Cecil B. DeMented Frankreich, USA 2000 – 88min.

Filmkritik

Nieder mit Hollywood!

Filmkritik: Gerhard Schaufelberger

Seit "Hairspray" und "Serial Mom" hat man ihm selbst zunehmenden Konventionalismus vorgeworfen. Mit der Actionkomödie "Cecil B. Demented" nimmt der "Pope of Trash" John Waters das Hollywood-Business aufs Korn und lässt Stephen Dorff als durchgeknallten Underground-Regisseur Cecil B. Demented das Starlet Honey Whitlock (Melanie Griffith) kidnappen. Tod dem Mainstream-Kino!

Sinclair Stevens (Stephen Dorff), Manager eines Kinos in Baltimore (kein John-Waters-Film spielte je anderswo), ist ein braver, anständiger Mann. Doch wenn's dunkel wird, verwandelt er sich in sein pures Gegenteil und wird der charismatische Filmterrorist Cecil B. Demented. Er schart eine Gemeinde von jungen Filmfanatikern um sich , die er die "Sprocket Holes" nennt. Diese tarnt er als Kinopersonal, um seinen grossen Coup gegen Hollywood zu lancieren: An der Benefiz-Premiere des Films "Some Kind of Happiness", die in Cecil's Kino stattfindet, kidnappt seine Filmguerilla dessen Hauptdarstellerin Honey Whitlock (Melanie Griffith), eine launisch-hysterische Diva auf dem Höhepunkt ihrer Karriere. Sie wird in das Hauptquartier der Sprocket Holes in einem alten Lagerhaus verschleppt, in eine Mitleid erweckende Punk-Garderobe gesteckt und fortan gezwungen, in Cecils Null-Budget-Realo-Terror-Film mitzuspielen. Nach begreiflichen Anpassungsschwierigkeiten findet Honey nach und nach Gefallen an den gewalttätigen Angriffen auf Mainstream-Kinos und Sequel-Filmsets (Cecil hasst nichts mehr als Sequels, und er hat es auf "Forrest Gump" aka "Gump Again" abgesehen). Honey wird zur feurigen Anhängerin und zum vollwertigen Mitglied der Guerilla, und sie geht mit ihrem Anführer bis ans Ende.

Wer einen Schocker vom Kaliber von "Pink Flamingos" (1972) erwartet, wird wohl enttäuscht sein. Doch für alle, die John Waters' schräge Charaktere und seinen Humor mögen, ist "Cecil B. Demented" ein Muss. Melanie Griffith ("Lolita" [1997], "Crazy in Alabama" ) glänzt sowohl als kapriziös-arrogante Diva sowie als zum Sprocket Hole konvertierte Geisel, sie scheint sich in dieser Bad-Taste-Szenerie sichtlich zu amüsieren. Obendrein ist sie in der zweiten Hälfte des Films zum Verlieben gut angezogen, - ein Alptraum für alle, bei denen die Lifestyle-Gehirnwäsche der Neunzigerjahre ihre Wirkung getan hat. Auch Stephen Dorff ("Backbeat" "The Quantum Project")zeigt sich gewandt in der Rolle des Fanatikers.

Man hat Waters angekreidet, dass die vielen Nebenfiguren unterentwickelt seien, dieser Zug ist aber bestimmt gewollt: Welcher Kultführer möchte denn schon, dass seine Anhänger etwas mehr sind als willenlose, manipulierbare Masse, oder eben Einweg-Ersatzteile, die seine Wahnmaschine erst in Bewegung setzen? Ihre spärlichen eigenen Aussagen gehen natürlich in den vorgefertigten Parolen ("Nieder mit dem Studio-System!" usw.) unter, und sie könnten platter nicht sein: Der Heroin-Junkie Lyle (Adrian Grenier) : "Früher hatte ich viele Probleme, jetzt nur noch eines". Schon das Äussere der Sprocket Holes ist aber eine Augenweide, die sich kein Underground-Nostalgiker entgehen lassen sollte.

Manche der komisch-brutalen Slapsticks wirken etwas aufgesetzt und das Ende der Story mag allzu vorhersehbar sein, aber ist ein Amoklauf das nicht ohnehin? Andere bestechen durch ihre naheliegende Einfachheit: Es ist eine Wohltat zu sehen, wie auf eine Popcornmaschine geschossen wird, oder von einem angegriffenen Produzenten, der gerade mal wieder ein dummes Videogame zum Hollywoodfilm aufgeblasen hat, zu hören: "Ich kann doch nichts dafür, ich schaue ja die Filme gar nicht an!"

18.05.2021

3

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