Interview

Kate Winslet: «Ich habe gespürt, wie schlimm es sein muss, wenn man emotional so sehr unterdrückt wird.»

Interview: Portmann Media

Die Schauspielerin interessierte sich sehr für die Materie und hatte den Roman zum Film immer mit dabei.

Kate Winslet: «Ich habe gespürt, wie schlimm es sein muss, wenn man emotional so sehr unterdrückt wird.»

Q: Kate, es ist schön Sie hier zu sehen. Ich habe den Film Revolutionary Road sehr genossen. Es ist ein Film von dem sich das Publikum mitreissen lässt. Wie war es für Sie, sich mit der Figur April Wheeler auseinander zu setzen?A: Ich liebte das Skript. Ich habe es vor fünf Jahren gelesen und musste anschliessend auch gleich den Roman lesen. Ich habe schon sehr früh realisiert, dass April Wheeler eine sehr starke Persönlichkeit ist. Sie hat viele Emotionen und Gefühle und kommt leider nicht dazu diese auszudrücken. Im Buch ist sie sehr gesittet und neigt emotional auch dazu sehr hysterisch zu sein. Ich wollte unbedingt diese Charakterzüge übernehmen und darstellen. Ich habe auch versucht ihre Art in meinem Körper aufzunehmen. Denn ich glaube, wenn man einen Schauspieler beobachtet, der wilde Gesten macht, dann ist das unglaubwürdig. Es war wirklich sehr intensiv. Wir hatten eine dreiwöchige Vorbereitungszeit, in welcher Leonardo, ich und alle anderen Schauspieler mit dem Regisseur Sam Mendes zusammen arbeiteten. Wir haben alle Möglichkeiten diskutiert, wie wir die Figuren darstellen können. Es war eine sehr intensive und harte Zeit, aber es war auch wichtig und gut. Wir mussten es lebendig halten, damit wir anschliessend spontan arbeiten konnten. Der Film spielt in den fünfziger Jahren, in einem amerikanischen Vorort. Es gibt die Gefahr, dass man gewisse Sachen übertrieben darstellt, genau wegen dieser Zeit und der emotionalen Unterdrückung. Wir mussten es frei und weg von den geschriebenen Seiten darstellen. Es musste frisch und anders werden. Wir haben viele verschiedene Sachen ausprobiert und wir haben alles getan um die Geschichte gut und ehrlich zu erzählen. Das ist alles was man als Schauspieler tun kann.Q: Es werden die sozialen Klischees analysiert, wie zum Beispiel die Wichtigkeit seinen eigenen Weg zu gehen oder die Familie. Wie war es für Sie einen solchen Film zu drehen? Mussten Sie während den Dreharbeiten viel über die eigentliche Materie nachdenken?A: Ich habe dauernd über die Materie nachgedacht. Ich habe den Roman überall mit mir mitgenommen. Das Buch ist unglaublich gut geschrieben und sehr wertvoll. Es wird sehr viel gesagt, währendem geschwiegen wird. Es war sehr wichtig, die Materie im Kopf zu haben, um genau diese Szenen drehen zu können. Der amerikanische Traum war es, in einen Vorort zu ziehen und glücklich zu werden. Es war die Meinung, dass man keine weiteren Träume mehr zu haben hätte. Man hatte keine Wahl, man musste einfach so glücklich werden. April Wheeler ist bemerkenswert, denn sie ist fähig die Wahrheit zu sagen und ihre Gedanke mitzuteilen. Sie versucht zu verstehen, wer sie ist und ob sie glücklich ist in einem solchen Leben. Sie und Ihr Ehemann haben ihre Identität verloren und sie würde jedes Risiko eingehen um diese wieder zu erlangen. Es geht darum nicht nachzugeben. Es war sehr interessant für mich. Q: Können Sie sich damit identifizieren?A: Nicht nachzugeben? Ja das kann ich. Ob ich mich mit April Wheeler identifizieren kann? Nein. Wir sind sehr unterschiedlich. Ich war jedoch sehr gerührt von April und ihrer Art. Ich bin eine sehr positive Person und kann mich aufgrund von vielen Sachen glücklich schätzen. Ich habe einen wundervollen Ehemann, wunderschöne Kinder und einen Job den ich liebe. Jeden Tag kann ich mich emotional weiterbilden und mich ausdrücken. Ich realisiere einige meiner Träume. April durfte dies, aufgrund der Welt in der sie lebte, nicht. Sie hatte nur die limitierten Möglichkeiten, welche die Frauen in dieser Zeit hatten. Ich habe mich sehr mit ihr verbunden gefühlt. Ich habe gespürt wie schlimm es sein muss, wenn man emotional so sehr unterdrückt wird.

14. Januar 2009

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