Verhandlungssache Deutschland, USA 1998 – 138min.

Filmkritik

Die Plaudertaschen vom Dienst

Sven Schwyn
Filmkritik: Sven Schwyn

Längst nicht alle Polizeibeamten verteilen Parkbussen, heften Fahndungsfotos ab oder fahren Blaulichter in den Stadtparks spazieren. Es gibt auch solche mit wirklich interessanten Aufgaben. Polizeipsychologen etwa, die immer dann auf den Plan gerufen werden, wenn es Geiselnehmer zu übertölpeln gilt. Willkommen in Danny Romans Alltag.

Nicht ganz alltäglich ist allerdings, dass Danny (Samuel L. Jackson) plötzlich als einziger Verdächtiger eines Polizistenmordes gehandelt wird. Um sein Abzeichen und die Dienstwaffe erleichtert, fühlt er den vermeintlichen Drahtziehern dieses Komplotts halt in der ihm eigenen Art auf den Zahn. Doch die Situation eskaliert und einigermassen unfreiwillig wird der Cop selbst zum Geiselnehmer.

Hat Samuel L. Jackson etwas zu sagen, dann wackeln die Wände; so war es schon in Pulp Fiction und so ist es auch in The Negotiator. Ein verbales Donnerwetter prasselt auf seine Gegner nieder, wer immer am anderen Ende der Strippe sitzt, sollte sich warm anziehen. Es sei denn, dieser jemand heisst Kevin Spacey alias Chris Sabian, ebenfalls Spezialist für Geiselnahmen. Sie kennen sich nur dem Namen nach und wissen dennoch sehr viel voneinander, von den Tricks und der subtilen Diplomatie ihres Berufs. In diese knisternde Stimmung schrieben die Drehbuchautoren DeMonaco/Fox Dialoge vom Feinsten. Sie lassen die zwei Protagonisten einander wie Raubkatzen umkreisen, mal hier ein Bisschen sticheln, mal dort ein Bisschen stupfen. Und dauernd die schiesswütigen Scharfschützen im Nacken, die der Geiselnahme möglichst rasch und scheinbar möglichst blutig ein Ende setzen möchten.

Regisseur Gary Gray hat die vage auf einer wahren Begebenheit basierende Geschichte mit üppigem Aufwand gedreht. Für einzelne Aufnahmen mussten Teile von Chicago für den Verkehr gesperrt werden. Wer sich jemals im Netz der 1001 Buslinien der Millionenstadt verfangen hat, kann sich leicht vorstellen, was das bedeutet. Überhaupt gefallen die Aufnahmen in und um das 50-stöckige Gebäude am West Wacker, wo die Geiselnahme über die Bühne geht. Die Bilder eingefangen hat Kameramann Russell Carpenter, seit Titanic Spezialist im Umgang mit grossen Kisten. Doch all das ist eigentlich nur der Rahmen für das wirklich Spannende an diesem Film: die hörenswerten Dialoge mit Jackson und Spacey, der übrigens heuer seinen 40. Geburtstag bedauern durfte. Happy Birthday!

19.02.2021

4

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Kommentare

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movie world filip

vor 12 Jahren

tolle spacey-jackson film - interessante dialoge


martingut

vor 17 Jahren

Hammer Film! Solche Filme mag ich!


harley7

vor 20 Jahren

Absolut genialer Thriller


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