Interview6. Juni 2019

Sophie Turner über «X-Men: Dark Phoenix»: "Ich hatte panische Angst davor!"

Sophie Turner über «X-Men: Dark Phoenix»: "Ich hatte panische Angst davor!"
© 20th Century Fox Switzerland

Acht Jahre lang spielte die 23-Jährige die Rolle der unnahbaren und unnachgiebigen Sansa Stark in «Game of Thrones», nun bekommt sie auf Grossleinwand mit «X-Men: Dark Phoenix» ihren zweiten Auftritt als Jean Grey, die sich als mächtige Gegnerin aus den eigenen Reihen entpuppt: Sophie Turner im Interview über starke Frauenrollen, die Zukunft des Kinos und die Bedeutung von mentaler Gesundheit.

Wie fühlt es sich an, Teil der neuen Bewegung von weiblichen Superheldinnen zu sein?

Sophie Turner: Es ist grossartig, bei dieser Entwicklung dabei zu sein, die zurzeit in Superheldenfilmen und in Filmen generell passiert. Inklusivität wird immer wichtiger und das ist super! In den letzten Jahren haben wir «Black Panther» gesehen oder «Wonder Woman», der erste asiatische Superheldenfilm (Anm. d. Red: «Shang-Chi» von Destin Daniel Cretton) ist zurzeit in Produktion.

Es ist toll, ein kleiner, winziger Teil dieser wunderbaren Bewegung zu sein. Das Publikum fordert das auch: Statistisch gesehen kommen Filme mit weiblichen Protagonistinnen besser an. Das ist ein Fakt. Ich finde es gut, wie dieser Wandel vonstatten geht und Filme mehr auf das Publikum abgestimmt werden.

Als ich von «X-Men: Dark Phoenix» erfuhr, hatte ich zuerst panische Angst.– Sophie Turner

Wie ist es, in so eine ikonische Rolle hineinzurutschen?

Sophie Turner: In den Superheldenfilmen, die ich als Kind gesehen habe, waren weisse Männer in den Hauptrollen. Zu wissen, dass junge Mädchen und Jungs heutzutage solch eine Vielfalt sehen können – zum Beispiel Frauen als Superheldinnen oder verschiedene Ethnizitäten in den Hauptrollen – ist toll, denn diese Kinder, die sich vielleicht nur aufgrund ihres Geschlechts oder ihrer Ethnizität weniger mächtig fühlen, haben nun jemanden, zu dem sie aufschauen können. Sie sehen diese Superhelden, die ihre Unterschiede feiern und daraus sogar mehr Macht schöpfen. Das hätte ich mir in meiner Kindheit auch gewünscht.

Haben Sie schon immer gewusst, dass Jean Grey einen solch grossen Auftritt bekommen würde?

Sophie Turner: Nein, das wusste ich nicht. Ich kannte natürlich die «Dark Phoenix»-Comics, aber ich erfuhr erst etwa ein halbes Jahr vor dem Dreh von Simon (Regisseur Simon Kinberg, Anm. d. Red.), worüber der Film sein würde.

Ich war froh, dass mir Famke Janssen ihren Segen gab.– Sophie Turner

Was war Ihre Reaktion?

Sophie Turner: Mein erster Gedanke war „Oh, fuck“, aber dann dachte ich, dass das gut werden könnte (lacht). Ich hatte aber panische Angst.

Haben Sie sich Tipps von Famke Janssen geholt, die Jean Grey in den ersten Filmen verkörpert hat?

Sophie Turner: Für «X-Men: Apocalypse» habe ich als erstes nach Famkes E-Mail-Adresse gefragt, und wir haben ein wenig hin- und hergeschrieben. Ich habe ihr erklärt, wie ich die Figur sehe und sie gefragt, ob sie spezifisches Quellenmaterial oder Musik oder Filme benutzt hat, um sich Inspiration für die Rolle zu holen.

Was hat sie empfohlen?

Sophie Turner: Sie hat gesagt, dass sie gar nichts von dem benutzt hat (lacht). Das gab mir mehr Freiheit, sie hat mir sozusagen den Stab übergeben und gesagt: „Jean Grey ist jetzt dir, mach damit, was du willst“. Ich war froh, dass sie mir ihren Segen gegeben hat.

© 20th Century Fox Switzerland

Was lesen Sie aus Jean Greys Charakter?

Sophie Turner: Wir haben Jean Greys Zustand häufig mit einer psychischen Krankheit wie Schizophrenie, einer Sucht oder einer dissoziativen Persönlichkeitsstörung verglichen – diese Desorientierung und die Verwirrtheit, die sie erlebt. Diese Krankheiten zu studieren hat mir definitiv geholfen, mich in ihre Psyche hineinzuversetzen.

Obwohl der Film sehr märchenhaft und übermenschlich ist, enthält er doch Themen, die jeden von uns irgendwie betreffen. Jessica Chastains Figur zum Beispiel: Sie fragt Jean, ob sie weiterhin wie ein kleines Mädchen diesem Mann im Stuhl gehorchen will (Anm. d. Red.: James McAvoy als Professor Charles Xavier), oder ob sie lieber die Regeln brechen und die sein will, die sie eigentlich sein sollte. Obwohl sie die Antagonistin ist, befähigt sie Jean zur Macht – und im Film gibt es viele solche kleinen Dinge, in denen man sich wiedererkennen kann.

Ich glaube, jeder Mensch könnte an einem gewissen Punkt einen Therapeuten brauchen.– Sophie Turner

Wie sehen Sie die Zukunft des Kinos?

Ich glaube traurigerweise, dass Streaming sicherlich noch wichtiger und die Anzahl Filme, die im Kino gezeigt werden, signifikant zurückgehen wird. Blockbuster-Franchises wie «John Wick», «X-Men» oder «Avengers» wird es natürlich weiterhin im Kino geben. Für Arthouse-Kinos könnte es aus meiner Sicht aber leider schwierig werden. Der Fokus ist auf dem Internet und dem Streaming, und es macht mich unglaublich traurig, dass diese Magie, einen Film auf der grossen Leinwand zu sehen, irgendwie vergessen geht. Man muss aber auch mit der Zeit gehen.

Nach dem grossen Erfolg, den Sie zum Beispiel mit «Game of Thrones» hatten, haben Sie auch über Probleme mit Ihrer mentalen Gesundheit und den Druck von Social Media gesprochen. Wie gehen Sie heute damit um?

Zuerst einmal gebe ich Social Media nicht mehr so viel Raum in meinem Leben. Ich google mich definitiv nie selber (lacht). Und Therapie hilft mir. Ich glaube, jeder Mensch könnte an einem gewissen Punkt einen Therapeuten brauchen. So gehe ich damit um – die psychische Verfassung sollte immer an oberster Stelle stehen.

«X-Men: Dark Phoenix» ist ab sofort in den Deutschschweizer Kinos zu sehen.

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