Virus Frankreich, Deutschland, Japan, Grossbritannien, USA 1999 – 99min.

Filmkritik

Sci-Fi-Horror für die Quarantäne

Filmkritik: Martin Glauser

Eine körperlose Energie aus dem All befällt ein russisches Forschungsschiff und macht die Besatzung hin. Dasselbe Schicksal droht nun auch Donald Sutherland und Jamie Lee Curtis, deren berühmte Namen wohl der einzige Grund sind, weshalb Universal diese Strassenmischung aus "Beyond the Poseidon Adventure" und "Alien 5"  nach einigem Zaudern doch noch in die Kinos bringt, statt den Bastard direkt in die Videotheken abzuschieben.Zuerst macht der Aggressor Zwischenhalt auf MIR. Dass sich die russische Raumstation, wo wir jahrelang die Socken betrunkener Kosmonauten zwischen High-Tech-Gerät und schwerelosen Vodka-Kugeln haben herumschweben sehen, nur allzu leicht einen interstellaren Virus einfängt, erstaunt nicht. Dass sich aber diese fremde Intelligenz im Hinblick auf eine Okkupation der Erde ausgerechnet auf ein isoliertes Schiff - und nur dorthin - weitervererbt, erstaunt. Mitten in einem Sturm befindet sich ein amerikanischer Schlepper, dessen zwielichtiger Kapitän Donald Sutherland verkörpert. Seine Navigatorin (Jamie Lee Curtis) hat die Idee, das Schiff ins ruhige Auge des Sturms zu retten. Dort stossen sie auf das verlassene russische Forschungsschiff. Sie schalten erst einmal den Strom wieder ein, damit aber auch jenes elektroenergetische Wesen, das sich inzwischen aus dem vorgefundenen Technokram eine ganze Armee von ekligen Robotern zusammengebaut hat. Manchmal verwendet es auch organische Teile und konstruiert daraus böswillige Menschmaschinen, die genau so aussehen wie die Borg von "Star Trek". Den Rest könnt ihr euch von euren schmierigen Popcorn-Fingern abzählen, weil ihr es nämlich schon hundert Mal gesehen habt: Viel Wasser, dunkle Schiffskorridore, durchschnitten von den Strahlen der Suchlampen und dem Gebrüll der Crew. Sie rufen einander in der Regel das zu, was man sieht: "Da! Die Brücke ist leer!" Sie werden deshalb von den computer-animierten Maschinenmonstern systematisch dezimiert, bis nur noch schätzungsweise zwei von ihnen übrig sind. Donald Sutherland, der sich ohnehin noch nie für etwas zu schade war, ist es auch hier nicht. William Baldwin hat einen leichten Job gefasst, seine Figur hat dramaturgisch nicht die geringste Bedeutung. Jamie Lee Curtis, die vielverehrte Hühne mit den echten Brüsten, war immer schon eine tolle Überleberin, und ihrer Karriere, die elegant zwischen Action und Komödie mäandert, wird auch ein solcher Flop nichts anhaben können. Der Regisseur, John Bruno, ist eigentlich bloss Filmtechniker und damit ebenfalls entschuldigt. Er hat für Filme wie "The Abyss" und  "Terminator 2" die Spezialeffekte überwacht und gab seinen Job als Trickchef bei "Titanic" auf, um für "Virus" Regie zu führen.Wenn Sie keinen der Alien- und Terminator-Filme gesehen und noch nie etwas von den "Borg" gehört haben, dann könnte Sie in diesem Film vielleicht noch das eine oder andere erschrecken. Am meisten verglichen worden ist "Virus" allerdings nicht mit den Genre-Klassikern, sondern mit Deep Rising, einem der schlechtesten Filme des letzten Jahres. Die Ähnlichkeit der Handlungen ist tatsächlich frappant, doch selbst in diesem Vergleich schneidet "Virus" noch schlechter ab. "Deep Rising" hatte immerhin ein richtiges Monster, und dieses setzte der Crew variantenreicher zu, sozusagen in mehreren Schwierigkeitsstufen, so dass es neben dem Durch-Korridore-Schleichen etwa auch noch ein Level "Auf Jet-Ski vor Monster fliehen" gab. Ja, so weit sind wir inzwischen, dass wir über Filme urteilen müssen wie über die deprimierenden Computerspiele, mit denen die kontaktgestörte Jugend abgefertigt wird.

09.05.2019

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