoch!

07.06.2021

4

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Kommentare

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dulik

vor 6 Jahren

Ein grandioser Film, der zurecht mit 5 Oscars ausgezeichnet wurde. Die Optik ist für die damaligen Verhältnisse gewaltig und auch die Kämpfe sind sehr hochwertig gemacht. Durch einen guten Mix aus actionreichen und berührenden Szenen vergeht die relativ lange Lauflänge dennoch ziemlich schnell. Einzig die Charakterzeichnung der Nebenrollen hätte noch ein bisschen weiter ins Detail gehen dürfen.
9/10Mehr anzeigen


Bogarice

vor 10 Jahren

Mein Lieblingsfilm!


julianne

vor 10 Jahren

Das ist ganz sicher einer der besten Filme aller Zeiten da sind die 5 Oscars echt zuwenig schade hat er nicht die 12 geholt!!!! Russell crowe sensationell zurecht den Oscar!!!! Das Hans Zimmer für diesen sensationellen soundrack nicht gewonnen eine Frechheit!!!! Eine Sensation in allen Faktoren so wie brokeback Mountain oder Black Swan!!!!!Mehr anzeigen


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