Starship Troopers USA 1997 – 129min.

Filmkritik

Weint nicht um Buenos Aires

Filmkritik: Martin Glauser

Vor fast zwei Jahren waren wir die einzigen auf weiter Flur, die Paul Verhoevens genialem Flop Showgirls die Ehre retteten. Mal sehen, wie es uns heuer mit seiner lustig-schockierenden Adaption eines SF-Klassikers von Robert A. Heinlein ergeht.

"Starship Troopers" spielt in einer ziemlich fortgeschrittenen Zukunft der Menschheit. Wie bei Filmen mit militärkontexten üblich, ist die Handlung zweiteilig: erst die Ausbildung, dann der Ernstfall. Wir verfolgen ein paar junge Leute nach ihrem Schulabschluss, gespielt von unrealistisch gutaussehenden No-names. Johnny (Casper Van Dien) tritt der Infanterie bei, um seine surrealistisch gutaussehende Highschool-Freundin Carmen (Denise Richards) zu beeindrucken, die ihrerseits Ambitionen als Raumschiff-Pilotin hat. Und da ist Dizzy (Dina Meyer), die seit der Schule in Johnny verliebt ist und daher auch der Infanterie beitritt. Der Ton des Films ist dementsprechend eine Mischung zwischen Highschool-Seifenoper und Propagandafilmen, wie sie zu Kriegszeiten hergestellt werden.

Dann beschiessen extrem böswillige Insekten in der Grösse von Traktoren auf einmal die Erde mit Meteoriten und radieren erst mal Buenos Aires aus, die Heimatstadt von Johnny. Die Charaktere aus dem ersten Teil, jetzt patriotisch entflammt und auf Rache sinnend, begegnen sich alle wieder, als sich die irdischen Truppen zum Kampf gegen die ekligen Aggressoren auf deren ödem Heimatplaneten Klendathu einfinden. Achtung: mit einer grossen Menge von herumfliegenden Körperteilen, herumrollenden Köpfen, herumspritzenden Körperflüssigkeiten sowie anderen Spezialeffekten ist von jetzt an zu rechnen - vorausgesetzt, die europäischen Verleiher haben nicht allzu sehr an der Rolle herumgeschnipselt.

Das Genialische an diesem Pop-SF ist, in welch hinterlistiger Weise Verhoeven die Erd-Gesellschaft vor und während des grossen Krieges porträtiert. Es haben sich nämlich einige Dinge geändert: Es gibt eine Welt-Föderation, es gibt volle Geschlechterintegration beim Militär, keine getrennten Duschen im Camp und keinerlei nationale oder rassische Differenzen. Eine rundum glückliche Gesellschaft. Es gibt News, die immer wie Commercials klingen, egal wie schlimm die Nachrichten sind. Es gibt ausserdem zwei Klassen von Menschen: die "Zivilisten", welche auf ihre politischen Rechte zugunsten materiellen Wohlstands verzichtet haben, und die "Krieger", deren Bereitschaft zum Kampf ihr Recht auf Herrschaft legitimiert. Ganz beiläufig inszeniert sieht man manchmal im Hintergrund des Hauptgeschehens, wie Leute für geringfügige Delikte hingerichtet werden. Kurz: eine rundum glückliche faschistische Gesellschaft.

Während die meisten SF-Filme eine düstere, kalte, apokalyptische Welt zeigen, ist in Starship Troopers - natürlich abgesehen von den Monsterinsekten - alles hell und freundlich, die jungen Damen und Herren sind so flott und gutgebaut wie Ken und Barbie, und alles Böse findet auf einem fernen Planeten statt. Es ist Verhoevens teuflisches Kunststück, wie er die Zweideutigkeit dieser Gesellschaft durchscheinen lässt, ohne sie für den Hergang der Dinge jemals relevant werden zu lassen.

19.02.2021

4

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Kommentare

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movie world filip

vor 12 Jahren

starke film, nicht nur coole special effects


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