Interview

Michael Caine: «Die erzählen einem nichts, überhaupt nichts.»

Interview: Portmann Media

Die Schauspiel-Legende ist noch immer ein bisschen enttäuscht, dass ihm kein Zauberer seine Tricks verraten hat.

Michael Caine: «Die erzählen einem nichts, überhaupt nichts.»

Q: Hallo Michael, es ist ein Vergnügen, Sie zu sehen. Wir sind hier in London um über The Prestige zu sprechen. Es ist ein sehr interessanter Film über Ying / Yang, aber nicht in dem Sinne, dass alles nur gut oder nur schlecht ist. Alles ist einfach nicht so, wie es scheint. Das liebe ich an diesem Film. Sind Sie damit einverstanden?A: Das ist sehr interessant, darüber habe ich noch gar nicht nachgedacht. Sie haben natürlich völlig recht. Für mich sieht es so aus, als würde es im Film um Magie gehen – das ist ja klar, weil zwei Zauberer die Hauptrollen haben – aber in Wirklichkeit geht es um Besessenheit. Und diese zwei Typen sind wirklich besessen. Sie würden sogar zu Mörder werden. Q: Ihre Figur Cutter ist der Mittelpunkt des Films. Er ist derjenige, der etwas im Hintergrund bleibt, aber mehr weiss als die anderen.A: Wissen Sie, ein anderer Reporter hat mir erzählt, dass der Regisseur Christopher Nolan ihm gesagt hat, dass meine Figur die «Hard-Facts» im Film verkörpert. Ich bin ehrlich und mir kann man vertrauen. Das Zentrale an diesem Film ist, dass man keiner anderen Person darin vertrauen darf. Ganz egal, wie sie aussehen oder sich geben, man kann nur mir vertrauen, denn ich bin der Vertreter des Publikums in diesem Film und begleite es auf der Reise durch diese Welt. Der Film beginnt und endet auch mit mir (lächelt). Q: Wenn ein Film so toll inszeniert ist, wie dieser, ist es ein Vergnügen, ihn zu sehen. Die Sets wirken sehr schön und unglaublich detailliert. Ich denke, das ist auch sehr wichtig, weil sich alles um Magie dreht, wo jedes Detail entscheiden kann.A: Nun, das ganze ist eine Illusion, die wir im Film als Magier kreieren. Dabei muss alles perfekt sein, denn wenn herauskommt, wie ein Zauberer seinen Trick macht, schadet er sich selbst. Magier waren damals im viktorianischen Zeitalter die Rockstars der Unterhaltungsbranche. Jedes Theater, das etwas auf sich hielt, hatte einen Magier. Heute muss man nach Las Vegas gehen, um eine grossartige Zaubershow zu erleben. Vor allem weil es einfach ein riesiges Spektakel sein muss wie zum Beispiel bei David Copperfield oder Siegfried und Roy. Q: Sie sagten, dass die Zauberei ein Geschäft ist, das nicht mehr läuft, wenn der Trick bekannt ist. War es deswegen einfacher, für Ihre Rolle zu recherchieren und alles über die Welt der Magie herauszufinden?A: Nein, im Gegenteil. Die erzählen einem nichts, überhaupt nichts. Nicht einmal Ricky Jay – der Magier, der den Trick mit dem Wasser entwickelt hat – hat mir etwas verraten. Er ist übrigens einer der besten Magier der Welt. Auch Hugh Jackman und Christian Bale hat er nur jene Teile der Tricks beigebracht, die im Film zu sehen sind. Wie sie als ganzes funktionieren, war nicht aus ihm herauszubekommen. Wenn man dann am Ende im Film den Magier dieses Kunststück vorführen sieht, sind das die Hände von Ricky Jay selbst... (lacht).

31. Januar 2007

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