Critique13. März 2020

Netflix-Kritik «Blutiger Trip»: Skurriler Binge-Watch-Horror aus Norwegen

Netflix-Kritik «Blutiger Trip»: Skurriler Binge-Watch-Horror aus Norwegen
© Netflix

Das Schöne an Netflix ist, dass man nicht nur Serien aus Amerika, sondern aus allen Teilen der Welt erhält. «Blutiger Trip» (englisch: «Bloodride») ist eine Horror-Produktion aus Norwegen, die sich für Binge-Watching geradezu anbietet. Denn die Anthologie besteht aus nur sechs knapp halbstündigen Episoden.

Serienkritik von Peter Osteried

Die sechs Episoden beginnen alle mit einem Bus, der seine Passagiere ins Nirgendwo führt – vielleicht aber auch in die Hölle. Wann immer ein Passagier aussteigt, beginnt seine Geschichte. Diese Geschichten sind allesamt ein wenig ungewöhnlich, leben aber in bester «Tales from the Crypt»-Tradition von der Überraschung am Ende.

So erfährt eine Frau von einem Opferstein der Wikinger, mit dem man zu Reichtum kommen kann, wenn man nur gewillt ist, etwas zu opfern, das einem lieb und teuer ist, während in einer anderen Geschichte ein Mann aus der Psychiatrie entlassen und von seinen verkommenen Brüdern empfangen wird. Diese Geschichten enden einigermassen vorhersehbar, andere sind deutlich ungewöhnlicher, so die einer Frau, die merkt, dass ihr Leben von einem Autor fremdbestimmt ist, der über sie schreibt.

Bei einer kurzen Gesamtdauer ist der Serie ein gewisser Leerlauf verziehen.– Cineman-Kritiker Peter Osteried

© Netflix

Mit der Rahmenhandlung erinnert die Serie an alte Anthologie-Filme wie «Dr. Terror’s House of Horrors» der britischen Firma Amicus, die in den 1960er-Jahren einige solcher Episoden-Filme in die Kinos brachte. Wie diese Filme leidet auch die Serie darunter, dass das Gebotene durchwachsen ist. Eine Geschichte ist hervorragend, eine andere durchschnittlich, wieder eine andere ein Rohrkrepierer.

Das lässt sich auch bei den nur sechs Folgen von «Blutiger Trip» feststellen, aber zum Glück sind die Folgen derart kurz, dass die wirklich schlechten Elemente der Serie diese nicht komplett herunterziehen. Bei einer Gesamtsichtungsdauer von drei Stunden ist ein wenig Leerlauf verzeihlich.

«Blutiger Trip» hebt sich mit nordischem Flair wohltuend von ähnlichen amerikanischen Produktionen ab.– Cineman-Kritiker Peter Osteried

Zumal die Serie schön nordisches Flair hat. Sie hebt sich dadurch wohltuend von ähnlichen amerikanischen Produktionen ab, auch wenn einige der Geschichten deshalb nicht zwingend origineller daherkommen. Dennoch gibt es hier ebenso Geschichten, die nicht nur faszinieren, sondern zusätzlich über neue und knackige Ideen verfügen.

© Netflix

Es liegt in der Natur des Formats, dass der ganz grosse Wurf nicht gelungen ist. Für jede «Twilight Zone» und jedes «Tales from the Crypt» gibt es einfach eine Vielzahl von Anthologie-Shows, die nicht in derart hoher Frequenz eine Hammerfolge nach der anderen präsentieren. «Blutiger Trip» ist aber eine sympathische Serie mit Flair und Atmosphäre – und vielleicht eher für Horror-Novizen als alte Genre-Hasen geeignet. Die einzelnen Folgen sind kleine Horror-Snacks für zwischendurch. Nicht mehr, nicht weniger.

3 von 5 ★

«Blutiger Trip» ist ab sofort auf Netflix verfügbar.

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