The Straight Story Frankreich, Grossbritannien, USA 1999 – 111min.

Filmkritik

600 Kilometer auf dem Rasenmäher

Filmkritik: Theo von Daeniken

Wäre es nach der Aufmerksamkeit der Presse gegangen, dann hätte David Lynch für "The Straight Story" am Filmfestival in Cannes die Goldene Palme mit nach Hause genommen. "The Straight Story" ist Lynchs Entdeckung der Langsamkeit, ein Road-Movie mit 4 mph. Es hat wenig von einem typischen Lynch-Film.

"The Straight Story" ist die wahre Geschichte des 73-jährigen Alvin Straight (Richard Farnsworth), der sich mit seinem Rasenmäher auf eine 600 Kilometer lange Reise von Laurens (Iowa) nach Mt. Zion (Wisconsin) macht, um seinen Bruder Lyle (Harry Dean Stanton) zu besuchen. Seit zehn Jahren hat er nicht mehr mit seinem Bruder gesprochen, hat sich von ihm ferngehalten wegen eines Streits, dessen Ursachen nicht näher erläutert werden. Ein Schlaganfall Lyles und sein eigener angeschlagener Gesundheitszustand lassen ihm den Entschluss reifen, den Streit zu begraben und sich mit seinem Bruder zu versöhnen.

Ohne Führerschein und Auto, mit wenig Geld, sieht er die einzige Möglichkeit, die Reise auf seinem motorisierten Rasenmäher zu unternehmen. Gegen alle Widerstände setzt er sich durch und macht sich mit sechs Stundenkilometern auf die rund 600 Kilometer lange Reise. Unterwegs macht er die verschiedensten Begegnungen und durch die Gespräche mit seinen zufälligen Bekanntschaften lernen wir die Lebensgeschichte von Alvin Straight kennen.

Lynchs Film ist ganz und gar unspektakulär und lässt die Geschichte, eine sechswöchige Reise in die Versöhnung, für sich sprechen. Unvorstellbar wäre der Film ohne den grossartigen Richard Farnsworth, in dessen Gesicht und Erzählungen die Geschichte Alvin Straights lebendig wird. Mit dieser Rolle hat sich Farnsworth unter den Anwärtern für die Goldenen Palme für den besten Schauspieler ganz vorne eingereiht.

Obwohl ein ganz und gar untypischer Lynch ohne Leichen und ohne Evokation der Schattenseiten Amerikas überzeugt "The Straight Story" mit guten Schauspielern und der wunderbaren Musik von Angelo Badalamenti, die wenigstens zeitweise ein bisschen an "Twin Peaks" erinnert.

31.05.2021

4

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Kommentare

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movie world filip

vor 12 Jahren

auf leinwand geschaut... tolle badalamenti musik und fabelhaft minimalistisch


Gelöschter Nutzer

vor 14 Jahren

Bereits die stimmungsvolle Einführung weist den Weg, wo’s lang geht. Wir tauchen in eine stille, ländliche Idylle, in der die Zeit stehen geblieben zu sein scheint. Die Kamera schaut sich um. Nach und nach sehen wir skurrile Typen, schrullig aber liebenswürdig. David Lynch zeigt sich hier mal von einer ganz anderen Seite. Dieses leise Roadmovie überrascht und überzeugt zugleich mit einer Grundidee, die so genial wie einfach ist. Alvins Abenteuer sind abwechslungsreich und zielgerichtet: wir erwarten das Wiedersehen zweier, alter Querköpfe. Doch bis es soweit ist und die beiden Brüder(Richard Farnsworth und Harry Dean Stanton) sich mittels Gehhilfen gegenüberstehen passiert allerlei - vielleicht zu wenig für Action-Fans. Letztendlich beschließt ein Mann einen noch offenen Zyklus in seinem Leben zu schließen, bevor es Zeit wird, diese Welt zu verlassen. Er tut das ruhig, mit der Beharrlichkeit und der Würde des Alters entgegen allen Unkenrufen der Vernünftigen.Mehr anzeigen


homer21

vor 15 Jahren

.. ich habe den Film schon vor ca. 10 Jahren gesehen. Wenn man alleine zuhause und depremiert ist, ist der Film auf DVD eine gute Wahl. fürs Kino NEEEEEEEEEEEEEEE!!!!!!!


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