Critique2. August 2019

Netflix-Kritik «Otherhood»: Eine Komödie über drei Mütter und ihre erwachsenen Söhne

Netflix-Kritik «Otherhood»: Eine Komödie über drei Mütter und ihre erwachsenen Söhne
© Netflix

Aus den Augen, aus dem Sinn: In Cindy Chupacks Romanverfilmung «Otherhood» wollen drei Mütter ihren Söhnen auf den Zahn fühlen, da die Sprösslinge seit ihrem Auszug nur noch selten von sich hören lassen. Statt gewitzter Unterhaltung gibt es ödes Netflix-Fast- Food.

Filmkritik von Christopher Diekhaus

Als sich die Freundinnen Carol (Angela Bassett), Gillian (Patricia Arquette) und Helen (Felicity Huffman) am Muttertag treffen, müssen sie sich eingestehen, dass, wie so oft, keiner ihrer Söhne an sie gedacht hat. Nach ein paar Drinks verwandelt sich die Frustration über das Verhalten ihrer Kinder allerdings in euphorischen Tatendrang. Was, wenn sie einfach in ein Auto steigen und nach New York düsen würden, um den Kontakt wieder zu intensivieren? Beschwipst von ihrer spontanen Idee, brechen die drei Verschmähten nur wenig später in die Großstadt auf. Während sich Carol bei ihrem überrumpelten Filius Matt (Sinqua Walls) sofort nach der Ankunft einquartiert, ziehen Gillian und Helen fürs Erste ins Hotel. Verschont bleiben ihre Söhne Daniel (Jake Hoffman) und Paul (Jake Lacy) von der mütterlichen Fürsorge aber freilich nicht.

Leider wirkt der auf Hochglanz polierte Film in vielen Momenten arg mechanisch und arbeitet die inneren Konflikte der Figuren eher lieblos ab.– Cineman-Filmkritiker Christopher Diekhaus

«Otherhood» basiert auf dem Roman «Whatever Makes You Happy» von William Sutcliffe und präsentiert sich anfangs noch recht augenzwinkernd-schwungvoll. Regisseurin Cindy Chupack (einige «Sex and the City»-Folgen stammen aus ihrer Feder) und Ko-Drehbuchautor Mark Andrus («Das grenzt an Liebe») bringen die Enttäuschung ihrer Protagonistinnen auf den Punkt, greifen jedoch schon hier zu Vereinfachungen und Überzeichnungen.

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Wie hält man die Beziehung zu seinen erwachsenen Kindern frisch? Welche Freiheiten braucht der Nachwuchs? Und wie kommen Eltern damit klar, dass ihre Sprösslinge auf einmal ihr eigenes Leben führen? Die Komödie umkreist allgemeingültige Fragen und dockt direkt an die persönlichen Erfahrungen des Zuschauers an. Beste Voraussetzungen für einen turbulent-emotionalen Reigen, möchte man meinen. Leider wirkt der auf Hochglanz polierte Film jedoch in vielen Momenten arg mechanisch und arbeitet die inneren Konflikte der Figuren eher lieblos ab.

Spannender als der Film an sich ist die Begleitgeschichte, die dafür sorgte, dass der ursprünglich vorgesehene April-Start von «Otherhood» verschoben wurde. – Cineman-Filmkritiker Christopher Diekhaus

Carol, Gillian und Helen gewinnen im Verlauf der Handlung nur wenig Profil, fühlen sich oft wie Abziehbilder an, woran auch die engagierten Darstellerinnen nicht viel ändern können. Noch dünner fällt die Charakterisierung der drei Söhne aus, denen das Skript keine Ecken und Kanten zugesteht. Wenn sich am Ende nach diversen, oft erwartbaren, Verwicklungen alles zum Besten wendet, erscheinen dieser Umschwung und der Erkenntnisgewinn der Protagonisten reichlich unverdient.

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Spannender als der Film an sich ist die Begleitgeschichte, die dafür sorgte, dass der ursprünglich vorgesehene April-Start von «Otherhood» verschoben wurde. Felicity Huffman bekannte sich nämlich genau zu dieser Zeit im Rahmen eines Hochschulskandals schuldig, ein üppiges Bestechungsgeld gezahlt zu haben, um ihrer Tochter einen Platz an einer Elite- Universität zu sichern. Wohin elterlicher Übereifer führen kann…

2 von 5 ★

«Otherhood» ist ab sofort auf Netflix verfügbar.

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