Netflix-Tipp «Geheime Anfänge»: «Seven» trifft auf «Unbreakable»

Die spanische Netflix-Produktion ist ein ausgesprochen unterhaltsamer Film – insbesondere natürlich, wenn man ein Faible für die Welt der Comics hat. Das muss aber nicht zwangsläufig sein, da dieser Film auf mehrerlei Arten funktioniert. Er ist ein Serienkillerstoff, aber auch die Ursprungsgeschichte eines Superhelden. Was hier geschieht, ist im Grunde eine Vermengung von David Finchers «Seven» und M. Night Shyamalans «Unbreakable».

Filmkritik von Peter Osteried

In Madrid werden mehrere Menschen ermordet. Inspektor David Valentin ermittelt, benötigt aber die Hilfe des Comic-Shop-Besitzers Jorge, dessen Vater ein angesehener Polizist im Ruhestand ist. Denn jeder dieser Morde stellt die Ursprungsgeschichte eines Superhelden dar. Mit Jorges Hilfe gelingt es Valentin, eine Spur aufzutun, die zum wahren Täter führt. Aber irgendetwas scheint dabei nicht zu stimmen. Ein Detail fehlt. Liegt es in der Vergangenheit des Inspektors vergraben?

«Geheime Anfänge» verbeugt sich vor seinen zahlreichen filmischen Inspirationen.– Cineman-Kritiker Peter Osteried

Natürlich erkennt man die Vorbilder des Films, das gehört aber auch zum Reiz der Geschichte, die nicht nur mit den geheimen Ursprüngen der Helden spielt und diese zitiert, sondern sich auch vor den filmischen Inspirationen verbeugt. Dabei ist das Ganze ausgesprochen clever gemacht. Man hat Elemente einer Buddy-Komödie, in der zwei ungleiche Helden sich zusammenraufen müssen, einen Serienkiller-Plot und eine handelsübliche Superheldengeschichte. Das alles wird elegant durch den Fleischwolf gedreht, um ein bekömmliches Ganzes zu erschaffen.

Amüsant ist auch das Ende, das auf eine Fortsetzung schielt.– Cineman-Kritiker Peter Osteried

Die Auflösung der Geschichte mag ein wenig vorhersehbar sein, ist aber stimmig, da sie auch direkt von den Comics inspiriert ist. Ganz zu schweigen davon, dass man zum Ende hin tatsächlich einen Superhelden im Kostüm sieht – so wie er in der wirklichen Welt vielleicht aussehen würde. Amüsant ist auch das Ende, das auf eine Fortsetzung schielt. Denn nicht umsonst geht es hier lediglich um den Anfang, die Ursprungsgeschichte, die jeder Superheld haben muss. Sie gehört zur DNS des Genres, und dem wird der Film mehr als gerecht.

Aber ob es nun weitergeht oder nicht, für sich stehend funktioniert dieser Film wunderbar, weil er so viele verschiedene Erwartungen bedient, dabei aber auch einen liebevollen Blick auf die Nerds wirft, die sich in Jorges Laden in Cosplay schmeissen – darunter übrigens auch die Chefin des Inspektors.

Liebevoll gestaltete Figuren sind das A und O jeder Geschichte. Mit ihnen fällt sie, dieser Film triumphiert jedoch. Er ist eine Superhelden-Geschichte weit abseits von Marvel und DC, natürlich weniger aufwendig, selbstverständlich weit bodenständiger, aber in vielerlei Hinsicht auch sehr viel unterhaltsamer. Eine echte kleine Perle, die Netflix hier präsentiert.

4.5 von 5 ★

«Geheime Anfänge» ist ab sofort auf Netflix verfügbar.

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