Interview

Meryl Streep: «Ich stelle mir am liebsten die Hintergrundgeschichten der Personen vor.»

Interview: Portmann Media

Die zweifache Oscarpreisträgerin beschäftigt sich am liebsten mit den Hintergrundgeschichten der Figuren.

Meryl Streep: «Ich stelle mir am liebsten die Hintergrundgeschichten der Personen vor.»

Q: Es ist schön Sie hier zu sehen Meryl. Gratulation zu Ihrer «BAFTA» Awards Nomination. Mit all diesen Verleihungen und den Oscars, die noch bevorstehen, wird eine Nomination für Sie irgendwann selbstverständlich?A: Nein, man betrachtet es nicht als selbstverständlich. Vor allem, weil man von anderen Schauspielern nominiert wird. Es ist wundervoll. Es bedeutet, dass Menschen welche dieselbe Arbeit machen wie ich, das schätzen, was ich versuche zu tun. Das ist sehr erfreulich.Q: Haben Sie bezüglich den Oscars eine spezielle Erinnerung oder einen Lieblings Moment?A: Nein, eigentlich nicht. (lacht)Q: Wie gehen Sie an eine Figur, wie ihre in Doubt, heran? Und wie stellen Sie sich ihre Hintergrundgeschichte vor?A: Das mache ich eigentlich am liebsten, mir die Hintergrundgeschichten der Figuren vorzustellen. Auf dem Papier werde ich als eine sehr förmliche, durchgreifende und versessene Person dargestellt. Wir machen uns ein sehr hartes Bild von ihr, weil sie genau auf diese Weise im Film vorgestellt wird. John Patrick Shanley, unser Regisseur, ist sehr klar und unerbittlich. Unglaublich unerbittlich. Wir haben darüber gesprochen, wie man Sister Aloysius Beauvier am Anfang sehen sollte. Wie sie von der Seite, von vorne und von hinten gefilmt werden sollte. Meine Aufgabe war es, seine Vorstellungen etwas zu minimieren. Ich musste herausfinden, warum sie so ist wie sie ist. Um sie emotional richtig darstellen zu können, musste ich wissen, warum sie diese Kriminalität und die Pädophilie wahrnimmt. Sie nimmt es schneller wahr als sonst jemand. Was hat das mit ihrer Vergangenheit zu tun? Es ist auf all diesen Sachen aufgebaut. Das ist für mich der Teil, der mir am meisten Spass machte. Q: Wie fühlt es sich an mit so grossartigen Schauspielern zusammen zu arbeiten und an so einem Projekt mitzuwirken? Ist es eine spielerische Jagd aufeinander, um möglichst viel voneinander zu profitieren?A: Es ist weniger eine Jagd, sondern mehr wie ein Streit in der Familie. Dabei kennt man sich zu gut und kennt alle Hintergründe und man denkt sich, warum kommt der jetzt mit so was? Man ist bereit dafür. Und es macht einen überhaupt nicht wütend wenn sie mit irgendwelchen Sachen kommen.Q: Wie ist es ein ehemaliges Theaterstück auf der grossen Leinwand zu sehen? A: Ich habe nie gedacht, dass es schliesslich zu einem Film gemacht werden würde. John hat mir dann bei einem Mittagessen erzählt, was er alles daraus machen möchte, was seine Ideen sind und ich war sehr aufgeregt. Als ich jetzt den fertigen Film gesehen habe, kann ich mir gar nicht mehr vorstellen, dass keine Kinder mitgespielt haben. Es ist unverständlich für mich. Sie sind so lustig. Ich glaube er hat viele Aspekte hinzugefügt, die sehr wertvoll sind für den Film.Q: Ich habe zwar das Theater nie gesehen, aber nachdem man den Film gesehen hat, kann man sich wirklich nicht vorstellen, dass da keine Kinder vorkamen.A: Ja genau, man fragt sich dann, wie er das nur ohne Kinder machen konnte.Q: Sie haben schon immer gesagt, dass Sie die Schauspielerei lieben. Geniessen sie ihren Job immer noch so sehr?A: Ja das tue ich. Es ist meine Droge. Ich liebe es wirklich. Ich kann es nicht einmal von meiner Familie fern halten. Wir alle stellen uns immer irgendwie dar. Es macht einfach unglaublich Spass.

11. Februar 2009

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