Erin Brockovich USA 2000 – 131min.

Filmkritik

Davids Schwester gegen Goliaths ganze Familie

Bruno Amstutz
Filmkritik: Bruno Amstutz

Entwarnung! Julia Roberts heiratet NICHT am Schluss. Im Gegenteil, sie ist zweimal geschieden, alleinerziehende Mutter von drei Kindern und dazu noch arbeitslos. Das härtet ab und stärkt den Kampfgeist. Diesen braucht sie auch dringend, wenn sie als Erin Brockovich einen Grosskonzern vor Gericht zerren will. Steven Soderbergh ("Out Of Sight"; "Sex, Lies & Videotape") stellt einen authentischen Fall dar.

Keine Angst, der Film spielt nicht in muffigen Gerichtssälen zwischen verstaubten Richtern und Anwälten in grauen Anzügen, die sich gegenseitig juristische Spitzfindigkeiten an den Kopf werfen. Soderbergh erzählt die Geschichte einer normalen jungen Frau mit dem exotischen Namen Erin Brockovich (Julia Roberts), die anfangs nicht zu beneiden ist: Sie ist arbeitslos, quatscht zwar bei Vorstellungsgesprächen viel und laut, hat aber keine Ausbildung, die ihr auch einen Job einbringen würde. Als ihr zu allem Unglück noch ein reicher Arzt ohne ihr Verschulden das Auto zu Schrott fährt und der Anwalt Ed Masry (Albert Finney) ihr nicht zu ihrem Recht verhelfen kann, steigt Erin auf die Barrikaden. Die junge Frau hat zwei Charaktereigenschaften, die sie nicht überall beliebt machen: Einen ausgeprägten Gerechtigkeitssinn und die Angewohnheit, kein Blatt vor den Mund zu nehmen. Erin nennt die Dinge stets beim Namen, ohne Rücksicht auf Höflichkeitsrituale oder Respekt vor gesellschaftlichem Status. Sie nötigt Anwalt Masry dazu, sie anzustellen, weil er vor Gericht versagt hat. Masry würde zwar lieber seinen Rückzug aus dem Berufsleben einleiten, als sich um zickige Frauen zu kümmern, willigt aber schliesslich ein.

In der Kanzlei stösst Erin auf eine Akte, in der Unterlagen über Immobilienverkäufe zusammen mit Blutproben und medizinischen Daten abgelegt sind. Aus Neugierde beginnt sie zu recherchieren und stösst dabei auf einen gigantischen Giftskandal. Masry, der seinen Ruhestand in Gefahr sieht, will die Finger von dem heissen Eisen lassen. Doch Erin Brockovich steckt mit ihrer Beharrlichkeit alle an. Sie will Gerechtigkeit und nimmt den Kampf gegen einen milliardenschweren Industriekonzern auf – gegen Goliaths ganze Familie, wie es Ed Masry ausdrückt.

Steven Soderbergh folgt mit der Kamera Julia Roberts auf Schritt und Tritt, und Julia lässt als Erin Brockovich keine Gelegenheit aus, ihre langen Beine und den tiefen Ausschnitt wirkungsvoll in Szene zu setzen. Die junge Mutter hat zwar nach eigenen Angaben nicht einmal mehr das Geld für den Telefonanschluss, scheint aber über eine überquellende Garderobe zu verfügen. Immerhin präsentiert sie in praktisch jeder Szene ein neues Outfit. Bevorzugter Stil: Sehr kurze Röcklein, hochhackige Schuhe, freizügige Tops. Den ständig wechselnden Frisuren nach zu urteilen betätigt sich Erin in der spärlichen Freizeit ausserdem als Hobbyfriseuse.

Die besten Momente hat der Film, wenn Erin Brockovich mit ihrer leicht ordinären Art verbale Splitterbomben in der eleganten Anwaltswelt platzen lässt. Daraus ergeben sich erheiternde Situationen und erfrischende Streitgespräche. Erin ist eine sperrige Person, die sich keinen Regeln ausser den eigenen anpassen will und gerade deshalb am Ende erfolgreich wird. Der Gerichtsfall wird als Vehikel benutzt, um eine Charakterstudie zu transportieren. Steven Soderbergh versteht es, seine Aschenputtelgeschichte ohne übertriebene Sentimentalität zu erzählen und mit einer gesunde Portion Humor zu würzen. Glücklicherweise verzichtet die Geschichte auch auf Kirchenglocken, Hochzeitskleider und ähnliches, um ein Happy-End zu suggerieren. Bei Julia Roberts geht es für einmal nicht bloss um den Mann fürs Leben. Das kommt ihrem Ruf als Schauspielerin zweifellos zugute. Ihren Wert auf Hollywoods Märkten kennt sie jedenfalls: Die Rolle der Erin Brockovich liess sich Roberts mit 20 Millionen Dollar vergolden.

16.03.2021

4

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Kommentare

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1234jopy

vor 9 Jahren

Wahre Geschichte, gut erzählt.


colette

vor 15 Jahren

klassefilm grandiose leistung von julia roberts!


oneadi

vor 16 Jahren

Die fantastische Julia Roberts kämpft um einen Beruf und sie spielt fantastischer denn je. Wer Julia Roberts also mag als Schauspielerin der sollte ihn unbedingt sehen, denn sie ist der Lichtblick vom ganzen Film. Dann kommt da natürlich noch die berührende Story und akzeptable Nebendarsteller.
Die wahre Geschichte der Erin Brokovich reisst einem mit und vor allem die Umsetzung von Julia Roberts hält ein paar „ Schmunzler“ und Lacher parat!

Fazit: Wer Julia Roberts („ Pretty Woman“, „ Die Braut die sich nicht traut“) mag, für den ist der Film ein Muss! Für sonstige Fans von tollen Filmen die spannend sind, witzig und auch tragisch sollten sich den Film ebenfalls ansehen!Mehr anzeigen


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