Critique12. März 2019

Netflix-Kritik «Triple Frontier»: Heist-Movie im Dschungel Südamerikas

Netflix-Kritik «Triple Frontier»: Heist-Movie im Dschungel Südamerikas
© Netflix

Nach diversen Produktionsverzögerungen und Umbesetzungen erblickt das schon vor Jahren angekündigte Action-Drama «Triple Frontier» dank Netflix doch noch das Licht der Welt. J. C. Chandor schickt darin ein namhaftes Ensemble auf einen halsbrecherischen Raubzug.

Kritik von Christopher Diekhaus

Geld macht nicht glücklich! Dieses Sprichwort scheint eine der zentralen Botschaften des Films zu sein, den ursprünglich Oscar-Preisträgerin Kathryn Bigelow («Tödliches Kommando») nach einem Drehbuch ihres Stammautors Mark Boal inszenieren sollte. Auf dem Regiestuhl nahm am Ende allerdings Kollege J. C. Chandor Platz, der seine Fähigkeiten bereits in seinen ersten Langspielwerken, dem Wirtschaftsthriller «Der grosse Crash» und dem Survival-Drama «All Is Lost», demonstrieren konnte. Verglichen mit diesen Arbeiten fällt «Triple Frontier» leider etwas enttäuschend aus.

Vor dem grossen Coup: Die fünf ehemaligen Militär-Kameraden wollen ein Verbrecher-Anwesen überfallen.
Vor dem grossen Coup: Die fünf ehemaligen Militär-Kameraden wollen ein Verbrecher-Anwesen überfallen. © Netflix

Alles beginnt mit einer klassischen Heist-Movie-Situation: Da er von seiner Informantin Yovanna (Adria Arjona) einen heissen Tipp auf den Rückzugsort des Drogenbarons Lorea (Reynaldo Gallegos) erhalten hat, klappert der frühere US-Elite-Soldat Santiago (Oscar Isaac) seine alten Kameraden ab und lässt nichts unversucht, um sie für einen Überfall auf das Verbrecher-Anwesen zu gewinnen. Immerhin sollen dort unglaubliche Mengen an Bargeld lagern.

Spannend ist der Film vor allem deshalb, weil er eine Gruppe ambivalenter Protagonisten in Stellung bringt.– Cineman-Filmkritiker Christopher Diekhaus

Tom (Ben Affleck), Francisco (Pedro Pascal), William (Charlie Hunnam) und dessen Bruder Ben (Garrett Hedlund) folgen ihrem ehemaligen Weggefährten schliesslich in eine dünn besiedelte südamerikanische Grenzregion und stutzen nur kurz, als sie erfahren, dass Santiago die Mission auf eigene Rechnung, also ohne Wissen und Unterstützung der lokalen Behörden, durchziehen will. Scheint ihr Plan anfangs zu funktionieren, stehen die fünf Ex-Militärs schon bald vor handfesten Problemen.

Spannend ist der Film vor allem deshalb, weil er eine Gruppe ambivalenter Protagonisten in Stellung bringt. Die Freunde sind durchaus stolz, ihrem Land gedient zu haben, leiden aber auch an fehlender Anerkennung für den Einsatz und wollen sich mit dem Raubzug endlich das nehmen, was ihnen – nach persönlichem Empfinden – zusteht und was ihre eher trostlosen Leben in Windeseile aufpolieren könnte. Santiago lässt zwar anklingen, dass er die Menschen von Lorea befreien wolle. Ernsthafte politische Ambitionen stehen jedoch nicht im Vordergrund. Hauptantrieb ist die Aussicht auf den stattlichen Gewinn.

Ein Cast, der sich sehen lassen kann: Unter anderem sind Charlie Hunnam (Mitte rechts) und Ben Affleck (rechts) mit von der Partie.
Ein Cast, der sich sehen lassen kann: Unter anderem sind Charlie Hunnam (Mitte rechts) und Ben Affleck (rechts) mit von der Partie. © Netflix

Beim Eindringen in die Villa des Kartellbosses erzeugt Chandor, obwohl es erstaunlich wenig Widerstand gibt, eine durchaus nervenaufreibende Atmosphäre. Dass sich die fünf Soldaten im Angesicht des grossen Geldes plötzlich wie kleine Kinder benehmen und jegliche Vorsicht schleifen lassen, kratzt allerdings ein wenig an der Glaubwürdigkeit der als strategisch denkend und gut organisiert beschriebenen Figuren.

Der Film beschwört auf eher banale Weise den Wert von Kameradschaft und raubt seiner Geschichte damit Ecken und Kanten.– Cineman-Filmkritiker Christopher Diekhaus

Überhaupt verliert «Triple Frontier» ab diesem Zeitpunkt an Dringlichkeit und verfällt mitunter in ein Muster, das bereits «A Most Violent Year», dem letzten Film des Regisseurs, zu schaffen machte: Konflikte werden während einer Odyssee durch die unwegsame Berg- und Dschungelwelt immer wieder angedeutet. Auf eine Zuspitzung wartet der Zuschauer aber vergeblich.

Statt die Beziehung der strauchelnden Glücksritter kritisch zu hinterfragen, beschwört der Film auf eher banale Weise den Wert von Kameradschaft und raubt seiner Geschichte damit Ecken und Kanten. Alibimässig wirken zudem die eingestreuten Gespräche, in denen Zweifel am todbringenden Handeln des abgebrannten Haufens zum Vorschein kommen. Konfrontationen und markante Seeleneinblicke hätten – gerade vor dem Hintergrund der Extremerfahrung – fruchtbar sein können. Chandor gibt sich allerdings die meiste Zeit mit eindrucksvollen Landschaftsbildern und kleinen Actionakzenten zufrieden.

3 von 5 ★

«Triple Frontier» ist ab dem 13. März auf Netflix verfügbar.

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