Amores perros Mexiko 2000 – 150min.

Filmkritik

Dog Spotting - Kämpfen und Überleben in der Megalopole

Sven Schwyn
Filmkritik: Sven Schwyn

Mexico City. Eine Stadt, in der 21 Millionen Menschen leben, ist ein besonderer Ort. Und dasselbe gilt sicher auch für ihre Bewohner, die bei allen Unterschieden doch eines gemein haben: den täglichen Kampf ums Überleben. "Amores Perros" erzählt von diesen Menschen, ihren Leben, Lieben, Missionen -- und Hunden.

In dieser Stadt gibt es alles und das gleichzeitig. Zwar trennen arm, reich, jung und alt Welten voneinander, aber weil sich alle den engen Raum der Grossstadt teilen müssen, gibt es immer wieder Momente, in denen sie aufeinander prallen. Ein Autounfall auf einer beliebigen Kreuzung ist ein solcher Moment, von dem aus der Drehbuchautor Guillermo Arriaga drei Geschichten entfaltet.

La vida es un carnaval

Octavio. Heimlich verliebt in die Frau seines gewalttätigen Bruders, versucht er sein Glück mehr oder minder freiwillig bei illegalen Hundekämpfen. Und siehe da, sein Wauwau Cofi ist ein Champion und das Geld fliesst nur so in Strömen. Dabei übersieht er jedoch, wie er immer tiefer im Sumpf versinkt und dass er mit Geld nicht alles kaufen kann.

Valeria. Ihre Beine machten sie als Model berühmt und erfolgreich. Die Männer liegen ihr sprichwörtlich zu Füssen, insbesondere Daniel, der sich für seine Geliebte sogar scheiden lassen will. Dann der Unfall. Prompt beginnt das fragile Kartenhaus zusammenzubrechen, verschluckt gar den geliebten Fifi.

El Chivo. Seine Welt ist schon vor langer Zeit zerbrochen. Er liess seine Familie zurück, um als Guerillero für Ideale zu kämpfen. Übriggeblieben ist ein verwahrloster Stadtstreicher, der sich als Auftragskiller das Geld für einen besseren Lebensabend besorgt. Doch mit Cofi nimmt er einen Schicksalsverwandten zu sich auf, der ihm eine schmerzvolle Lektion erteilen wird.

Mit viel Handycam und Anachronismen braut Regisseur Alejandro González Iñárritu eine Mixtur zusammen, die allerdings nicht so revolutionär ist, wie behauptet wird. Egal, denn die Form passt wunderbar zum Inhalt und das ist letztlich was zählt. Gemeinsam mit seinen Akteuren, allen voran Emilio Echevarría (El Chivo), Gael García Bernal (Octavio) und Goya Toledo (Valeria), fängt der Regisseur den Groove der Grosststadt so ein, dass er auch für uns Landeier spürbar wird. Oder mit seinen eigenen Worten: "Der Film ist für mich ein Produkt dieses Widerspruchs zwischen Luftverschmutzung, Gewalt, Korruption, Schönheit und Faszination, eine Widerspiegelung im Kleinen dieses barocken und komplexen Mosaiks namens Mexiko Stadt."

"Alles wird gut?"

Nach besseren und schlechteren Zeiten (jeweils abhängig vom Geschmack des jeweiligen Präsidenten und seiner Gattin), wurde Mexiko in den letzten Jahren hauptsächlich als kostengünstige Kulisse für amerikanische B-Movies verwendet. Umso erfreulicher sind Filme wie "Amores Perros", die zeigen, dass es auch anders geht. Wie etliche Filmemacher seiner Generation hat Iñárritu seine Sporen (und Sponsoren) mit Werbespots und Fernsehfilmen verdient, daneben aber über Jahre an seinen Filmprojekten gefeilt. Das Resultat kann sich sehen lassen und wurde dieses Jahr verdient für einen Oscar nominiert.

31.05.2021

4

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Kommentare

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thonixx

vor 10 Jahren

Die Geschichten sind fantastisch miteinander verknüpft, zeigen ein spannendes Umfeld im Alltag der Protagonisten.


domi874

vor 10 Jahren

Die Geschichte ist sehr krass!!!


pfuteri

vor 12 Jahren

Ein verstörender, harter Film.
Wie ein Faustschlag in den Bauch.
Sehenswert.


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