Trumbo USA 2015 – 124min.

Filmkritik

Kommunistenhatz in Hollywood

Björn Schneider
Filmkritik: Björn Schneider

Dem Film Trumbo, über den gleichnamigen, von den Kommunisten denunzierten Hollywood-Drehbuchautor, gelingt eine ausgewogene Melange aus Tragik und Witz sowie eine informative, glaubhafte Darstellung einer längst vergangenen Hollywood-Epoche.

Der erfolgreiche Autor Dalton Trumbo (Bryan Cranston) lebt mit seiner Familie ein sorgenfreies, gut situiertes Leben. Alles ändert sich, als etliche Künstler und Filmschaffende der Traumfabrik – und damit auch Trumbo – ins Visier der Kommunistenjäger unter Senator McCarthy geraten. Der überzeugte Kommunist Trumbo verweigert seine Aussage vor dem "Komitee für unamerikanische Umtriebe". Die Folge: eine elfmonatige Haftstrafe und eine Platzierung auf der gefürchteten "Schwarzen Liste". Doch Trumbo lässt sich nicht unterkriegen: fortan schreibt er unter Pseudonymen seine Skripte und ist bereit, für seine Freiheit zu kämpfen.

Trumbo beruht auf der wahren Geschichte um Dalton Trumbo sowie die sogenannten "Hollywood Ten". Dies war eine Gruppe von Filmschaffenden, die sich Ende der 40er-Jahre weigerte, vor dem US- Repräsentantenhaus zur Untersuchung "unamerikanischer Umtriebe" auszusagen. Die Folge: Berufsverbote, langjährige Haft- sowie saftige Geldstrafen. Die Hauptrolle in Trumbo spielt Bryan Cranston, für den es der erste Kinofilm seit Godzilla ist. Regie führte Jay Roach, der seine Karriere mit leichten Komödien begann (z.B. Austin Powers).

Trumbo funktioniert gleichsam als unterhaltsame Tragikomödie sowie authentisches Biopic über einen der erfolgreichsten Drehbuchautoren jener Tage. Ebenso ist es aber auch das Porträt einer lang entfernten, kritischen Phase in der Geschichte Hollywoods. Eine Zeit des ständigen Misstrauens, der kritischen Beobachtung und der beruflich-künstlerischen sowie privaten Einschnitte. Eine Ära, in der die großen Studios die Macht besaßen und alle vor McCarthys Säuberungsaktionen zitterten. Das Setting, die Kulissen und Kostüme versetzen den Zuschauer detailreich zurück in die 40er- und 50er-Jahre.

Hollywood-Nostalgikern gewährt der Film ein freudiges Wiedersehen mit Ikonen jener Zeit: so geben sich u.a. Kirk Douglas, Otto Preminger oder John Wayne die Ehre, was die Glaubwürdigkeit des Gezeigten untermauert. Vor allem zwei Dinge zeichnen den Film aus: der – trotz aller Dramatik – süffisante, spitzfindige Humor und die darstellerische Ausgestaltung der Figuren. Da ist z.B. Helen Mirren als die, das personifizierte Böse verkörpernde, zynische Klatsch-Kolumnistin, John Goodman als überdrehter Filmproduzent und natürlich Bryan Cranston als Trumbo, der seinen komplexen Charakter zwischen idealistischem Familienvater und cholerischem Künstler-Freigeist anlegt. Abzüge gibt es für das pathetische Ende, bei dem deutlich zu viele Tränen fließen.

14.03.2016

4

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Kommentare

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frozone

vor 8 Jahren

Lässt das Hollywood der 50er-Jahre samt schillernden Figuren und absurder patriotischer Paranoia wunderbar aufleben. Cranston geht in seiner Rolle als Trumbo auf und fasziniert bis zum Schluss. Man kann dem Film höchstens ein wenig (hollywoodtypische) Schwarz-Weiss-Malerei vorwerfen: Die "Guten" sind wohl ein wenig zu vernünftig und die "Bösen" Karikaturen ihrer selbst.Mehr anzeigen


Ortygiano

vor 8 Jahren

Grossartiger Film, grossartiger Cast. Wird aber wahrscheinlich nur wenige interessieren. Film Zeigt vor allem die Fadenscheinigkeit und heuchlerische Art Hollywoods, wie erbarmungslos mit Menschen umgegangen wird, die eine andere Meinung als die vom Staat akzeptierte haben.
P. S. Im Abspann heisst es, dass Cleo Trumbo 1993 nachträglich den Oscar für den Film "Roman Holiday" (Ein Herz und eine Krone") für ihren Mann überreicht bekommen hat. Komisch nur, dass man im Web und vor allem auf YouTube nichts davon findet, obwohl über praktisch sämtliche Oscar-Verleihungen bis zu den Anfängen unzähliges Material zu finden ist. Über diesen einen nachträglichen Oscar findet man nichts. Auch hier hatte Hollywood wieder die Finger im Spiel und gibt sich redlich Mühe, auch weiterhin den Schein der "ach so heiligen amerikanischen Welt" zu wahren.Mehr anzeigen


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