Deep Blue Sea Australien, USA 1999 – 105min.

Filmkritik

Alles neu macht der Hai

Bruno Amstutz
Filmkritik: Bruno Amstutz

Der tiefblaue Ozean lädt zum baden und planschen ein. Manchmal ist es aber besser, die Füsse nicht im Wasser baumeln zu lassen. Es könnte sein, dass mutierte Riesenhaifische mit unbändigem Appetit auf Menschenfleisch in der Nähe kreisen. Regisseur Renny Harlin versucht nicht, Spielbergs Klassiker Der weisse Hai zu rezyklieren, er präsentiert vielmehr einen eigenständigen, unterhaltsamen Actionthriller.

Was hat Alzheimer mit Mako-Haien zu tun? Normalerweise nicht viel, hätte nicht die Wissenschaftlerin Dr. Susan McAlester (Saffron Burrows) den Verdacht, dass in einem Extrakt aus Haihirn das Heilmittel gegen die Krankheit liegen könnte.Auf puren Verdacht hin will Pharmakonzern-Chef Russell Franklin (Samuel L. Jackson) allerdings kein Geld mehr investieren. Er will Resultate sehen. Kurzentschlossen fliegt er mit Dr. McAlester nach Aquatica, einer schwimmenden Forschungsstation mitten im Ozean. "Sieht aus wie ein schwimmendes Alcatraz" bemerkt Franklin und trifft damit den Nagel auf den Kopf. Denn wer sich einmal auf Aquatica befindet, kommt so leicht nicht wieder weg. In der Station werden Mako-Haie gezüchtet, schnelle wendige Jäger. Für die Wissenschaftler sind sie schwimmende Medikamentfabriken, und die Devise lautet "je grösser desto besser". Wo Mutter Natur nicht mitspielt, hilft die Gentechnik nach, und schon sind die perfekten Monster erschaffen: Acht Meter lang, schnell wie der Wind, gefrässig und - ein ungewollter Nebeneffekt - sehr intelligent.

Es kommt, wie es kommen muss: Ein Sturm bricht herein, die Station beginnt zu sinken, die Haie brechen aus, und es beginnt die Verfolgungsjagd. Die Teams bestehen aus drei Haien und sechs Crew-Mitgliedern. "Deep Blue Sea" hält sich in der Folge an die Spielregeln des Genres und beantwortet konsequent die Frage: "Welcher Hai frisst welche Person?". Der Spass besteht im Mitraten. Politisch korrekt fressen sich die Haie quer durch die Besetzung und verspeisen Frauen und Männer, Schwarze und Weisse. Die Tischmanieren der Fische lassen allerdings zu wünschen übrig. Sie zerfetzen ihre Opfer, bevor die letzte Luftblase aus deren schreckgeweitetem Mund entweicht. "Deep Blue Sea" hat nicht vor, die Zuschauer zu schonen und hält die Kamera unzimperlich auf die Zefleischungsszenen. Da zucken abgerissene Beine in Nahaufnahme und Menschenkörper knacken im Haigebiss.

Regisseur Renny Harlin will nichts verbergen, sondern schockieren. Er nutzt die Möglichkeiten der Tricktechnik, um die Haie möglichst lebensecht ins Bild zu rücken und bedient sich dazu einer Kombination von Digitaltechnik und computergesteuerten Modellen. Durch diese konsequente Haltung muss "Deep Blue Sea" auch den Schatten von Stephen Spielbergs Klassiker Der weisse Hai nicht fürchten. Spielberg baute Spannung auf, indem er den Hai weitgehend im Verborgenen liess. Harlins Haie hingegen sind präsent und zwar nicht nur als Rückenflosse. Renny Harlin versucht kein Remake, sondern das alte Thema aus einer neuen Perspektive in zu bearbeiten. Der Monsterfilm wird mit "Deep Blue Sea" nicht neu erfunden, aber routiniert abgewickelt. Seine besten Momente hat der Film, wenn er mit den Klischees des Genres spielt, die Zuschauer bewusst auf eine falsche Fährte lockt und im Moment des Déjà-vu gekonnt eine unerwartete Wendung nimmt.

Gefilmt wurde an dem Ort, wo schon die Titanic sank: in den Fox Baja Studios an der Küste Mexikos. Extra für Titanic gebaut, eignen sich die Studios mit den riesigen Wassertanks ideal für Meeres- und Unterwasseraufnahmen. Die Filmcrew musste keinen Meter weit von der Küste wegfahren und konnte so alle Gefahren des tiefen blauen Ozeans umgehen. Bei allem Realismus: schliesslich will ja kein Schauspieler von einem echten Hai gefressen werden.

25.01.2021

3

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Kommentare

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movie world filip

vor 12 Jahren

recht spannende hai-film - aquarium wände und gefährliche fische... haha


mamama

vor 17 Jahren


elleth

vor 21 Jahren

der ist so herrlich ironisch


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