Interview

Rhys Ifans: «Das geht Sie doch nichts an»

Stefan Gubser
Interview: Stefan Gubser

In «Spider-Man» wird er zur Echse. Wir haben versucht, ihm ein paar Würmer aus der Nase zu ziehen: Rhys Ifans über Abgründe, Ansprüche, Analphabeten.

Rhys Ifans: «Das geht Sie doch nichts an»

Wahre Geschichte, dass Sie mit Frau, Kind und einem Schwein auf Mallorca leben?

Ich lebe nicht da, da bin ich einfach.

Und wer füttert das Schwein, wenn Sie nicht da sind?

Das Schwein wurde geschlachtet und gegessen.

Charakterköpfe wie Sie haben eine Affinität zu Bösewichten. Warum eigentlich?

Ich nehme nur Rollen an, die mir wirklich zusagen. Und ich kann warten. Ich bin weder auf einem Ego-Trip noch besonders ehrgeizig. Aber ich arbeite gerne.

Worauf ich hinaus wollte: Wie schaffen sie den Spagat zwischen dem Umstand, dass Spider-Man eine Riesenkiste ist und Sie trotzdem den hohen Ansprüchen gerecht werden können, die Sie vermutlich an sich haben?

Die Grösse eines Films ist nicht meine Sorge. Wenn ich arbeiten gehe, dann gehe ich arbeiten. Ob das in einem kleinen Theater oder einer gigantischen Arena ist, macht für mich überhaupt keinen Unterschied. Ich bin ja kein Fussballer.

Wie anstrengend ist es, immer leicht verrückt rüberkommen zu müssen?

Es ist ermüdend. Aber es ist etwas, das ich sehr leicht abrufen kann.

Was können Sie uns Nettes über Andrew Garfield sagen?

Er ist talentiert und klug. Andrew liefert einen Spider-Man ab, den man so noch nicht gesehen hat. Er hat die Abgründe dieser Figur wirklich ausgelotet. Ich würde nicht sagen, sein Spider-Man sei dunkel. Echt trifft es besser.

Und was macht Emma Stone aus?

Das Verrückte an ihr ist, dass sie es persönlich nimmt, wenn man sie nach ihren Rollen befragt. Dafür bewundere ich sie.

Hat Spider-Man in Ihrem Leben je eine Rolle gespielt?

Mich haben schon früh nur Mädchen und «Magic Mushrooms» interessiert.

Aber Sie haben die Comics gelesen?

Comics sind nicht dazu da, um gelesen zu werden. Man schaut sie sich an. Das Schöne an Comics ist, dass sie Literatur für Analphabeten sind. Die Bilder habe ich mir selbstverständlich angeschaut.

Hat's was gebracht für den Film?

Nein.

Wer wollten Sie als Kind sein?

Mein Vater.

Warum?

Weil er ein unglaublicher Mann ist.

Gibt es etwas, das Sie sich noch aufgespart haben?

Ich habe noch nie Analsex gehabt. Wenigstens im Film.

Ich meinte auch eher: als Schauspieler?

Ich möchte Rasputin spielen. Und Jesus. Und die Queen!

Sie wurden jahrelang von Paparazzi verfolgt. Wie seltsam ist das denn?

Man gewöhnt sich daran, aber es macht keinen Spass.

Wie geht man damit um?

Wenn ich abends zu Bett gehe und mir über die Welt Sorgen mache, sind die Paparazzi das Allerletzte, woran ich denke. Dann bekümmert mich, dass zwei Drittel der Welt in Armut lebt. Und Hunger hat.

Tun Sie etwas, um das zu ändern?

Ja.

Was denn?

Das geht Sie doch nichts an.

Da haben Sie recht.

Ich finde es pervers, wie man sich heute abfeiern lässt, wenn man etwas Gutes tun. Ich arbeite in aller Ruhe, dafür hartnäckig und nachhaltig.

9. Juli 2012

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