Critique30. Oktober 2020

Netflix-Kritik «His House»: Sozialkritisches Drama im Horror-Mantel

Netflix-Kritik «His House»: Sozialkritisches Drama im Horror-Mantel
© Netflix

Dem Schrecken des Krieges entkommen, will das Flüchtlingspaar Bol und Rial in Großbritannien ein neues Leben beginnen. Als ihnen mit einem eigenen Haus die Chance auf einen Neuanfang gegeben wird, müssen sie jedoch schockiert feststellen, dass eine böse übernatürliche Macht im Haus wütet.

Filmkritik von Waldemar Witt

In letzter Minute schaffte das afrikanische Paar Bol (Sope Dirisu) und Rial (Wunmi Mosaku) die Flucht aus dem kriegszerrütteten Südsudan. In Großbritannien angekommen ersuchen die beiden dort Asyl in Hoffnung auf einen Neuanfang und für ein besseres Leben. Zu ihrem Glück wird ihnen gar ein eigenes - wenn auch heruntergekommenes - Haus gewährt unter der Bedingung, dass sich das Paar ohne negative Auffälligkeiten in die Gesellschaft einfügt und einlebt. Während das Paar versucht, trotz Furcht vor diskriminierenden Vorurteilen ihrer Mitbürger voller Hoffnung an ihre Situation heranzugehen, scheint ihr Traum plötzlich vor ihren Augen zu zerfallen. Denn so muss das Paar voller Schrecken feststellen, dass eine übernatürliche Macht ihr Haus bewohnt und sie dort nicht duldet.

Horrorfans sollten mit diversen traditionellen Horror-Szenarien auf ihre Kosten kommen.– Cineman-Filmkritiker Waldemar Witt

«His House» präsentiert sich als Debüt-Spielfilm von Regisseur und Drehbuchautor Remi Weekes. Erstmalig im Rahmen des Sundance Filmfestivals im Januar 2020 vorgeführt, genoss «His House» bereits zu seiner Premiere positive Resonanz von Zuschauern und Kritikern. Nun findet das Horror- Drama schlussendlich auch während der Halloween-Saison seine Veröffentlichung auf Netflix.

Die bereits erhaltenen positiven Reaktionen sind dabei nicht überraschend. Denn so schafft es Regisseur und Autor des Films Remi Weekes es, den Film nicht nur als wirksamen Horror-Film zu gestalten, sondern vor allem auch als effektives sozialkritisches Drama. In diesem Sinne ähnelt „His House“ mit seiner Mischung aus übernatürlichem Horror-Elementen und der Thematik um die soziale Ungerechtigkeit farbiger Menschen stilistisch stark der Machart eines Jordan Peele-Thrillers wie bspw. «Get Out» oder «Wir».

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Als blosse „Jordan Peele Thriller-Kopie“ sollte «His House» allerdings nicht abgetan werden. Denn so befasst sich die Handlung nicht nur mit der Thematik um soziale Diskriminierung, sondern vor allem auch dem Druck sich an eine neue Gesellschaft anzupassen und die Opfer, die dabei eingegangen werden müssen. So agieren Aspekte der Handlung wie bspw. die Bedingung, nicht negativ in der Nachbarschaft und den Behörden aufzufallen und verwiesen zu werden, als wesentlich komplexere Gefahr für die Hauptfiguren im Film. Denn so schafft es der Terror der übernatürlichen Macht des Hauses zwar nicht Bol und Rial physisch zu verletzen, jedoch mit seinen Illusionen in den Wahnsinn zu treiben und somit evtl. zurück in den Südsudan.

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Auch Horrorfans sollten mit diversen traditionellen Horror-Szenarien auf ihre Kosten kommen. Trotz der Tatsache, dass diese sich nicht als wahrlich innovativ erweisen, gleicht die visuelle Präsentation vieler der alptraumhaften Illusionsszenen des Films dies mit Leichtigkeit aus. Gezielt wird auf diese Weise das eigene Haus und Symbol der Hoffnung für das Paar nach und nach zu einem Käfig, dem sie nicht entkommen können.

Gefüllt mit Metaphern und Symbolik erweist sich vor allem das Finale des Films als beeindruckender emotionaler Höhepunkt des Films, indem die Beziehung zwischen Bol und Rial auf die Probe gestellt wird. Getragen und erhoben wird die gesamte Handlung derweil in beeindruckender Weise von der schauspielerischen Leistung der beiden Hauptdarsteller Sope Dirisu und Wunmi Mosaku.

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«His House» lässt sich bestens als „sozialkritisches Drama im Mantel eines Horror-Films“ beschreiben. Während die Handlung durchaus diverse übernatürliche Aspekte bietet und für genug Grusel- und Spuk-Momente sorgt, ist es jedoch vor allem die emotionale und intime Geschichte der zwei Hauptfiguren, die «His House» zwischen anderen „Haunted House“-Genre-Filmen herausstechen lässt. Denn so bietet die Handlung nicht nur altbewährte Horror-Unterhaltung, sondern regt zusätzlich gekonnt zum Nachdenken über problematische Umstände in der realen Welt an.

4.5 von 5 ★

«His House» ist ab sofort auf Netflix verfügbar.

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