Der Gigant aus dem All USA 1999 – 86min.

Filmkritik

Wer hat Angst vor dem Eisenmann?

Filmkritik: Marc Schwitter

Er kommt aus dem Weltall, misst über 50 Fuss und frisst vom Elektrizitätswerk bis zur Bahnschiene alles, was aus Metall ist. Nicht gerade die idealen Voraussetzungen, um auf der Erde Freunde zu machen. Wäre da nicht der 9-jährige Hogarth Hughes, der sich mit Science-Fiction Filmen und Comics auf die Attacke von ausserirdischen Mutanten vorbereitet. Warner bringt mit "The Iron Giant" gerade noch rechtzeitig vor Weihnachten einen rührenden Zeichentrickfilm über Freundschaft und Toleranz in die Kinos.

Nein, in der Geschichte kommt kein Weihnachtsmann vor. Und auch kein Schlitten, der von Rentieren gezogen wird. Es ist nicht einmal Winter, sondern erst Oktober 1957. Jene Zeit, als in den USA der Rock'n'Roll Hochkonjunktur hatte und das Fernsehen in den bürgerlichen Stuben Einzug hielt, während die Sowjetunion mit ihrem "Sputnik" den ersten Satelliten in den Orbit schoss. Das Rennen um die Herrschaft im Weltall war lanciert. In Amerika herrschte tiefe Unsicherheit. Angst machte sich breit und eine Welle gegenseitiger Verdächtigungen erfasste das Land.

"The Iron Giant"spielt im Spannungsfeld dieser Paranoia des Kalten Krieges. Schauplatz der Geschichte ist Rockwell, eine Kleinstadt im Bundesstaat Maine. Im Restaurant, in dem seine Mutter arbeitet, hört Hogarth Hughes (gesprochen von Eli Marienthal) die Erzählung eines Fischers, der einen riesigen Roboter ins Meer stürzen sah. Für den Knirps kommt diese Geschichte gerade recht, da seine Mutter Annie (gesprochen von Jennifer Aniston) sowieso ständig arbeiten muss und kaum Zeit für ihn hat. Eines Nachts findet Hogarth den riesigen Roboter (gesprochen von Vin Diesel) tatsächlich. Nach anfänglichen Verständigungsschwierigkeiten werden die beiden zu dicken Freunden, denn der Metallriese erweist sich bald als Koloss mit Herz.

Die Geschichte des Fischers aber zieht ihre Kreise: Bald machen Gerüchte in Rockwell die Runde, dass es die Russen mit einer Geheimwaffe auf die Kleinstadt abgesehen hätten. Das FBI schaltet sich ein und Agent Kent Mansley (gesprochen von Christopher McDonald) übernimmt den Fall. Nun muss Hogarth für seinen ausserirdischen Freund ein Versteck suchen. Doch wohin mit einem Stahlriesen so hoch wie ein Wolkenkratzer, der Autos zum Frühstück verspeist? Der Schrottplatz von Dean (gesprochen von Harry Connick, Jr.) bietet sich als ideale Unterkunft an. Hogarth und Dean versuchen gemeinsam den Roboter vor dem FBI zu verstecken, aber Kent Mansley und seine Männer sind den Dreien schon auf der Spur.

"The Iron Giant" basiert auf der gleichnamigen, 1968 erschienen Kinderbuch von Ted Hughes. Flüssige Animationen und beeindruckende Sound-Effekte verleihen der über dreissig Jahre alten Geschichte einen modernen Anstrich. Der Film kommt trotz des schweren Inhalts frisch und humorvoll daher. Ob Vorurteile gegenüber dem Fremden oder der Hass auf Dinge, welche von der Norm abweichen: "The Iron Giant" spricht die Abgründe menschlichen Verhaltens an, ohne zu moralisieren. Denn die zahlreichen witzigen Anspielungen auf das Klima der späten 50er sorgen dafür, dass der Film nicht zur Moralkeule verkommt.

Der Hintergrund der Geschichte ist geprägt von den politischen Spannungen zwischen den USA und der damaligen Sowjetunion. Auch Gewalt wird thematisiert. Obwohl jüngere Kinder wohl nicht alle Bezüge auf den kalten Krieg mitbekommen werden, ist "The Iron Giant" ein Trickfilm für die ganze Familie. Denn Themen wie Freundschaft, Toleranz und Achtung vor dem Leben gehen alle an. Und den riesigen Roboter mit dem grossen Herzen werden Jung und Alt lieben. "The Iron Giant" eignet sich daher bestens als Weihnachtsfilm - auch ohne Weihnachtsmann und Rentierschlitten.

25.01.2021

4

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