Boiler Room USA 2000 – 120min.

Filmkritik

Der schnellste Weg zum Reichtum

Filmkritik: Karin Gfrörer

Ohne Geld bist du in den USA nichts. Ben Youngers spannenender Film über Gier, Abzockerei und Betrug im Börsengeschäft zeigt Jungmänner, die möglichst schnell im Kreis der Yuppies landen wollen. Seth ist ein Paradebeispiel: Er möchte von seinem Vater respektiert werden und schnell zu Geld zu kommen. Dabei gerät er auf dünnes Eis.

"Wollt ihr in zwei Jahren Millionär sein? Kein Problem." So heizt der Instruktor den Brokerlehrlingen gleich am ersten Meeting ein: "Wenn es euch nur ums Geld geht, dann seid ihr hier richtig." Seth (Giovanni Ribisi) wünscht sich nichts mehr als das. Eben hat er sein College abgebrochen, ist von seinem Vater wegen des Betriebs illegalen Spielhölle gerügt worden ist. Und bald verzeichnet er erste Erfolge: Auch er schafft es, mit Lügen und Manipulation ahnungslose Kunden dazu zu bringen, ihr Erspartes in Scheinaktien zu investieren. Irgendwann bemerkt er, dass der Boiler Room von J.T. Marlin illegal ist: Die Millionen, die die Kunden verlieren, gewinnen seine Kollegen. Doch vorerst erliegt Seth der Faszination: Die teuersten und schicksten Autos sind in der Einfahrt parkiert, die Jungmänner wirken strotzen vor Selbstbewusstsein. Er gehört bald dazu und spielt nach den Regeln: Seth wird Mitglied der Erfolgsfamilie.

Der Nachwuchsregisseur Ben Younger hatte sich selbst mal für einen Job in einem Boiler Room beworben. Den Job hat er nicht gekriegt, aber genug Informationen, um daraus einen Film zu machen. Entstanden ist eine Mischung aus Thriller und Sozialstudie. Dafür konnte er viele talentierte Jungschauspieler anheuern: Oskargewinner Ben Affleck, Tom Everett Scott, Vin Disel und Giovanni Ribisi, der den jungen Seth sehr überzeugend verkörpert.

In den USA ist die Problematik der illegalen "Boiler Rooms" brisant. Doch der Film ist mehr als eine spannende Story über illegales Geschäften: Er betreibt gleichzeitig eine Sozialstudie über die jungen Männer, die unter dem Leistungsdruck der Gesellschaft beinahe alles für Erfolg und Anerkennung zu tun bereit sind. Die beinahe faschistisch anmutenden Verhaltensregeln der Subkultur: Immer wieder wird den Brokern eingetrichtert, sie seien "great", könnten aber noch mehr verdienen, wenn sie nur keine Fragen stellten und hart arbeiteten. Was mit dem verdienten Geld geschieht, ist von untergeordnetem Interesse. Nur der Moment des "Geschäftsabschlusses" selber zählt. Die Stimmung im Maklerbüro gleicht oft derjenigen eines Fussballstadions. Seths persönliches Dilemma zwischen der Faszination des Geldes und ethisch motivierten Selbstzweifeln wirkt eher flach. Doch die bisher selten thematisierte Problematik der "Boiler Rooms" und die kritische Darstellung ihrer Akteure hat Younger geschickt in eine spannende Geschichte verpackt.

17.02.2021

3

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