Fear and Loathing in Las Vegas USA 1998 – 118min.

Filmkritik

Fear and Loathing in Las Vegas

Filmkritik: Martin Glauser

1971, als Hunter S. Thompson seinen Drogenklassiker "Fear and Loathing in Las Vegas" schrieb, war Drogenmissbrauch so lustig und normal wie Cheech & Chong. Seither hatten wir die 80er-Jahre, Fitnessclubs, Nancy Reagan und Spass am Nichtrauchen. 1998 muss es einigermassen verwundern, dass Thomson's Roman den Weg überhaupt auf die grosse Leinwand gefunden hat. Aber gut ist es doch.

Denn hinter der Kamera stand Terry Gilliam, Ex-Monty-Python und visionärer Regisseur von Brazil und 12 Monkeys, und vor der Kamera Johnny Depp als Hunter S. Thompsons Alter ego. Kann so etwas schiefgehen? "Und wie!" rufen die einen. "Niemals" sagen - etwas verhaltener - die andern. Dabei gilt die Faustregel: wer das Buch gelesen und gemocht hat, mag auch den Film. Wer nicht, der nicht.

Zwei Typen fahren im offenen Chevrolet durch die Wüste. Duke ist Journalist und Gonzo sein Anwalt (nach dieser Figur der Ausdruck "Gonzo-Journalismus"). Sie sollen in Las Vegas über eine Sportveranstaltung berichten. Doch ihre eigentliche Absicht ist, während der paar Tage einen Kofferraum voller Drogen leerzumachen, und zwar mittels meist oraler Einnahme. "Irgendwo in der Wüste von Arizona begannen die Drogen zu wirken". Mit diesem aus dem Off gesprochenen Satz beginnt der Film, der also gleich von Anfang an ein einziger Trip ist und bleiben wird. Wenn die Wirkung einer Substanz nachlässt oder zu stark wird, werfen Duke und Gonzo eine andere Sorte nach. Der Film tut es ihnen gleich und halluziniert mit ihnen um die Wette. Die Bar rotiert, der Teppich wird lebendig, Anwälte verwandeln sich in Reptilien. Auf Äther wird selbst der Kauf einer Eintrittskarte eine schier unlösbare Aufgabe, eine Mischung aus Horror und Slapstick.

Terry Gilliam hat ganz im Geiste der Vorlage gefilmt, einmal abgesehen davon, dass er die beiden andern Sakramente der Posthippie-Trinität (Sex und Rock'n'Roll) beiseite gelassen und sich statt dessen ganz auf die Drogen konzentriert hat. Aber den psychedelischen Humor, die barocke Sprache und den exzessiven Charakter hat er von Thompson übernommen, welcher ihm und Depp übrigens leibhaftig als Berater und Modell zur Verfügung stand und sogar - neben Christina Ricci, Harry Dean Stanton, Cameron Diaz und diversen anderen - in einem Cameo-Auftritt zu sehen ist. "Fear and Loathing in Las Vegas" ist bestimmt kein Film für jeden Geschmack. Erwarten Sie keine echte Story, erwarten Sie einen Acid-Marathon, ein Kontinuum aus Selbstzerstörung und Verrücktheit. Keinen Lobgesang auf Drogenkonsum, aber auch keine Belehrung dagegen. Das Besondere ist, dass hier ein so eigenwilliger Regisseur wie Terry Gilliam - und wer sonst hätte die Nerven für diesen Stoff? - ein Hollywood-Budget für ein solches Oxymoron von einem Film verwenden durfte.

02.07.2019

5

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Kommentare

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strogaer

vor 11 Jahren

Ich hab mir mit 30 Jahren Verspätung vor 2 Wochen das Buch von Jacob Holdt geholt und nun läuft zeitgleich dieser Film. Ich find das alles komisch und ich trink noch nicht mal regelmäßig Bier.


movie world filip

vor 12 Jahren

so weiss man ohne drogen zu nehmen was für effekt sie alle haben... ether, du glaubst du kannst laufen aber das stimmt nicht ganz... hotelzimmer sind nie wie vorher. nach eine ware geschichte: ein journalist in die wüste muss manchmal suchen nach sich selber. recht gut.


Urs23

vor 12 Jahren

Einfach nur wirr...


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