Projekt - Peacemaker USA 1997 – 123min.

Filmkritik

The Peacemaker

Filmkritik: Martin Glauser

Es scheint fast, als sei der erste Film aus dem Hause DreamWork SKG (Spielberg, Katzenberg, Geffen) in den Drehpausen von "ER" ausgeheckt worden. In den Credits erscheinen vier grosse Namen aus der erfolgreichen TV-Serie: Hauptdarsteller George Clooney, Regisseurin Mimi Leder und die beiden ausführenden Produzenten Steven Spielberg und John Wells. - Tatsächlich erinnert die Kamera in ihrer Rastlosigkeit oft an "Emergency Room", und Clooney gibt wie immer einfach den Clooney mit seinem Clooney-Kopfneigen und dem Clooney-Augenzwinkern.

Doch Leders erster Leinwandfilm ist ganz und gar moderner Action-Thriller, eine atemlose Terroristenjagd, die erst in Bond-Manier um den Globus hetzt, um schliesslich im Herzen von New York City "Die-Hard"-mässig zum Showdown zu blasen. Mimi Leder erfindet nun nicht gerade das Genre neu, aber sie bringt in die Action-Standards in ausreichender Menge kleine Variationen, die sogar eine viertelstündige Autojagd durch die Wiener Altstadt (der Rückwärtsgang spielt eine wichtige Rolle) unterhaltsam machen können.

In einem wunderbar brutalen, mit Stravinsky untermalten Opening stehlen serbische Terroristen zehn Nuklearsprengköpfe aus einem russischen Zug und lassen diesen - um ihre Spuren auch gründlich genug zu verwischen - gleich mit einem elften Sprengkopf hochgehen. In Washington legt die US-Regierung das Schicksal der gestohlenen Waffen und also mehr oder weniger der Erde vertrauensvoll in die Hände der jungen Atomwissenschaftlerin Dr. Julia Kelly - Nicole Kidman macht das beste aus dieser ziemlich surrealen Rolle und sieht übrigens besser aus als je; ihr Cheerleader-Gesicht bekommt allmälich die Konturen von Schönheit. Ihr zur Seite steht mit eben jener Clooney'schen Mixtur aus Machismo und bübischem Charme der Army-Colonel und Terroismus-Experte Tom Devoe, im Gegensatz zu Dr. Kelly kein Sesselfurzer, sondern ein hemmungsloser Praktiker, der auch mal im Aerger einem wehrlosen Widersacher den Kopf wegschiessen kann.

Interessant ist, dass bei alldem der Terroristen-Führer und Antagonist des Films (Marcel Iures) keineswegs als entartetes Scheusal oder machthungriger Hasardeur erscheint. Eingeführt wird er als sensibler, schwermütiger Mann, der einem kleinen Mädchen Klavierunterricht erteilt. Ein bosnischer Politiker, dem Frau und Kind durch jenen Bürgerkrieg abhanden gekommen sind, für welchen er die Politik der Westens verantwortlich macht, - weshalb er verständlicherweise die Vereinten Nationen in New York in die Luft jagen will. Von Action-Movies, die 50 Millionen Dollar kosten, erwartet man ja nun nicht gerade innovative Interpretationen der neuen Weltordnung. Da sind schon solche kleine Statements dankenswert erfrischend - zumindest solange in der 34sten Strasse oben keine Atombombe hochgeht, denn ich wohne im Moment bloss ein paar Blocks davon entfernt.

14.05.2013

3

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Kommentare

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movie world filip

vor 12 Jahren

gute film - george clooney mal nicht in ein strikt romantisches drama aber in ein recht gute thriller - clooney und kidman beide stark


Gelöschter Nutzer

vor 15 Jahren

Man nehme für die Hauptrollen drei Weltstars (Nicole Kidman, George Clooney, und Armin Mueller- Stahl) und eine Handlung mit viel Pyrotechnik. (Sollte etwa 007 übertroffen werden?) Auch die Schauplätze müssen global verteilt sein. Die Guten und die Bösen sind schnell ausgemacht – nur dass diesmal nicht die Russen per se die Bösewichter sind, sondern es gibt auch im Osten Gangster. Damit noch ein persönlicher Touch hinzukommt, muss sich ein Serbe an der UNO rächen…
Fast den ganzen Film hindurch verbreitet die Musik von Hans Zimmer ein hektisches Tempo. Wenn dann auch noch die Akteure über weite Teile Kommunikation in Fachchinesisch betreiben und ständig aufgeregt durch Gänge und Büros hasten, kommt der Zuschauer kaum zum Verschnaufen. Oder anders ausgedrückt: so kann man auch Spannung aufbauen. Und das gelingt weitgehend wirklich. Aber ohne Emotionen, kühl, distanziert, ab und zu mal ironisch. Man findet irgendwie keinen Zugang zu diesem Konstrukt, obwohl es unterhaltsam ist.Mehr anzeigen


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