Touki Bouki Senegal 1973 – 91min.

Filmkritik

Gehen oder bleiben?

Filmkritik: Senta van de Weetering

"Touki Bouki" erzählt von einem jungen Pärchen, das sich in Dakar mit Träumen und Gaunereien durchschlägt. Der Film war in den Siebziger Jahren seiner Zeit weit voraus. So macht es Sinn, dass der Film nun in einer neuen Kopie noch einmal in die Kinos kommt.

Die Studentin Anta (Mareme Niang) zieht im flaschengrünen Gehrock durch Dakar. Mory (Magaye Niang) ist schon von weitem an dem Motorrad erkennbar, auf dessen Lenker er Rinderhörner montiert hat - das einzige, was von seiner Kindheit als Hirte auf dem Land übrig geblieben ist. Gemeinsam durchstreift das Paar die Hauptstadt und träumt davon, nach Paris auszuwandern. Zuerst eher zufällig, dann immer zielgerichteter versuchen die beiden, durch Diebstähle und Betrügereien das für die Reise nötige Geld zu beschaffen. Als es schliesslich gelingt, kann sich nur Anta zur Abreise durchringen, während Mory sich in Tagträumereien über Reichtum und Ansehen verliert.

Regisseur Djibril Diop Mambéty greift die Themen des nachkolonialen Senegals auf. "Touki Bouki" - deutsch: die Reise der Hyäne - erzählt von einer Jugend ohne Zukunft in einem von Korruption geprägten Land. Er zeigt Menschen, die sich nach einem besseren Leben sehnen und sich dabei nach wie vor an der ehemaligen Kolonialmacht orientieren, wie die beiden Hauptfiguren, die in Paris das Ziel ihrer Träume sehen. Die Frage "Gehen oder Bleiben?" und damit das Thema Exil sind im ganzen Film präsent. Auch wenn Mambéty Fragen aufgreift, die den ganzen Kontinent heute wie damals beschäftigen, war er mit seiner fantasieorientierten Filmsprache ein Aussenseiter im eher didaktisch ausgerichteten afrikanischen Kino der siebziger Jahre.

Mambétys Stil lehnt sich an die Filme der französischen Nouvelle Vague und des brasilianischen Cinema Novo an, auch wenn er europäische oder lateinamerikanische Einflüsse bestreitet und seine eigenwillige Filmsprache als Ergebnis der Fusion von afrikanischer Erzähltradition und dem Kino sieht. Er greift Elemente verschiedener Genres auf und stellt Realität und Tagträume in abrupten Montagen gleichwertig neben einander. Sein Film war einer der ersten von Senegal selber (und nicht von der ehemaligen Kolonialmacht Frankreich) finanzierten.

International ist Mambéty erfolgreicher als in Afrika selbst: In den knapp 2500 afrikanischen Kinos, von denen sich die meisten nördlich der Sahara befinden, werden wie überall sonst auf der Welt mehrheitlich Filme aus Amerika, Indien und Hong Kong geschaut. Mambéty war sich der Problematik immer bewusst, doch hat er sich unbeirrt dem Mainstreamkino verweigert und auf die Macht der Bilder und der Fantasie gesetzt.

01.06.2021

4.5

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